Kinder – der ökologische Supergau?

Vor allem umweltbewusste Millenials treibt seit einigen Monaten die Frage um: Sollte ich für das Klima auf Kinder verzichten – obwohl ich eigentlich welche haben will?

Disclaimer: Das Thema „Babys und Kinder“ ist hochemotional und ziemlich komplex. Ich habe versucht, viele Aspekte in meine Überlegungen (und diesen Artikel) einfließen zu lassen, aber es liegt in der Natur der Sache, dass ich Dinge übersehe und einseitig darstelle, auch wenn ich mich um Multiperspektivität bemühe. Niemand muss meiner Meinung sein und vielleicht ändere ich sie selbst auch übermorgen wieder, wer weiß. Das hier ist ein Versuch, der Frage näher zu kommen.

Kinder. 

Es ist ein gewichtiges Wort, eines, das unbequem im Mund liegt – zumindest, wenn man eine Frau, Ende Zwanzig und dementsprechend Millenial ist. Man steht neben jenen, die kürzlich schwanger waren, oder es jetzt sind und bald ihren ersten Nachwuchs erwarten; in Freund*innengruppen online wie offline. Frauen, die sich nicht sicher sind, das Thema erstmal wegschieben, um sich auf andere Dinge im Leben zu konzentrieren: Selbstverwirklichung, Karriere. Und irgendwie ist doch auch die Sache mit der Selbstfindung noch immer nicht ganz abgeschlossen. 

Zu diesen Menschen gehöre ich. 27 Jahre jung, mit einem Uni-Abschluss in der Tasche und auf dem Weg in eine stabile Selbstständigkeit.  

Während meine Mutter mich bereits mit 23 Jahren in diese Welt brachte, bin ich mir mit vier Jahren mehr Lebenszeit immer noch nicht sicher, ob ich überhaupt Kinder haben will. Verkopft, wie ich bin, habe ich eine ganze Reihe Pro- und Contra-Argumente ausgearbeitet, phasenweise fein säuberlich notiert gegenüber gestellt auf dem kleinen Notizzettel, den ich in einem meiner vielen Jutebeutel gefunden habe. 

So langsam, aber sicher gerate ich beim Anblick von Babyschuhen und Babys in persona in quietschige Verzückung. Die Hormone machen also scheinbar ihre biologisch speziessichernde Arbeit. 

Sobald sich jedoch mein Hirn einschaltet, ist es mit dem Endorphinrausch vorbei: Ich denke an Dinge wie Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Daran, dass ich in einer Partnerschaft aller Voraussicht nach, diejenige mit dem niedrigeren Einkommen bin – und der ökonomischen Logik nach, das Gros der Erziehung übernehmen müsste. Ich denke an Paare, die noch so gebildet und (links-)liberal aufgeklärt sind und spätestens beim ersten Kind in traditionelle Rollenmuster verfallen. Ich denke an Hebammen, die sagen: Das System zum Schutz für Mütter ist so schlecht, eigentlich müssten alle Frauen streiken. Ich denke an Regretting Motherhood.

Und als wäre das allein nicht schon Grund genug, Angst zu haben, denke ich neuerdings auch ans Klima. 

“[…] Großräumig unsichere Verhältnisse und zweifelhafte Zukunftsaussichten führen, wenn die Möglichkeit besteht, keine Kinder zu kriegen, zu sinkenden Geburtenraten. Eine signifikante Anzahl an Frauen trifft also Entscheidungen aufgrund der Großwetterlage, denn niemand entgeht dem Wetter. Das Politische endet nicht an der Wohnungstür.”
(
Forumsbeitrag im Brigitte-Forum)

Schaden Kinder dem Klima?

Der Klimaschutz im Generellen schreitet im Schneckentempo voran oder stagniert gleich ganz und gefühlt waren persönliche Entscheidungen schon lange nicht mehr so politisch wie in diesen Tage. Dazu zählt auch die Frage danach, ob ich meine Gene weitergeben möchte. 

Birthstrikers: Nö, aus unserem Uterus gibt‘s keine Babys mehr

Die Sache mit dem Streiken hat eine ganze Reihe Frauen* bereits umgesetzt – und das nicht erst seit gestern: Die sogenannten Birthstrikers bekennen sich seit einigen Monaten öffentlich dazu, aufgrund der aktuellen klimatischen Entwicklungen keine Kinder in die Welt setzen zu wollen. Die meisten von ihnen sind Frauen*, viele stehen Extinction Rebellion nahe. 

Mit den Antinatalist*innen möchten die Birthstrikers als Bewegung nicht in Verbindung gebracht werden: Im Gegensatz zu diesen, die ein langsames Aussterben der Menschheit favorisieren (weil das Leben insgesamt so viel Unglück bereithalte, dass man es einem niemandem vorsätzlich antun dürfe), argumentieren die Geburtenverweiger*innen mit der Dringlichkeit der Klimakrise. 

(Das schließt natürlich nicht das Umgekehrte aus: Einige Antinatalist*innen führen für ihre Entscheidung, keine Kinder zu bekommen, Umweltgründe an und lassen sich zum Beispiel deswegen sterilisieren.)

Dass nichts den eigenen ökologischen Fußabdruck so ruinieren kann wie die Geburt eines Kindes, ist für nachhaltig engagierte Menschen das Schreckgespenst schlechthin – vor allem, wenn sie sich aus ganz natürlichen und nachvollziehbaren emotional-egoistischen Gründen eigentlich Nachwuchs wünschen. 

Die Birthstrikers stützen sich vor allem auf eine 2017 veröffentlichte Studie, die als effektivste Maßnahme zur Reduktion des eigenen ökologischen Fußabdrucks rät, ein Kind weniger in die Welt zu setzen. Das Einsparpotential: fast 59 Tonnen CO2-Äquivalente. Pro Jahr. 

(In diese Berechnung fließt ein, dass das Kind sich später ebenfalls fortpflanzen kann und seine Nachkommen anschließend auch Kinder bekommen können.) 

Mehr als zwei Kinder scheinen ökologisch kaum tragbar zu sein. Die Birthstrikers verzichten gleich ganz. Quelle: © sciencemag.org

Gegenüber dem Guardian hat eine der Gründerinnen, Blythe Pepino, allerdings gesagt, es gehe nicht darum, den Leuten das Kinderkriegen zu verbieten, sondern darum, Awareness für das Thema zu schaffen. 

„Das ist meine Art zu sagen: Leute, ich habe fast die Hoffnung verloren.“

Ähnlich argumentieren auch die Mitglieder von Population Matters, einer Gemeinschaft, die einige bekannte Mitglieder wie Jane Goodall in ihren Reihen zählt. Goodall selbst sagt zum Thema, Menschen in wohlhabenden Ländern sollten aus Umweltschutzgründen nicht mehr als zwei Kinder bekommen

Bevölkerungswachstum: Das eigentliche Problem liegt woanders

Einer der Gründe, warum die Birthstrikers den Menschen das Kinderkriegen nicht komplett verbieten wollen, ist nach Pepino eine weitere Studie (2014), der zufolge die Beschränkung des Bevölkerungswachstums eben nicht der Quick Fix für die Klimakrise sei, wie gerne behauptet wird. 

Abgesehen von den höchst fragwürdigen, ethischen Problemen, die so ein Vorgehen aufwirft (wie schnell so etwas aus dem Ruder laufen kann, wissen wir spätestens seit der nationalsozialistischen Geburtenpolitik im Dritten Reich, aber auch aus der aktuelleren Ein-Kind-Politik Chinas): Selbst, wenn wir eine strikte Geburtenkontrolle einführen würden und/oder katastrophale Ereignisse die Menschheit dezimierten – wir würden dennoch um das Jahr 2100 mit 5-10 Milliarden Menschen den Planeten bevölkern. Und unsere Emissionen demzufolge nicht nennenswert verringern. 

Während Wildtiere immer weiter aussterben, vermehrt sich die Menschheit scheinbar unaufhaltbar. © WWF Living Planet 2018

Wesentlich effektiver seien durchdachte politische Maßnahmen, die am System ansetzten und vor allem den enormen Ressourcenverbrauch in den Griff bekommen, den die aktuelle Bevölkerung, vor allem im Globalen Norden, bereits jetzt hat und der immer weiter ansteigt

Hier wird ein Punkt berührt, der in der Debatte um Nachhaltigkeit und eventuelle Lösungsmöglichkeiten immer wieder angeschnitten wird – meistens allerdings implizit.

Die Rede ist von der Verantwortung des Einzelnen, von der gerade große Konzerne gerne fleißig Gebrauch machen, wenn es darum geht, sich selbst aus der Verantwortung zu ziehen. Aber auch Politiker*innen lenken vorhersagbar von sich und ihrer (nicht stattfindenden) Klimapolitik ab, wenn sie die Wirkmächtigkeit von Individuen im Klimakampf in den Vordergrund stellen. 

Phrasen wie „Dein Einkaufszettel ist dein Stimmzettel“ haben dementsprechend in den letzten Jahren die sozialen Netzwerke geflutet. Und ohne ihnen den Wahrheitsgehalt komplett absprechen zu wollen (immerhin ist das Private politisch, wie wir wissen): Hier werden die Floskeln von Politik und Wirtschaft brav wiederholt – häufig ohne infrage zu stellen, warum verdammt nochmal ich jetzt eigentlich verantwortlich sein soll für das Projekt Weltrettung, wenn von den Leuten, die die Infrastruktur unserer Gesellschaft gestalten, seit über 30 Jahren höchstens heiße Luft zu vernehmen ist. 

Es stecken systemische Probleme hinter dem ganzen Schlamassel und die Reichweite des*der Einzelnen, auch der Birthstrikers, ist begrenzt. Darauf zu pochen, dass alle Menschen bitte höchstens ein Kind zu bekommen hätten, wird das Problem nicht lösen, solange der Konsum jedes Menschen im Globalen Norden auf dem aktuellen Niveau bleibt bzw. ansteigt und dem Rest der Welt als erstrebenswertes Vorbild verkauft wird (10% der Weltbevölkerung sind für rund 50% der CO2-Emissionen verantwortlich). 

Aus dieser Richtung zu argumentieren, ist also eher schwach und wenig zielführend. Was aber, wenn wir nicht davon ausgehen, dass wir die Welt vor dem Kind bewahren müssten – sondern andersherum?  

Die Welt nicht dem Kind aussetzen oder das Kind nicht der Welt aussetzen?

Die Zukunftsprognosen für Kinder, die heute geboren werden, sind angesichts der drohenden Klimakatastrophe düster – sehr düster

Noch leben wir in goldenen Zeiten – der Menschheit ging es niemals zuvor so gut wie jetzt. Doch das scheint sich gerade zu ändern. Wir beginnen bereits, die ersten Auswirkungen der drohenden Klimakrise zu spüren: Rekordsommer, Ernteausfälle infolge von Dürren, Waldbrände auf dem ganzen Planeten, Überschwemmungen, Wirbelstürme, Artensterben – die Nachrichten lassen wenig Gutes vermuten für die, die jetzt jung sind und vor allem: für die, die nach uns kommen.

Da liegt eine Fragestellung, die gar nicht so weit von den Antinatalist*innen entfernt zu sein scheint, nahe: Ist es nicht unverantwortlich bis brutal, Kinder in so eine Welt zu entlassen? 

„Die Wissenschaftler sind sich einig, dass das Leben der Kinder sehr schwierig sein wird. Wir haben eine moralische Verpflichtung, ihnen eine bessere Welt zu hinterlassen. Junge Leute fragen sich: Ist es noch okay, Kinder zu haben?“ – Alexandria Ocasio-Cortez (AOC / Quelle)

Auch über diese Frage haben die Birthstrikers nachgedacht und sie zu einem zentralen Motiv ihrer Bewegung gemacht. „We should never be in a situation where we are genuinely scared to bring life into the world”, sagt die 23-Jährige Hannah Scott gegenüber dem Guardian

Bei dieser Angst, die viele Eltern sicherlich schon immer gekannt haben, geht es nicht mehr nur darum, ob der eigene Nachwuchs in einer sicheren Umgebung aufwachsen wird – ohne Terror, mit ausreichend Kranken- und Rentenversicherung und guten Universitäten, um zu studieren. Die Bewertung von dem, was die meisten heute als „Sicherheit“ verstehen, wenn sie über Kinder nachdenken, hat sich drastisch verschoben – und geht jetzt eher in die existenzielle Richtung: Wird mein Kind überhaupt sowas wie ein glückliches Leben haben können? Oder wird es durch die Klimakrise am Ende die ganze Zeit damit beschäftigt sein, irgendwie zu überleben?    

Unsere Kinder sollen es einmal besser haben – einer der Hauptwünsche und -motivationen der letzten drei Elterngenerationen wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit für die kommenden Generationen überflüssig werden. Zumindest, wenn man das Besserhaben im (spät-)kapitalistischen Sinn als mehr Wohlstand, manifestiert in materiellen Gütern und einer ansteigenden Zahl auf dem Girokonto, interpretiert. 

Damit sind wir schon wieder beim System Change angekommen – das ging überraschend schnell. 

Denn neben den ganzen apokalyptischen Szenarien von Jahrhundertfluten, Dürren, Ernteausfällen, Massenmigration und dem Zusammenbruch der modernen Systeme, wie wir sie kennen, gibt es noch immer die Möglichkeit, das Ruder herumzureißen. Sie existiert wahrscheinlich nicht mehr lange, aber noch tut sie es. 

Mit ihr bleibt die große Wir-schaffen-das-Hoffnung bestehen – und hat die Erkenntnis im Gepäck, dass die Situation, die Fridays for Future berechtigterweise als die größte Herausforderung bezeichnet, vor der die Menschheit jemals gestanden hat, auch eine Chance ist. Dass dem drohenden Chaos eine „einzigartige Gelegenheit“ innewohnt, wie es Rico Grimm in seinem halbstündig zu lesenden Essay über Hoffnung in der Klimakrise formuliert. 

Die Gelegenheit, es besser zu machen – und zuerst einmal einzusehen, dass die Lebensrealität, in der die meisten Menschen in den Ländern des Globalen Nordens sich eingerichtet haben, nicht der Weisheit (und schon gar nicht der menschlichen Evolution) letzter Schluss ist. 

Mit unserer Vision des vom freien Markt regierten Konsumparadieses sind wir auf allen möglichen Ebenen (humanitär, tierethisch, ökologisch und ökonomisch) krachend gescheitert, das ist nicht erst seit gestern offensichtlich. Jetzt geht es darum, neu zu denken – und zwar groß. So groß wie vermutlich noch niemals vorher. Denn wir müssen systeminhärente Änderungen, die sich normalerweise über Jahrzehnte oder Jahrhunderte erstrecken, in wenigen Jahren implementieren – eine gigantische Aufgabe. Und eine mindestens genauso große Chance, endlich mal wieder Dinge auf den Tisch zu bringen, die lange Zeit als Utopie abgetan wurden: Wollen wir vielleicht nur noch neun Stunden pro Woche arbeiten? Was ist mit sich selbstversorgenden Kommunen als neue Wohnmodelle? Wie sieht die flächendeckende Ernährung der Zukunft aus – sind wir der Massentierhaltung entwachsen? 

Und schließlich: Woraus wollen wir als Menschheit und als Individuen den Sinn des Lebens ziehen, wenn der überbordende Konsum sich als Sackgasse erwiesen hat?

Was Kinder mit diesen Fragen zu tun haben?

Zum einen erfordern die notwendigen Maßnahmen für einen effektiven Systemwandel kreative Lösungen – die von den Menschen, die es sich seit Jahrzehnten im Wohlstand gemütlich gemacht haben, eher weniger zu erwarten sind als von den Jungen, die die Welt und das Leben noch vor sich haben. Das beste Beispiel dafür sind derzeit Bewegungen wie Fridays for Future und Extinction Rebellion – und die Reaktionen überwiegend älterer Gesellschaftsmitglieder auf ihre neuen Ideen, die zuverlässig als „zu radikal“, „utopisch“ und die sich Äußernden dementsprechend als „süß”, aber unprofessionell gelabelt werden. Eine Verschleierung des dahinterliegenden Wunsches, den Status Quo unbedingt beizubehalten. 

„Wenn nur Ökoaktivisten in den Gebärstreik treten, überlassen sie den Planeten quasi denen, denen die Umwelt schnurz ist.“
Michaela Haas,

Junge Menschen sind ein wesentlicher Motor gesellschaftlicher Veränderung – vielleicht ist es am Ende doch so einfach.

Mein Mann und ich hatten ein paar Jahre vor der Geburt unserer ersten Tochter ein Gespräch darüber, ob wir überhaupt Kinder in diese Welt setzen wollen. Der Klimawandel war noch nicht so stark im Gespräch wie er es heute ist, aber es spielte schon eine Rolle bei unseren Überlegungen. Wir haben uns beide für Kinder entschieden. Ich bin mir bewusst, dass Kinderkriegen auch immer einen gewissen Egoismus beinhaltet, aber für mich zeugt es auch von Hoffnung und dem Bewusstsein für eine Zukunft. Ich werde alles daran setzen, meinen Kindern gute Werte zu vermitteln und meine eigenen Taten sprechen zu lassen. Genauso kann ich aber den Gedanken nachvollziehen, dass man sich heutzutage aus Nachhaltigkeitsgründen gegen Kinder entscheidet.“ – Bina / Stryletz

„Kinder lernen vor allem durch Vorbilder, durch Nachahmung. Durch ihre Eltern in erster Linie und dann durch weitere Vorbilder, die hinzukommen. Wenn wir als gutes Vorbild vorangehen und Kinder mit Liebe und Geduld auf ihrem Weg helfen, tolle Erwachsene zu werden, dann sind das genau die Menschen, die wiederum Fortschritt bewirken und dazu beitragen können, dass diese Welt ein besserer Ort wird. Deswegen finde ich es wichtig, Kinder in die Welt zu setzen, ihnen den bestmöglichen Start zu geben und darauf zu vertrauen, dass sie der Welt Gutes bringen werden.“ – Maria Anna Schwarzberg / Proud to be Sensibelchen

Zum anderen brauchen die Gesellschaften, die wir heute kennen, nachwachsende Mitglieder nicht nur aufgrund ihrer geistigen Kapazitäten, sondern auch aufgrund der Rollen, die sie physisch einnehmen können: Das Gesundheits- und Rentensystem sowie grundlegende wirtschaftliche Prozesse, um nur einige Beispiele zu nennen, funktionieren (noch) nicht, wenn – überspitzt formuliert – 100 Prozent der Gesellschaft alt und klapprig sind. 

Um eine Gesellschaft stabil zu halten, müsste die Geburtenrate bei 2,1 Kinder pro Frau liegen (Zu- und Abwanderungsbewegungen nicht mit eingerechnet). Das ist ziemlich genau der Wert, den Population Matters aus ökologischen Gründen als Maximum fordert.

Eine Antwort für alle wäre anmaßend

Und was schlussfolgern wir jetzt daraus?

Das bleibt jeder und jedem selbst überlassen. Hier eine allgemeingültige Antwort geben zu wollen, wäre mindestens anmaßend, wenn nicht überheblich. 

Die Frage, die allen Lesenden, die bis hierher durchgehalten haben, sicherlich auf der Zunge brennt – Wie hältst du es denn jetzt mit dem Kinderkriegen? – kann ich an dieser Stelle nicht abschließend für mich beantworten. 

Was ich zu Beginn der Recherche für diesen Artikel halbwissend ahnte, hat sich bestätigt: Kinder zu bekommen, ist aus ökologischer Sicht keine Vollkatastrophe – solange wir nicht 13 davon in die Welt setzen und sie zu konsumorientierten Nimmersattraupen erziehen. 

Die Verantwortung bei dem einzelnen Menschen – und hier im Speziellen: der einzelnen Frau* – zu suchen, lenkt wieder einmal von übergeordneten Problemen und von der Tatsache ab, dass wir einen grundlegenden System Change brauchen. 

Utopia fasst schön zusammen:  

„Menschen – und insbesondere Frauen – ein schlechtes Gewissen einzureden, weil sie Kinder bekommen wollen, ist sicher der falsche Weg, um unseren Planeten zu retten. Das ist genauso fragwürdig, wie Frauen zu kritisieren, die sich bewusst gegen Kinder entscheiden. Und besonders feministisch ist es auch nicht.“

Ich persönlich entscheide mich vorläufig gegen Kinder. 

Habe dabei aber weniger meinen ökologischen Fußabdruck im Hinterkopf als vielmehr die Tatsache, dass ich kleine Kinder (und Babyschuhe) zwar süß finde, im Moment aber kein dringendes Bedürfnis verspüre, mich zu reproduzieren. 

Ich weiß, dass sich das in den Augen mancher Menschen vielleicht zu kalkuliert und kalt liest (und Nein: auf wütende Mails, die mir das Frausein absprechen wollen, werde ich nicht antworten), aber: Am Ende, wenn ich die Pro-und-Contra-Liste an gesellschaftspolitischen Implikationen sowie individuellen Vorbelastungen, die für mich mit der Mutterrolle verbunden sind, auswerte, kommt für mich persönlich unterm Strich ein wesentlich größeres Contra raus. 

Das kann sich in ein paar Jahren ändern, wer weiß – und dann habe ich auch kein schlechtes Öko-Gewissen. 

Beitragsbild: © Aditya Romansa/unsplash.com, © Tim Bish/unsplash.com

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