Fashion Act: New York will die Modebranche regulieren
Am 7. Januar 2022 hat New York mit dem Fashion Sustainability and Social Accountability Act einen großen Schritt gewagt. Der Gesetzentwurf schlägt vor, dass jede in New York verkaufte Modemarke (mit einem weltweiten Umsatz von mindestens 100 Millionen US-Dollar) verpflichtet sein sollte, wissenschaftsbasierte Ziele zu etablieren. Dies beinhaltet unter anderem auch eine transparente Berichterstattung über die Treibhausgasemissionen und das Wasser- und Chemikalienmanagement. Eine obligatorische Due Diligence ist auch geplant, um Arbeitsrechtsverletzungen zu vermeiden.
Sollte das Gesetz verabschiedet werden, würde die Nichterfüllung dieser Anforderungen zu einer Geldstrafe von zwei Prozent des Jahresumsatzes einer Marke führen. Die Gelder würden an Organisationen für Umweltgerechtigkeit gespendet werden.
Textilbeschäftigte in Bangladesch weiterhin stark von der Pandemie betroffen
Eine neue Studie der University of Aberdeen zeigt, dass Textilbeschäftigte in Bangladesch weiterhin stark von der Pandemie betroffen sind. Die Wissenschaftler*innen haben sich vor allem mit den Auswirkungen der Pandemie auf weibliche Textilarbeiterinnen auseinandergesetzt. Das Projekt kombiniert qualitative Interviews und Fokusgruppendiskussionen, eine Online-Befragung von Wirtschaftsprüfern und eine Analyse des Rechtsschutzes.
Dabei kamen unter anderem folgende Forschungsergebnisse heraus:
- Die Pandemie hat die finanzielle Unsicherheit verstärkt, was es Frauen zunehmend erschwert, ihre Familien zu unterstützen.
- Sexueller und verbaler Missbrauch haben zugenommen.
- Rechtsschutz und Beschwerdemechanismen sind vor allem jetzt sehr begrenzt.
- Globale Lieferketten sind weiterhin gestört.
Die ganze Studie findet ihr hier.
Die Premium geht zurück nach Berlin
Die Premium Group hat im Sommer 2020 ihre Veranstaltungen nach Frankfurt am Main verlegt. Der Plan, die Events am neuen Standort zu etablieren, wurde jedoch laut Veranstalter durch die Pandemie verhindert.
Die Modemesse Premium kehrt nun im Juli nach Berlin zurück. Geplant ist ein neues interaktives Veranstaltungskonzept, das Modemarken ermöglichen soll, sowohl mit Konsument*innen als auch mit Einzelhändlern in Kontakt zu treten.
Fashion Declares – Modeaktivismus mit Safia Minney
Safia Minney, Gründerin des nachhaltigen Labels People Tree, hat sich mit anderen Modeschaffenden zusammengetan und ein neues globales Netzwerk gegründet: Fashion Declares. Ziel ist es, unter anderem Mitarbeitende auf allen Ebenen der Modebranche zu unterstützen, sich zu äußern und ihre Arbeitgeber*innen zu ermutigen, Pläne zur Bewältigung der Klimakrise zu beschleunigen.
Im Fokus stehen vor allem die Dekarbonisierung und Wiederherstellung von Ökosystemen, soziale Gerechtigkeit und radikale Transparenz sowie der Übergang zu einem regenerativen Modell für die Modebranche.
Hier könnt ihr den offenen Brief unterschreiben. Außerdem sind monatliche Webinare geplant.
H&M will Umsatz bis 2030 verdoppeln
Der schwedische Modekonzern H&M verkündete Ende Januar erhöhte Investitionen mit dem Ziel, den Umsatz bis 2030 zu verdoppeln. Die Ausgaben werden sich unter anderem auch auf Bereiche wie erneuerbare Energien und nachhaltige Materialien konzentrieren, hieß es.
„Wir haben das Jahr stark abgeschlossen, mit Umsätzen, die wieder auf dem gleichen Niveau wie vor der Pandemie liegen, und mit einer Rentabilität, die besser ist als seit mehreren Jahren“, sagte CEO Helena Helmersson im Interview mit Reuters. Das Unternehmen wolle sich jetzt wieder voll und ganz auf Wachstum konzentrieren.
Existenzlohn als Schlüssel für soziale und ökologische Nachhaltigkeit
Aktuell macht die Modebranche noch wenig greifbare Fortschritte, wenn es um Klimaaktivismus geht. Der Umweltwissenschaftler Roland Geyer geht jedoch davon aus, dass die Lösung gar nicht so kompliziert ist. In seinem Buch „The Business of Less: The Role of Companies and Businesses on a Planet in Peril“ heißt es, der Existenzlohn sei der Schlüssel für soziale und ökologische Nachhaltigkeit.
Geyer berechnet, dass eine Erhöhung der Löhne von 35 Millionen Textilarbeiter*innen weltweit um nur 100 US-Dollar pro Woche, sofort knapp 65 Millionen Tonnen CO2 einsparen würde.
Arbeit würde die Emissionen durch ein Phänomen, das als umgekehrter Rebound-Effekt bezeichnet wird, senken. Das klassische Beispiel für einen Rebound-Effekt ist ein*e Verbraucher*in, der*die ein kraftstoffsparendes Auto kauft und die Benzineinsparungen nutzt, um doppelt so weit zu fahren. Wir sehen bereits Rebound-Effekte im Bereich der erneuerbaren Energien: Verbraucher*innen, die bereits günstige Solarenergie in ihren Häusern nutzen, erhöhen ihren Verbrauch anderswo.
Der umgekehrte Rebound-Effekt geht davon aus, dass Haushalte über ein festes Einkommen verfügen: Jeder Dollar, der für die Zeit und das Talent von Arbeiter*innen ausgegeben wird, ist de facto ein Dollar, der nicht anderweitig ausgegeben wird – wie beispielsweise etwas, das negative Auswirkungen auf die Umwelt hat (z. B. ein Flug nach Bali). „Diese zusätzlichen 20 Dollar, die für ein T-Shirt ausgegeben werden, um jemanden fair zu bezahlen, sind 20 Dollar, die ohne Umweltbelastung ausgegeben werden“, erklärt Geyer.
Eine interessante These, die Elizabeth Cline genauer unter die Lupe nimmt.
Redress Design Award 2022 sucht nach Modedesigner*innen
Der Redress Design Award ist der weltweit größte Wettbewerb für nachhaltiges Modedesign. Er soll aufstrebende Modedesigner*innen auf der ganzen Welt über nachhaltige Designtheorien und -techniken aufklären, um so zirkuläre Systeme voranzutreiben.
Der Wettbewerbszyklus nimmt die Teilnehmenden mit auf eine mehrmonatige Bildungsreise. Die zehn Finalist*innen reisen dann nach Hongkong, um ihre Kollektionen zu präsentieren. Wer den Award noch nicht kennt, kann sich die letzte Edition auf YouTube anschauen.
Bewerben könnt ihr euch hier – Einsendeschluss ist der 16. März 2022.
Europa braucht ein starkes Lieferkettengesetz
Eigentlich war für den Juni 2021 schon ein Gesetzesentwurf für ein europäisches Lieferkettengesetz geplant. Doch der wurde nun bereits zum dritten Mal verschoben – ohne Angabe von Gründen. Das erinnert uns an die Zeit, in der auch beim deutschen Lieferkettengesetz das Aufstellen der Eckpunkte für das Gesetz ständig vertagt wurde. Das deutsche Gesetz kam dann zwar, es hat aber auch Lücken.
Auf EU-Ebene gäbe es jetzt die Chance für Menschenrechte und Umweltschutz nochmal einen Schritt voranzugehen. Für ein starkes EU-Lieferkettengesetz zu sorgen, liegt auch an Deutschland – die neue Bundesregierung hat sich sogar im Koalitionsvertrag zu einem wirkungsvollen EU-Gesetz bekannt.
Deshalb: Schließt euch der Aktion von Our Food. Our Future und der Initiative Lieferkettengesetz an und schreibt jetzt eine Protestmail gegen den Stillstand beim EU-Lieferkettengesetz.
Gelesen, gehört, gelernt
- Die Vogue Business widmet sich einem Thema, über das aktuell noch wenig berichtet wird: Größeninklusivität auf Menswear-Shows.
- Major Street Style Inspo auf der Pariser Männerwoche – präsentiert von Profashionals.
- Luxiders erklärt, welche Themen aktuell besonders spannend sind in der Modebranche. Auch wir haben uns mit einigen Modetrends auseinandergesetzt: Kreislaufwirtschaft und digitale Mode.
- Die Vogue stellt vor: Der Designer Kusi Kubi haucht Secondhandkleidung aus Accra neues Leben ein.
- Kann Kleidung mieten, die Modebranche nachhaltiger und bedarfsgerechter gestalten? Dieser Frage gehen Lotte und Conny, Gründerinnen des Labels Bridge&Tunnel, und Linda Ahrens, Co-Gründerin von Unown, im Talk Slow Podcast nach.
- Am 1. Februar 2021 übernahm das Militär die Kontrolle über Myanmar. NGOs wie Femnet fordern Unterstützung von Modemarken, die weiterhin im Land tätig sind.
- Der Mordprozess gegen die Verantwortlichen des Rana-Plaza-Unglücks wird nach jahrelanger Unterbrechung fortgesetzt.
- Die Nenoyt Fashion Installation am 18. Januar 2022 war ein voller Erfolg. Die Gäste wurden Teil einer exklusiven Präsentation sorgfältig kuratierter Multibrand-Looks – immer mit Fokus auf Nachhaltigkeit.
Diese Events solltet ihr nicht verpassen
Ihr wollt euch mit Gleichgesinnten austauschen? Dann sind diese Events vielleicht genau das Richtige.
1. Digitales Meet-up mit den Fashion Changers
WAS: Im Februar ist es wieder an der Zeit, digital zusammenzukommen. Wer Lust auf einen entspannten Plausch über Businessthemen, das Metaverse oder die neue Lieblingsserie hat: Tragt euch den Termin jetzt gleich in den Kalender ein!
WANN: 24. Februar 2022 ab 17 Uhr
WO: Online. Den Link zum digitalen Raum schicken wir Newsletter-Abonnent*innen vor dem Meet-up zu. Hier könnt ihr euch für unsere monatliche Modepost anmelden.
2. Symposium of the International Research Network on Sustainable Fashion Consumption 2022
WAS: Das erste Symposium des internationalen Forschungsnetzwerks für nachhaltigen Modekonsum zielt darauf ab, akademische Wissenschaftler*innen und Modeschaffende zusammenzubringen. Es werden unter anderem folgende Kernthemen diskutiert: nachhaltige Alternativen zu Fast Fashion, Sharing Economy, zirkuläre Mode und Fortschritte innerhalb der Textil- und Modeindustrie.
WANN: 30. März – 1. April 2022
WO: Hybrides Event in Berlin. Registrieren könnt ihr euch bis zum 1. März 2022 für die persönliche und bis zum 15. März 2022 für die Online-Teilnahme.
3. Ways of Caring – Practicing Solidarity
WAS: Es werden inspirierende Präsentationen zum Thema “Solidarität in der Modebranche” gesucht. Hier habt ihr die Möglichkeit, deine Praktik für mehr Solidarität in der Branche vorzustellen (z. B. Vortrag, Workshop, Vortrag, Präsentation).
WANN: 30. Juni – 1. Juli 2022
WO: Während der International Fashion Conference in Arnheim (Niederlande), hybrides Event. Einsendeschluss für deinen Vorschlag ist der 18. Februar 2022.
Welche Fashion Changing News findet ihr besonders spannend? Was haltet ihr vom neuen Netzwerk von Safia Minney?
Titelbild: Sina Skotarzack