Gemeinsam durch die Corona-Krise: Wie wir Kleinunternehmen jetzt unterstützen können

Durch die Kiez-Boutique schlendern, im Café nebenan einen Latte schlürfen und abends Sauerteig-Pizza im warmen Ambiente des Restaurants genießen – was vorher so selbstverständlich schien, ist derzeit unmöglich. Gastronomie, künstlerische Berufe, Kleinunternehmen und viele andere sehen sich aufgrund der Corona-Pandemie-Regelungen von einem Tag auf den anderen mit enormen Umsatzeinbußen konfrontiert.

Damit unsere Lieblingslokale und -shops auch nach der Krise noch Teil unseres Nachbarschaftsbilds sind, liegt es auch an uns, die kleinen Unternehmen so gut wie möglich zu supporten. Deshalb hier eine Übersicht an Ideen und Initiativen, wie wir als Kund*innen Kleinunternehmen unterstützen können, aber auch konkrete Tipps für Small Businesses:

Wie Kund*innen Kleinunternehmen unterstützen können

Nachfragen

Jedes Unternehmen ist individuell und genauso individuell sind die jeweiligen Lösungsansätze. Für manche Läden klappt die Umstellung auf Lieferservice gut, bei manchen erzielt ein Insta-Sale die besten Ergebnisse, bei anderen machen nur Online-Kurse auf Zoom Sinn. Und manche können ihre Angebote nicht so gut wie andere online kommunizieren. Deshalb fragt bei eurem Lieblingsladen oder Café im Zweifel am besten direkt nach, wie ihr sie supporten könnt.

Lokal & Klein

Auch wenn wir alle (hoffentlich) auf #stayathome setzen, kommt nicht das gesamte Geschäftsleben zum Erliegen. Gerade Lebensmittelgeschäfte erfahren zur Zeit einen enormen Zulauf. Wie wäre es, im kleinen Gemüseladen nebenan zu kaufen, anstatt in der großen Kette? Wie wäre es frisch geröstete Kaffeebohnen im Lieblingscafé abzuholen, anstatt im Supermarkt zu shoppen? Wenn schon einkaufen, dann zumindest lokal und klein – wenn es geht! Und wenn der Laden zu hat, einfach mal nachfragen (per Mail oder Telefon), wie ihr dennoch an eure Lieblingsschüssel oder an die frische Pasta kommt.

Gutscheine

Was vielen Kleinunternehmen von einem auf den anderen Tag fehlt, ist der konstante Cashflow. Gerade in der Gastronomie kann man ein paar Wochen oder Monaten nicht nach der Krise einfach wieder „aufholen“. Der Kaffee, der heute nicht gekauft wird, wird nicht in zwei Monaten doppelt gekauft. Eine Lösungsmöglichkeit: Gutscheine! Entweder kauft ihr diese direkt bei eurem Lieblingsshop – also zum Beispiel auf der Webseite oder via E-Mail oder Paypal. Oder ihr schaut euch auf übersichtlichen Plattformen wie www.helfen-shop.berlin oder www.stammi.de um.

No-Cancel-Culture

So ähnlich sieht es in Yoga-Studios oder im kreativen Bereich aus: Sagt fest reservierte Termine nicht ab, tauscht Eintrittskarten nicht um oder fordert, wenn es finanziell für euch möglich ist, nicht direkt eine Rückzahlung , sondern verschiebt die Termine auf unbestimmte Zeit oder lasst euch einen Gutschein ausstellen.

Onlinekurse

Apropos Yoga- oder Fitness-Studios: Viele eurer Lieblingsstudios haben sich viel Mühe gegeben und bieten nun Live-Kurse online an. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass dies kein leichtes Unterfangen ist. Deshalb nehmt diese Leistung gerne in Anspruch. Bei Peace Yoga Berlin gibt es zum Beispiel ab sofort täglich Live-Stream-Klassen, die man online buchen kann.

Trinkgeld hilft

Seid hier nicht knausrig, wenn ihr es euch leisten könnt. Statt zehn Prozent kommen ja vielleicht auch mal 15 oder 20 in Frage. Wartet auf dem Markt nicht auf die 50 Cent Rückgeld und spendiert im Taxi in der App auch mal ein bis zwei Euro mehr – jeder Cent zählt.

Crowdfunding

Reger Burger aus Berlin hat es vorgemacht: Um ihre 21 Mitarbeiter*innen zu schützen und das Unternehmen am Leben zu halten, haben sie eine Startnext-Kampagne gestartet. Beim Crowdfunding ist, wie der Name bereits verrät, die Crowd gefragt. Wenn viele Personen auch nur einen kleinen Betrag überweisen, kann die Existenz gesichert werden. Als Unterstützer-Boni gibt es Burger, T-Shirts oder Drinks für die Supporter nach der Quarantäne. Diese Schwarmfinanzierung hilft derzeit vielen Lokalen, zumindest für eine gewisse Zeit, dank ihrer Stammgäste und Fans etwas besser über die Runden zu kommen.

Wenn das Geld knapp ist – Alternativen zur finanziellen Unterstützung von Kleinunternehmen

Das waren alles viele Tipps, bei denen ihr selbst zahlt, Gutscheine kauft oder Onlinekurse bucht. Aber da viele aufgrund der aktuellen Lage zur Zeit extrem sparen müssen, können natürlich nicht alle ihre liebsten Läden finanziell unterstützen. Alternativen gibt es aber zuhauf:

Bewertungen

…sind umsonst und ihr könnt sie nicht nur in Apps schreiben, sondern auch direkt auf Google, Facebook oder auf der Unternehmensseite hinterlassen – das hilft den Kleinunternehmen, Labels, Künstler*innen etc. ungemein, neue Kundschaft zu gewinnen. Auch der Buchhandel sieht sich mit den Folgen der Krise konfrontiert und mehr denn je freuen sich deshalb Autor*innen über Bewertungen ihrer Bücher.

Werdet selber zu Mikro-Influencern

Macht auf Instagram, Twitter oder Facebook Werbung für eure Lieblingslokale und ihre Angebote. Egal wie groß eure Reichweite ist, aus eigener Erfahrung kann ich sagen: jeder Share bringt etwas.

Wissensaustausch

Vielleicht könnt ihr nicht finanziell unterstützen, könnt aber Texte gegenlesen, kleine Grafiken für Flyer erstellen, oder generell gut in bestimmten Bereichen beraten? Viele Unternehmen können derzeit jede Hilfe gut gebrauchen. Also auch hier: einfach mal nachfragen!

Was von der Corona-Krise betroffene Kleinunterehmen jetzt tun können

Hier können wir natürlich nur begrenzt Tipps geben, da wir nicht für alle Bereiche das nötige Expert*innenwissen oder die richtigen Kontakte haben. Vielleicht können wir euch aber trotzdem einen hilfreichen Input liefern, gerade auch weil wir als Einzelunternehmer*innen selbst vor finanziellen Herausforderungen stehen:

Expert*innenwissen nutzen

Informiert euch direkt bei offiziellen Stellen, zum Beispiel bei der IHK, auf der Seite der IBB über den Corona-Zuschuss oder fragt eure*n Steuerberater*in und eure Hausbank nach Updates zu Soforthilfen. Ich persönlich erhalte zum Beispiel von der Agentur meines Steuerberaters sowie von der IHK fast täglich News zu diesen Themen. Auf der IHK Webseite gibt es zum Beispiel eine Übersichtsseite zu möglichen Finanzhilfen, Infos zum Thema Rechtssicherheit im Netz (für alle wichtig, die jetzt auf Online-Shops umsteigen), die Initiative Unternehmen helfen Unternehmen und Informationen zu Steuerstundungen etc.

Newsletter

Dazu folge ich persönlich seit einigen Jahren Newslettern von Gründernews-Seiten wie Gründerszene oder Junge Gründer. Die Autor*innen dieser Seiten teilen Expert*innenwissen speziell zu allen Themen, die junge Gründer*innen und Kleinunternehmen betreffen.

Window-Shopping

Auf Instagram hab ich entdeckt, wie eine Boutique Auslagen im Fenster mit Nummern und Preisen, sowie mit einem Schild versehen hat, mit der Info, dass sich Kunden gerne per E-Mail melden können und die Produkte nach Hause geliefert werden. Vielleicht auch eine Inspiration, offline auf den Onlineshop aufmerksam zu machen?

Insta-Sale

So macht es der Shop @liv_instasale. Auf Instagram haben sie einen kleinen, aber erfolgreichen virtuellen Flohmarkt gestartet. Eine weitere Option ist die Beratung von offline zu online zu switchen, wie es zum Beispiel Loveco gerade via Instagram Stories macht.

Lieferservice oder Abholservice

Insbesondere die Gastronomie leidet unter den Folgen der Pandemie-Eindämmung. Einige versuchen sich durch Außer-Haus-Verkauf über Wasser zu halten. Via https://citylabberlin.typeform.com/to/QjhJbt können Betriebe ihr Angebot kostenlos auf Berlin.de listen lassen.

Steady oder Patreon

Für alle Kreative, Künstler*innen und Influencer*innen eignet sich unter Umständen ein Konzept, das sich im YouTube-Bereich, insbesondere in den USA, bereits etabliert hat. Hier geht es nicht um Spenden oder um klassisches Crowdfunding. Als Patreon– oder Steady-Supporter unterstützt man Musiker*innen oder Schriftsteller*innen mit einem monatlichen Betrag die Arbeit der Creatives und erhält dafür auch je nach Mitgliedschaft regelmäßig im Gegenzug Inhalte wie Musik, Texte oder Videos der Kreativen. Ich zahle zum Beispiel monatlich einen kleinen Betrag an einen Musiker und bekomme von ihm die Musik zuerst zugeschickt als MP3-Dateien, die ich mir herunterladen kann.

Etsy

Egal ob kleinere Kollektionen, Prints, Vintage-Möbel oder sogar digitale Produkte – Etsy ist der Online-Marktplatz für handgefertigte Produkte und kleine Labels. Der Launch des eigenen Etsy-Shops ist nicht sonderlich kompliziert und kann zeitnah umgesetzt werden. Wichtig sind hier gutes Bildmaterial und Produktbeschreibungen.

Online-Seminare

Um die oben beschriebenen Maßnahmen auch gekonnt zu promoten, bedarf es einer guten Marketing- und Social-Media-Strategie. Diese muss nicht sonderlich kompliziert oder lang sein. Ganz simpel heißt es einfach nur zu überlegen: Wo und wer ist meine Zielgruppe? Was will ich erreichen? Welche Mittel stehen mir dazu zur Verfügung? Einsteiger-Kurse im Bereich E-Mail-Marketing oder Social-Media-Marketing können bereits zu erfreulichen Erfolgen führen und diese werden aus Solidaritätsgründen mehr und mehr umsonst online angeboten. Einfach das gefragte Thema und kostenlose Webinare auf Ecosia suchen!

Zusammentun

Zusammen ist man weniger allein. Viele der Kleinunternehmen sitzen im gleichen Boot, kämpfen mit denselben Schwierigkeiten, Sorgen und Problemen. Gemeinsam kann man die jeweiligen Stärken bündeln und nach Lösungen suchen. Ein Beispiel dafür kommt aus der Fair-Fashion-Szene: Loveco, Lanius und LangerChen haben vor ein paar Tagen die #FairFashionSolidarity für alle Fair-Fashion-Marken, Händler*innen und Shops ins Leben gerufen. Mit ihrem Manifest und den aufgelisteten Empfehlungen ruft das Netzwerk zu mehr Solidarität auf, um die faire Modebranche zu retten und gemeinsam durch die Krise zu gehen.

Wie immer interessiert uns auch eure Meinung! Deshalb hinterlasst gerne eure Tipps und Erfahrungen, wie ihr als Unternehmer*innen oder als Kund*innen mit Corona umgeht.

Beitragsbild: © Mia Marjanovic
Hintergrundbild: © Byran Garces via unsplash

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