In den letzten Wochen hat sich wieder einiges getan in der (nachhaltigen) Modebranche. Warum Emma Watson jetzt mehr Einfluss denn je hat und Medienschaffende sich weltweit besser organisieren wollen, erfahrt ihr hier. Außerdem gibt es News von vielen Fair-Fashion-Labels wie Ecoalf, Maska und erlich Textil.
Emma Watson wird Nachhaltigkeitsbeauftragte bei Kering
Emma Watson steht seit einigen Jahren für Fair Fashion, Nachhaltigkeit und Gerechtigkeitsthemen, wie kaum eine andere Schauspielerin oder Medienfigur. So ist es nicht verwunderlich, dass sie nun auch den entsprechenden Jobtitel trägt. Im Juni wurde Emma Watson Nachhaltigkeitsbeauftrage bei Kering, dem Mutterkonzern von Gucci.
Sie ist damit das jüngste Vorstandsmitglied in dem Unternehmen und möchte gerade deswegen die Interessen der jungen Generation vertreten. Dies bedeute, dass Unternehmen jetzt Verantwortung für eine lebenswerte Zukunft übernehmen müssen, so Watson. Zu Kering gehören u.a. außerdem die Moderiesen Yves Saint Laurent, Balenciaga und Alexander McQueen. Weitere Infos zu der Neuigkeit und wie die Schauspielerin ihre Rolle bei Kering ausfüllen möchte, lest ihr im großen Vogue-Interview.
„Zu diesem noch nie dagewesenen Zeitpunkt in der Geschichte müssen wir große Entscheidungen treffen und Maßnahmen ergreifen, um das, was wir tun und wie wir es tun, positiv neuzuerfinden und umzugestalten.” Emma Watson für Vogue Deutschland
Ob die Rolle im Vorstand auch kritisch betrachtet werden kann, haben unsere Kolleginnen von Sustainable Fashion Matterz unter die Lupe genommen.
Womom, jetzt Adieu Cliché, ist auf der Reise
Das Münchner Label Adieu Cliché, ehemals Womom hat bereits im Mai große News verkündet. Nach längerer Suche haben Sie nun eine eigene Produktionsstätte in Portugal. Dort werden ab sofort unter fairen Bedingungen ihre Sweater gefertigt. Und auch bei ihren Druckfarben tut sich einiges. Die Prints bzw. deren Farben sind nun OEKO-Tex-zertifiziert. Womom geht also weitere, wichtige Schritte in Richtung Nachhaltigkeit.
Ihre neue Kollektion “On a Journey” ist ab sofort in deren Onlineshop erhältlich. Begleitet wurde der Launch der Kollektion mit der Kampagne “Faces of the phases“, die ganz in schönster Womom-Manier verschiedene Frauen und ihre Geschichten zu Wort kommen lässt.
Neonyt und Premium ziehen nach Frankfurt
Reise ist auch das passende Stichwort für die kommenden Fashion Weeks. Die nachhaltige Modemesse Neonyt und die internationale Handelsmesse Premium gaben im Juni bekannt, dass sie ab Sommer 2021 in Frankfurt Zuhause sein werden. Als Gründe dafür wurden vor allem logistische Verbesserungen genannt. Fakt ist, dass Frankfurt am Main Dreh- und Angelpunkt für internationale Routen ist und selbstverständlich gut gelegen ist, um in die Welt zu kommen.
Gemeinsam mit den beiden Messen werden zukünftig auch die Konferenz Fashionsustain und ein großes Rahmenprogramm in Frankfurt stattfinden. Was genau dies für die Zukunft der Berliner Fashion Week bedeutet, bleibt bislang unklar, da sich die Veranstalter*innen beider Seite dazu eher bedeckt halten. Der Kreativstandort Berlin steht nun aber definitiv vor einer Herausforderung.
Zur kommenden Fashion Week vom 19. bis 21. Januar 2021 wird die Neonyt weiterhin in Berlin ausstellen.
Maska launcht Unisex-Kollektion
Überraschende News von dem schwedischen Label Maska: für den kommenden Herbst/Winter 2020 wird die erste Unisex-Kollektion präsentiert. Gemeinsam mit der Designerin Esmeralda Vidfar, die vorher bei Jil Sander tätig war, bringt Maska eine Kollektion heraus, die mit ihren nachhaltigen, zeitlosen Styles ein klares Zeichen gegen „Fast Fashion“ setzt. Und damit auch noch, ganz nebenbei, für Geschlechtergerechtigkeit steht.
Jede*r kennt die flimmernden Lichter, die erscheinen, sobald man die Augen schließt. Dieses Phänomen diente als grundlegende Inspiration für die neue Kollektion. Maria Svensson, CEO und Founder von Maska, sagt:
„I find breaking points very interesting and we’re actually in one right now. It’s a raw, yet refined collection, that unfolds through the eye of mind.”
Die Farbpalette ist angelehnt an die sogenannten „Dream Paintings” von Miro aus den späten 1920ern, und reicht von Canvas White, über dunkles Grau, Blau, Grün bis hin zu Erdtönen. Im Kontrast dazu stehen Farben wie Geranienpink, leuchtendes Petrol und Himmelblau. Auch die Silhouetten der Kollektion erinnern an die späten Zwanziger und frühen Dreißiger Jahre: Gerade und kastige Schnitte, mit einer hohen Taille, die Akzente setzt. Die Kollektion ist elegant und dennoch spielerisch, und spiegelt die freien Gedankenflüsse wider, die den Surrealismus auszeichnen. Das Team ließ sich zudem von früheren Maska-Modellen aus dem Archiv inspirieren, um mit der aktuellen Kollektion dem ursprünglichen Stil treu zu bleiben.
In Deutschland findet man Maska zum Beispiel in sämtlichen Glore Stores, bei About Given in München, bei Wertvoll in Berlin und Paletti in Hamburg.
Britische Influencer*innen gründen Gewerkschaft
Als Antwort auf Diskriminierung und Marginalisierung, insbesondere von Influencer*innen of Color, haben sich in den USA und Großbritannien Medienschaffende organisiert, um sich zukünftig über die Gewerkschaft The Creator Union absichern zu können. UK folgt damit dem Beispiel aus den USA, das im Juni diesen Jahres gelauncht wurde: American Influencer Council.
Ziel der beiden Organisationen ist es, Influencer*innen künftig in ihren Verhandlungen zu stärken und für Transparenz in der Branche zu sorgen. Das Fehlen dieser sorgt nämlich unweigerlich dafür, dass Unternehmen Content Creator ausbeuten können, indem sie für Kampagnen und Zusammenarbeiten Honorare zahlen, die teilweise weit unter dem Branchendurchschnitt liegen. Dies belegte nicht zuletzt der anonym geführte Instagram-Account @influencerpaygap.
Ecoalf eröffnet Flagship-Store in Tokio
Das spanische Label Ecoalf expandiert in die japanische Hauptstadt. Mitten im belebten Stadtviertel Shibuya eröffnete nun Anfang Juni ein einzigartiger Store auf 264 Quadratmetern. Architektonisch orientiert sich der Store an der Symbiose von Innovation und Nachhaltigkeit. So setzt der japanische Architekt Yohei Sakamaki bewusst auf natürliche, lokale Materialien wie Bambus, Stein und Holz. Bei der Ausgestaltung wurde insbesondere auf recycelte Materialien und Upcycling wertgelegt.
Upcycling-Prozesse spielen im Inneren des Shops eine zentrale Rolle. So schweben die Kleidungsstücke an Bambusbügeln, die mit Bändern, aus recycelten Materialien einer Lederwarenfabrik, befestigt sind. Das Holz des Bodens und der Wände stammt von den Gerüstbrettern aus dem Bauprozess.
Das Obergeschoss dient vor allem als Raum für Bildungsveranstaltungen, Workshops und Vorträge. Die oberen Räumlichkeiten sind den Ecoalf #ACTNOW Events gewidmet: regelmäßigen Veranstaltungen, bei denen Ecoalf verschiedene Akteure mit Projekten rund um Mode, Innovation oder Nachhaltigkeit einlädt, ihre Philosophie zu teilen, das Bewusstsein zu schärfen und über Nachhaltigkeit aufzuklären.
Unterwäsche-Label erlich wird 4
Das Kölner Fair-Fashion-Label erlich wird vier Jahre alt und wir gratulieren ganz herzlich. In den letzten Jahren ist das Sortiment des einstigen Unterwäscheherstellers immer weiter gewachsen und bietet mittlerweile vielfältige Möglichkeiten, um sich nachhaltig einzukleiden, im Interiorbereich grüner zu werden oder sich sogar natürlich um die eigene Hautpflege zu kümmern.
Die nachhaltige Unterwäsche wird in Deutschland auf der Schwäbischen Alb gefertigt und bewahrt so ein Handwerk, das lange Zeit schon in der Region präsent ist. Die Produktion der Heimtextilien, T-Shirts und Socken wurde in die Region rund um Porto, Portugal ausgelagert. Wir wünschen alles Gute für die Zukunft und freuen uns, euch beim Wachsen zuzuschauen!
Puma experimentiert mit nachhaltigen Herstellungsverfahren
Das deutsche Sportswear-Label Puma macht weitere Schritte in Richtung Nachhaltigkeit. Nachdem sie in den letzten Jahren immer mal wieder kleine Kollektion auf den Markt brachten, kommen sie nun mit einer ganz neuen Innovation um die Ecke. Die Kollektion “Design To Fade” stellt zum einen Kleidungsstücke vor, die mithilfe von Bakterien gefärbt wurden und setzt zum anderen auf einhundertprozentige Kreislauffähigkeit. Dafür kollaboriert das Unternehmen mit den Biodesign-Expert*innen von Living Colour und Streamateria.
Die kleine Kapselkollektion zeigt auf jeden Fall Ansätze, die im großen Stil wirklich etwas in der Modebranche verändern könnten. Die natürliche Färbung mit Bakterien, wie es Living Colour zeigt, ermöglicht eine Entlastung des Ökosystems und das Wegfallen hochschädlicher Chemikalien. Streamateria setzt auf die Schließung des Kreislaufs, indem die Kleidungsstücke wirklich ein Verfallsdatum bekommen und nach gewisser Zeit vollständig renaturiert bzw. kompostiert werden können. Ob diese Schritte auch strukturell bei Puma etwas ändern werden, bleibt abzuwarten.
Weitere Infos dazu findet ihr u.a. bei Fashion United oder bei Puma direkt.
Ihr wollt keine Fashion Changing News mehr verpassen? Dann tragt euch in unseren Newsletter ein!