Unverpackt-Läden ermöglichen es uns durch Abfüllstationen trockene sowie flüssige Lebensmittel verpackungsfrei einzukaufen. Doch nicht jede*r hat einen Unverpackt-Laden in der Nähe und somit auch nicht die Möglichkeit, mit einer einzigen Anlaufstelle den Einkauf verpackungsfrei umzusetzen. Vor allem in ländlichen Gegenden gibt es noch weniger Läden, die Unverpacktes anbieten. Zero Waste einzukaufen ist aber dennoch möglich! Mit folgenden Tipps kommt ihr auch ohne Unverpackt-Laden zum Ziel.
1. Wochenmarkt
Die beste und einfachste Möglichkeit ist der Wochenmarkt. Lokale Erzeuger bieten auf Wochenmärkten frisches Obst und Gemüse an, welches zudem oft noch saisonal ist. Für den Einkauf kannst du deinen eigenen Jutebeutel mitnehmen und Obst-/Gemüsenetze.
Auf dem Wochenmarkt findest du in der Regel:
- regionales Obst
- regionales Gemüse
- Besonderheiten wie Antipasti oder Süßigkeiten, die du dir meist auch in ein eigenes Behältnis abfüllen lassen kannst
- Mit etwas Glück findest du auch Nüsse oder frische Pasta
- Auch viele tierische Produkte kann man sich auf dem Markt in eigene Behälter füllen lassen
Auf www.wochenmarkte.de kannst du herausfinden, wo sich dein nächster Wochenmarkt befindet und wann du vor Ort einkaufen kannst.
2. Verpackungsfreies Obst und Gemüse
Wer selbst keinen Wochenmarkt in der Nähe hat oder es zeitlich nicht auf einen Markt schafft, findet auch oft in einem normalen Supermarkt verpackungsfreies Obst und Gemüse. Selbst mitgebrachte Obst-/Gemüsenetze aus Stoff ersetzen die dünnen Plastiktüten. Und keine Scheu: Selbst Wäschenetze sind ideal für den Transport von Obst und Gemüse. Übrigens: Auch Obst und Gemüse ohne Tüte auf das Band zu legen ist eine Möglichkeit und entgegen mancher Meinung nicht unhygienisch. Lebensmittel werden vor dem Gebrauch sowieso gewaschen oder geschält.
3. Brote/Brötchen im eigenen Beutel
Brote und Brötchen findet ihr im Supermarkt oder bei Bäckereien oft lose. Daher könnt ihr mit eigenen Stoffbeuteln ganz einfach Brote und Brötchen verpackungsfrei kaufen. Apropos: Papierverpackungen entziehen die Feuchtigkeit der Backwaren – ohne Tüte seid ihr also doppelt besser dran. Außerdem kann die Luft in den Tüten nicht gut zirkulieren, sodass Backwaren schneller schimmeln können.
Lagerungsorte wie Töpfe aus Ton, unglasierte Keramik oder Brotkästen halten Backwaren länger frisch.
4. Frischetheke
Unverpackte Lebensmittel wie Wurst oder Käse sind in größeren Supermärkten bei Frischetheken erhältlich. Bei diesen Theken könnt ihr eure eigenen Behältnisse abgeben und ausgewählte Lebensmittel ohne weitere Verpackung kaufen.
5. Hofladen/Mühlen
Hofläden oder Mühlen sind oft direkt an einen landwirtschaftlichen Betrieb angeschlossen und verkaufen vor Ort lokale Produkte. Bei Hofläden sind Obst und Gemüse verpackungsfrei erhältlich. Bei lokalen Mühlen könnt ihr nachfragen, ob es möglich ist, Mehl in eigene Behältnisse abzufüllen.
Auf bioverzeichnis.de findet ihr eine Auflistung von Bio-, Hof- und Unverpackt-Läden nach Postleitzahl. Ebenfalls gibt es auf heimischehoflaeden.de eine übersichtliche Karte mit eingetragenen Hofläden.
6. Solidarische Landwirtschaft
Die solidarische Landwirtschaft – kurz Solawi – ermöglicht es, dass Lebensmittel nicht über den Markt, sondern in einem eigenen Wirtschaftskreislauf vertrieben werden. Dieser Wirtschaftskreislauf wird von den Verbraucher*innen mit organisiert und finanziert.
Wer eine Solawi unterstützt, wird durch die Jahreskosten mit der landwirtschaftlichen Erzeugung versorgt. Dadurch können die Verbraucher*innen mal mehr, aber auch mal weniger für ihr Geld erhalten. Genau deswegen ist es allerdings so wichtig die Landwirtschaft mit einem Jahresbetrag zu unterstützen. Denn Dürrejahre, wie wir sie von 2018 kennen, machen das Leben vieler Landwirt*innen schwer. Die Solawi hält die bäuerliche Landwirtschaft aufrecht und wirtschaftet bedürfnisorientiert.
Auf solidarische-landwirtschaft.org findet ihr mehr Informationen zu einer Solawi und eine Karte, die euch zeigt, wo ihr die Möglichkeit habt, aktiv zu werden.
7. Regionale Bio-Kisten
Wer keine Zeit oder keine Möglichkeit einer Solawi hat, kann regionale Bio-Kisten bestellen. Bio-Kisten stammen oft aus einer Solawi, allerdings sind die Verbraucher*innen nicht verpflichtet sich selber zu engagieren. Regionale Bio-Kisten haben ein Abonnement und werden je nach Belieben wöchentlich oder monatlich nach Hause geliefert. Die Lebensmittel sind regional, saisonal und meistens auch verpackungsfrei. Auf Wunsch einfach den Anbieter der Bio-Kiste kontaktieren, dass keine Verpackungen erwünscht sind.
Es gibt leider keine zentrale Auflistung von Bio-Kisten in Deutschland. Deshalb am besten „Bio-Kiste“ oder „Gemüsekiste“ mit dem Zusatz der eigenen Stadt oder der Region im Netz suchen.
8. Lebensmittel selbermachen
Nach den vorigen Tipps wird klar, dass es viele verschiedene verpackungsfreie Alternativen für Obst und Gemüse gibt. Doch wie steht es mit trockenen Lebensmitteln wie Nudeln? Sich selbst an die Arbeit machen, schafft Abhilfe. Das beansprucht zwar mehr Zeit, spart allerdings auch mehr Verpackungsmüll. Nudelteig ist beispielsweise mit einem Mischverhältnis von 1:1:1 (Mehl, Hartweizengrieß, Wasser) schnell herstellbar. Der fertige Nudelteig wird mit einer Teigrolle oder einer Nudelmaschine dünn ausgerollt und zu einer beliebigen Nudelsorte weiterverarbeitet.
Die selbstgemachten Nudeln können auf einem Teller oder Backblech lufttrocknen. Nach dem trocknen sind die Nudeln ewig haltbar und können in einem eigenen Behältnis aufbewahrt werden.
Das Nudelteig-Rezept findet ihr hier. Und auch andere Lebensmittel können selber hergestellt werden. Pflanzliche Milchalternativen oder Brotaufstriche verlangen keine großen Kochkünste ab.
9. Auf Mehrweg achten
Glas statt Plastik klingt toll. Die Glasalternative ist allerdings erst dann sinnvoll, wenn es sich um Mehrwegglas handelt. Für das Einschmelzen von Glas werden über 1000°C benötigt, was die CO2-Emissionen und die damit verbundene Ökobilanz von Glas in die Höhe treibt. Deswegen sollten wir Einwegglas im Idealfall immer weiterverwenden. Ihr könnt ebenfalls Verpackungsmüll sparen, indem ihr größere Behältnisse kauft. So produziert ihr für mehr Inhalt weniger Verpackungen. (Quelle)
Selbst Milchprodukte wie Joghurt sind in Mehrweggläsern erhältlich. Und auch das vegane Angebot optimiert sich bezüglich der Verpackungen. Das Berliner Unternehmen Kornwerk produziert und verkauft (ab Juli 2019) pflanzliche Milchalternativen in Mehrweggläsern.
Worauf man bei Verpackungen noch alles achten kann, habe ich in einem weiteren Artikel hier im Magazin für euch festgehalten.
10. Zero Waste Onlineshops
Der letzte Tipp betrifft eher die Anschaffung für passendes Equipment für ein plastik- und müllfreien Alltag. Bahmbuszahnbürsten, Rasierhobel oder Strohhalme aus Glas oder Edelstahl gibt es nicht unbedingt an jeder Ecke. Deswegen haben es sich einige Zero Waste Online-Shops zur Verantwortung gemacht, solche Produkte online anzubieten. Bekannte Anbieter sind monomeer, Naturalou oder Original Unverpackt, letzter verkauft auch in Berlin lokal Produkte.
Zero Waste Onlineshops achten darauf, eure Produkte besonder
s nachhaltig zu versenden. Wiederverwendetes Verpackungsmaterial oder ein klimaneutraler Versand sind meist die Bedingungen solcher Shops.
Welche Tipps für ein verpackungsfreies Leben ohne Unverpackt-Laden fallen euch ein? Lebt ihr verpackungsfrei?