Worüber die (faire) Modebranche im April gesprochen hat, haben wir in unseren Fair Fashion News für euch zusammengefasst.
Forever 21 und die Skrupellosigkeit von Fast Fashion
Mitten in der Fashion Revolution Week postet Forever 21 India im Instagram-Feed ein Etikett mit dem Schriftzug: “I probably won’t wear this dress again because it’s already on my Instagram.” Und darunter: “Made in China. 100% Fast Fashion”. Unter dem Post sammeln sich empörte Kommentare. Das Ironische an der Sache ist, dass das Etikett nicht etwa von Forever 21 selbst kommt, sondern von der Künstlerin Elizabeth Thilling von Project Stop Shop, die mit ihrer Arbeit Kritik am System Fast Fashion ausübt (absolute Instagram-Empfehlung!). Offensichtlich haben sich die Social Media Manager*innen von Forever 21 India von dem Slogan direkt angesprochen gefühlt und das Bild gleich mal in den eigenen Feed mit der Caption “Now let’s be honest here…” aufgenommen.
Selbstironie? Selbstkritik? Schlechter Humor? Was auch immer da hinter den Kulissen (schief)gelaufen ist: Indien ist nach China und Bangladesch der größte Textilexporteur und beliefert uns tagtäglich mit Fast Fashion, die auf dem Rücken von billiger Lohnarbeit ausgetragen wird. Alles damit wir hier, am anderen Ende der Kette, das Kleidungsstück – nur für den Kick, für den Augenblick – auf Instagram posten können, Likes abkassieren und es danach nie wieder tragen. Die künstlerische Arbeit und Systemkritik von anderen für die eigenen Zwecke zu missbrauchen – egal, ob auf einem Statement-Shirt oder im Social Media-Feed -, verdeutlicht einmal mehr, dass Fast Fashion ein ignorantes und respektloses Business ist, das davon lebt, sich die Arbeit von anderen anzueignen.
Ein Kommentar von der Künstlerin Elizabeth Thilling von Project Stop Shop auf Instagram:
Fashion Revolution Week Rückblick – zwischen Impact und Nische
Während Forever 21 Fast Fashion produziert und Menschenrechte verletzt, haben vom 22. bis zum 28. April über 90 Länder an der Fashion Revolution Week teilgenommen und sich für eine gerechtere und fairere Modeindustrie eingesetzt. Auch in Deutschland fanden unzählige Aktionen und Events statt und Fashion Revolution war online und offline gefühlt lauter als im letzten Jahr. Dass wir trotzdem noch einen langen Weg vor uns haben, zeigen die Teilnehmer*innenzahlen an den Demonstrationen in Berlin und Hamburg, zu denen insgesamt circa 500 Menschen kamen.
Klar, die Stimmung war großartig und jede Stimme zählt. Trotzdem müssen wir uns immer wieder fragen, wie wir außerhalb der Filterblase Menschen mobilisieren können, die sich uns im Kampf für eine bessere Modeindustrie anschließen. Auch wenn die Fashion Revolution Week offiziell vorbei ist, ist es wichtig, dass wir weiterhin das Gespräch mit anderen suchen und Modebrands in ihre Verantwortung nehmen.
Fashion Revolution Week Rückblick – immer mehr Labels geben Informationen über Lieferketten preis
Just in time for Fashion Revolution, wurde übrigens der Fashion Revolution Transparency Index 2019 veröffentlicht, der die 200 größten Modebrands mit einem Jahresumsatz von 500 Millionen US-Dollar hinsichtlich ihrer Transparenz prüft. Die Ergebnisse zeigen, dass sich hier ein wenig was tut: So konnte bei der Offenlegung von Informationen zu den Lieferketten eine Steigerung von 4% bei den im Jahr 2018 150 befragten Unternehmen festgestellt werden. Am besten abgeschnitten haben mit 64% Adidas, Reebok und Patagonia, dicht gefolgt von Esprit und H&M. Gut zu wissen: Der Index richtet sich nach den zur Verfügung gestellten Informationen der Unternehmen hinsichtlich sozialer und ökologischer Richtlinien und trifft keine Aussage über die eigentliche soziale und ökologische Performance.
Dass Unternehmen endlich anfangen, ihre Lieferketten aufzuschlüsseln und sich ein Bild ihrer undurchsichtigen Zuliefererketten machen, werten wir als einen wichtigen Schritt Richtung Verantwortung. Alle Ergebnisse vom Fashion Revolution Transparency Index 2019 gibt es hier.
#fairbylaw oder das Ende der Freiwilligkeit
Am 24. April ist Lisa Jaspers Petition, die sie vor einem Jahr gestartet hat, in die 2. Auflage gegangen. Damit wir die deutsche Bundesregierung dazu auffordern können, ein Gesetz zu unternehmerischen Sorgfaltspflichten für in Deutschland ansässige Unternehmen zu verabschieden, brauchen wir richtig viele Unterstützer*innen. Das nächste Ziel – 150.000 Unterschriften – ist in greifbarer Nähe. Nur, wenn viele die Petition unterschreiben, schaffen wir es, dass die Politik die Problematik nicht mehr länger wegignorieren kann. Deshalb: Unterschreibt die Petition jetzt (dauert circa 59 Sekunden), teilt sie mit Freund*innen, Kolleg*innen und Familie. Was ein solches Gesetz bedeuten würde, haben wir hier für euch zusammengefasst. Grafiken und weiteres Material zum Teilen findet ihr auf unserer Modeaktivismus-Seite.
The Slow Label – Fair Fashion von Anna-Laura Kummer
Es gibt ein neues Modelabel am Fair Fashion-Himmel: Mit The Slow Label hat Bloggerin Anna-Laura Kummer ein Basiclabel gegründet, das auf Pullover und T-Shirts im minimalistischen Design setzt. Genäht werden die Basics in einer von der Fair Wear Foundation auditierten Fabrik in Bangladesch, bedruckt werden sie von Hand in Deutschland. Mehr Informationen über die Produktion findet ihr hier.
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Mindful Women – ein Netzwerk für Frauen* mit nachhaltigen Projekten
Wenn sich kreative Köpfe vernetzen, kann nur Großartiges daraus entstehen. Stina Spiegelberg, TV-Köchin und Buchautorin, und Sylvie Tittel, nachhaltige Grafikdesignerin, haben im April ihr Netzwerk Mindful Women gelauncht. Dahinter steckt ein Netzwerk, das Frauen aus der Nachhaltigkeitsszene offline und online vernetzt und so ihre private und berufliche Weiterentwicklung fördern möchte. Der Auftakt fand am 27. April auf der Messe Fair Handeln in Stuttgart statt, wo Gründerinnen zum Erfahrungsaustausch zusammenkamen und die 1. Ausgabe des Mindful Women-Magazins feierten, das zehn beeindruckende Fempreneurs vorstellt und kostenfrei als Download erhältlich ist. Was das Netzwerk sonst zu bieten hat, erfahrt ihr hier.
Was waren eure Fair Fashion News-Highlights im April?