Das Modemagazin der Zukunft: More or Less Mag

Während der Fashion Week stolpern wir auf der Zeit Magazin Konferenz über Jaime Perlman, ihres Zeichens Kreativdirektorin, die ihre große Karriere in New York und mit der Zusammenarbeit mit Anna Wintour für die amerikanische Ausgabe der Vogue begann. Viele Jahre als Creative Director bei der British Vogue folgten. Außerdem ist Perlman begeisterte Fashion Film Enthusiastin und Gründerin der Plattform Test, auf der sie mit jungen, britischen Designer*innen zusammenarbeitet, um ihre Kollektionen audiovisuell vorzustellen. Sie hat weit verzweigte Kontakte in viele Bereiche der Modebranche und ist ein wahres Multitalent. Auf besagter Konferenz diskutiert sie gemeinsam mit Journalistin Claire Beermann und Stylist Dogukan Nesanir über die Zukunft der Modemagazine.

Während der Entstehung der ersten Ausgabe des More or Less Mags stellte sich heraus, dass wohl enge Beziehungen das Leitthema sind: So wurde zum Beispiel Kate Moss für das Shooting von ihrem besten Freund James Brown gestylt. © More or Less Mag

Ein Modemagazin der Zukunft

Jaime Perlman hat unlängst ihr eigenes Fashion-Magazin gegründet: das More or Less Mag. Ziemlich mutig in einer Zeit, in der Printmagazine überall ums Überleben kämpfen. Doch Perlman hat eine Mission: Sie möchte die Modewelt von ihrer Arroganz und dem unbedingten Luxusdenken befreien. Das Mantra des More or Less Mag ist daher:

„Excess is no longer in fashion. Creativity is the new luxury.“

Außerdem ist die Kreativdirektorin und Herausgeberin gelangweilt von den immer gleichen Looks und den stetigen Zyklen des Modezirkus. Das More or Less Mag soll deswegen nicht nur aktuelle Kollektionen featuren, sondern vor allem Mode in ihrer Gesamtheit zeigen. Und dazu gehören eben auch Vintage, überschüssige Armeekleidung, Sportklamotten, alte Schuluniformen, Handwerkskunst und vermeintlicher Müll. Die gesamte Bandbreite wird in dem Magazin aufgeführt und soll dabei echte Menschen zeigen, die echte Kleidung tragen. Es scheint fast so als wäre Perlman der Vogue ein wenig überdrüssig geworden und deswegen ein radikales Gegenkonzept entwickelt. Fragen konnten wir sie das leider nicht, denn bis heute ist noch kein Interview zustande gekommen.

Creative Producer Sylvia Farago wurde auf 26 Seiten in ihrer ausgiebigen Bandshirt-Sammlung abgelichtet. © More or Less Mag

The True Cost

Die erste Idee für das More or Less Mag war noch eine andere. Jaime Perlman wollte anfangs nur Outfits zeigen, die nicht mehr als £500 gekostet haben. Sie fragte ihre Bekannte Livia Firth, wie sie die Idee fände. Und vielleicht könnt ihr die Antwort schon erahnen. “Why so cheap?”, gab Firth zu bedenken, “Du musst vorsichtig sein. Wenn du es zu günstig machst, bezahlst du nicht den Preis, den die Dinge eigentlich kosten. So unterstützt du unethische Arbeitsbedingungen in Fabriken auf der ganzen Welt.” Das brachte Perlman ins Grübeln. Dank des kleinen, aber doch so wichtigen Hinweises dachte sie nicht nur über das Konzept der gezeigten Outfits nach, sondern wurde vor allem daran erinnert nachhaltige Mode zu stärken.

So präsentiert das More or Less Mag eine große Bandbreite von Mode und konzentriert sich insbesondere auf nachhaltige Aspekte, die sonst in Printmagazinen nicht allzu häufig einen Platz finden. Zudem fördert Jaime Perlman aktiv Nachwuchsdesigner*innen und Fotograf*innen und lässt immer mindestens ein*e Student*in an der jeweiligen Ausgabe mitarbeiten. Das More or Less Mag soll den Kleidungsstücken und den Menschen dahinter wieder einen Wert geben und ein wenig die Geschwindigkeit aus unserer wahnsinnig rasanten Welt herausnehmen. Wir finden, das ist eine großartige und beachtenswerte Idee und es bräuchte mehr dieser Konzepte in der Modewelt, damit ein immer größerer Teil von Menschen daran partizipieren kann.

Schauspielerin Chloë Sevigny sortierte ihren Kleiderschrank aus. Alles, was sie eigentlich loswerden wollte, wurde Teil des Shootings. © More or Less Mag

Das More or Less Mag gibt es auch in Deutschland in ausgewählten Zeitschriftenläden, wie sie zum Beispiel in Berlin des Öfteren zu finden sind. Eine Liste der Händler*innen findet ihr hier.

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