Fashion Changing News: von Spice Girls, Fashion-Week-Vibes und einem Aufräum-Hype

Worüber die (Fair) Fashion-Modeszene im Januar gesprochen hat, erfahrt ihr in unseren ausgewählten Branchennews.

Wollen wir nicht alle ein Spice Girl sein?

Baby Spice, Ginger Spice, Posh Spice, Scary Spice, Sporty Spice  – so viel Identifikationsfläche gab es in den 1990er Jahren selten in einer Band. Ob man sie mochte oder nicht: Die Spice Girls wirbelten die männlich dominierte Musikbranche mächtig auf und machten „Girl Power!“ zu einem popkulturellen Phänomen, das sogar ins Oxford English Dictionary aufgenommen wurde.

© Comic Relief

Passend zur bevorstehenden Comeback-Tour haben die Spice Girls nun mit ihrer T-Shirt-Kollektion #IWannaBeASpiceGirl eine große Marketingkampagne gelauncht. Ein Teilerlös soll an die Charity Comic Relief gehen, die sich für Gleichberechtigung einsetzt. Nur leider ist nicht überall Girl Power drin, wo #IWannaBeASpiceGirl draufsteht. Recherchen von The Guardian ergaben, dass die rund 20 Euro teuren T-Shirts für einen Stundenlohn von knapp 40 Cent in Bangladesch genäht wurden.

Die Shirts wurden größtenteils von Frauen genäht, die gegenüber dem Guardian angaben, während ihrer 16-Stunden-Schichten verbale Gewalt erfahren zu haben, um schneller zu produzieren. Die Spice Girls und Comic Relief haben im Vorfeld die Produktionsstätte im Hinblick auf soziale Standards überprüfen lassen und für gut befunden. Dass der von ihnen beauftragte Online-Händler die Fabrik gewechselt hat, hat, laut Comic Relief, keiner mitbekommen. Wie genau es soweit kommen konnte, könnt ihr hier nachlesen.

Um eines klar zu stellen: Niemand spricht den Spice Girls ab, es mit Geschlechtergleichberechtigung nicht ernst zu meinen. Aber es wird eben – wie bei vielen anderen Stars auch – nicht zu Ende gedacht. Feminismus ist mehr als ein cooler Statement-Spruch und nicht etwas, was wir exklusiv für uns beanspruchen können, während am anderen Ende der Welt Arbeiter*innen unter menschenunwürdigen Bedingungen Tag und Nacht dafür arbeiten, dass wir auf unseren Shirts Girl Power verbreiten können. Wenn die Merchandise-Produkte von einflussreichen Popgrößen wie den Spice Girls, Beyoncé oder Madonna von Anfang bis Ende fair produziert wären, hätte das positive Auswirkungen auf das Leben der Frauen entlang der textilen Lieferkette und wäre ein wirklich starkes Statement.

#WeWouldNeverWorkWithPrimark

Ein ebenso fragwürdiges Statement setzt die aktuelle Denim-Kampagne von Primark. Unter dem Hashtag #IWorkWithPrimark bewerben Influencer*innen die neue Jeanskollektion des Fast Fashion-Riesen. Kritische Nachfragen oder Kommentare unter den Posts werden oftmals gelöscht. Auch wenn es natürlich einfacher ist, großes Geld mit großen Fast Fashion-Unternehmen zu verdienen, so tragen alle Content Creators – egal, ob 100 oder 100.000 Follower – Verantwortung und sollten mit ihrer Social Media-Power achtsam umgehen.

Wie schnell man die sozialen Netzwerke für Gutes nutzen und sogar eine Gegenbewegung ausrufen kann, zeigt die #IWouldNeverWorkWithPrimark-Aktion von Fair Fashion-Blogger*innen, die von Madeleine Alizadeh (@dariadaria) initiiert wurde. Über 600 Posts sind auf Instagram bereits unter dem Hashtag erschienen. Das verdeutlicht einmal mehr die Power des #consciousbloggercollective – ein Zusammenschluss, der für alle offen steht, die mehr Verantwortung übernehmen wollen.

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Time to take a stand, dear #fashionchangers! 💥 #iwouldneverworkwithprimark #wewouldneverworkwithprimark Dear lovely influencers and media people out there, of course we all have a hard time earning our money in times when everyone is a blogger or influencer and we all want our share. But every collaboration comes at a price. There is always one big question: Do I want to support this or that brand? We, as Fashion Changers, think that we all have a certain responsibility and should only support brands and labels that make a difference in this crazy consumption-oriented world or that try at least to do better – even if they still have a long way to go. @primark is definitely not a company like that. Primark earns its money on the back of cheap labor. Primark produces cheap throw-away-fashion that comes with a cost. Maybe not for you but for all workers attached to their supply chain. And it affects not only the textile workers in foreign countries like China, India or Bangladesh – where primark produces – but also even the saleswomen and -men in the stores here who complain about pretty bad working conditions. Primark is not a company you should be proud of promoting and even if this pays your rent, you should think about twice where your money comes from. If you have questions concerning fairly produced fashion and don’t know where to start, drop us a line or two. We are so happy to help and to connect you to a community – #consciousbloggercollective – that receives you with open arms. Maybe take the first step today. What are you waiting for? ❤️ Thanks to @dariadaria and @kora.mikino.menstruation.panty for initiating this. 💫 #letschangethatfashiongame P.s.: for the very first step you could check out the (denim) labels we tagged. The rest is vintage or secondhand (also a great source for denim fashion). Happy to help!🚀

Ein Beitrag geteilt von Fashion Changers (@fashionchangers) am

Jyoti Fair Works x heylilahey

Das deutsch-indische Fair Fashion-Label Jyoti Fair Works hat gemeinsam mit Mia vom Blog heylilahey zwei Zero Waste-Wickelblusen aus Baumwolle und Peace-Seide designt, die während der Berliner Fashion Week gelauncht wurden. Genäht wurden die Blusen in der eigenen Nähwerkstatt in Chittapur in Südindien, in der sozial benachteiligte Frauen arbeiten. Als gemeinnütziges Label investiert Jyoti die Gewinne aus der Bluse und aus der regulären Kollektion in die Nähwerkstatt, um so den Näherinnen neben fairen Löhnen auch Weiterbildungskurse zu finanzieren und zinslose Kredite anzubieten. Empowerment pur!

Mia von heylilahey und das Team von Jyoti Fair Works beim Launch-Event. Foto: © Jesse Abrams

Aufräumen mit Marie Kondo weitergedacht

Alles auf neu im Januar. Kein Wunder, dass so viele ganz besessen von der Serie „Tidying up with Marie Kondo“ (2019, Netflix – DE: “Aufräumen mit Marie Kondo”) sind, die auf Marie Kondos 2014 erschienenem Buch und Weltbestseller „The Life-Changing Magic of Tidying Up“ basiert. Nun berät Japans wahrscheinlich bekannteste Aufräum- und Ordnungsberaterin US-Amerikaner*innen beim Entrümpeln und entfacht so den KonMari-Hype aufs Neue. Die Serie ist ein guter Motivator, um sich von angehäuften Dingen zu trennen und durch weniger Besitz mehr Klarheit zu erlangen. Doch wie bereits im Buch, werden auch in der Serie die ungewollten Dinge in große Müllsäcke gepackt und teilweise einfach weggeschmissen. Darunter auch Berge an Kleidung. Denn Marie Kondo hilft zwar beim Aufräumen, aber nicht beim Entsorgen.

Die grüne Blogosphäre nimmt die Serie nun vermehrt als Aufhänger, um den Wegwerf-Hype etwas zu entzaubern und stattdessen Konsumkritik zu üben. Jenni von Mehr als Grünzeug hat sich auf ihrem Blog näher mit der Serie auseinandergesetzt und mitunter das Kondo’sche Versprechen von „weniger Besitz macht dich zu einem besseren und glücklicheren Menschen“ in der postkapitalistischen Gesellschaft hinterfragt. Mia von heylilahey (Hello again!) hat Marie Kondos Serie zum Anlass genommen und erzählt auf YouTube, wie wir wirklich nachhaltig ausmisten können. Auf dem Blog A Hungry Mind entkräftet Sabine die komplette Serie und räumt damit auf, dass Marie Kondo unser aller Leben verändern kann.

© Sabine Appel/A Hungry Mind

Und auch die Berliner Zeitung hat uns gefragt, wie wir all die ungewollten Klamottenberge am besten entsorgen und, noch viel wichtiger, wie wir überhaupt Kleidungsmüll vermeiden können. Wer keine Lust auf Aufräumen hat, kann übrigens alternativ die Dokumentation „The True Cost“ (2015, Regie: Andrew Morgan) über den wahren Preis unserer Kleidung auf Netflix schauen. Happy to help!

Erste vegane Fashion Week in L.A.

Genau, was die Welt braucht: noch eine Fashion Week. Aber zu früh aufgestöhnt! Denn Le French Lab-Kreativdirektorin und Tierschutzaktivistin Emmanuelle Rienda will mit ihrer in Los Angeles stattfindenden Vegan Fashion Week (1. bis 4. Februar 2019) eine Plattform schaffen, die die Zukunft der Mode auf den Laufsteg bringt.

Damit richtet sich Rienda nicht ausschließlich an vegane Modebrands, sondern an Designer*innen, die daran arbeiten, ihre Produktionsbedingungen dahingehend zu verändern, dass Menschen- und Tierrechte geachtet werden. „It’s not a matter of style anymore. It’s a matter of choice”, so Rienda. Die Vogue hat mit Rienda über ihr Vorhaben gesprochen.

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von VEGAN FASHION WEEK (@veganfashionweek) am

Titelbild: © Vegan Fashion Week/Instagram; © Creative Commons/Wikipedia; © heylilahey; © Comic Relief

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert