Hinweis: In diesem Artikel beziehe ich mich auf Cis-Heteronormativität. Zum einen, weil es kaum Forschung zu LGBTQAI+ auf diesem Themenfeld gibt und zum anderen, um die gesellschaftlichen Zuschreibungen und genderspezifischen Vorurteile analysieren zu können.
Wir kennen ihn alle: den leidenschaftlichen Fleischesser am Grill. Den typischen mittelalten Mann mit einer Vorliebe für SUVs und mehreren Fernreisen im Jahr. Und auch sie wird den meisten nicht fremd sein: umweltbewusst (spätestens seit Fridays for Future oder seitdem die Kinder da sind), auf gesunde Ernährung bedacht, achtet auf Mikroplastik im Duschgel und Schadstoffe in der Kleidung.
Sind das nur Stereotype – oder ist an diesen Prototypen etwas dran? Haben Frauen und Männer tatsächlich einen anderen Bezug zum Thema Nachhaltigkeit? Wenn ja, wie unterscheiden sie sich – und woher kommt das?
Frauen leben nachhaltiger
Nicht erst seit Fridays for Future und ihren prominenten weiblichen Gesichtern fällt auf: Beim Nachhaltigkeits-Thema sind Frauen vorne mit dabei. Sie interessieren sich stärker für Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz und spiegeln das auch in ihrem Konsum wider: Biologische, regionale und gesündere Produkte werden bevorzugt, gerade im Bereich der Ernährung sind Qualität und Tierwohl wichtig.
Mit knapp 64 Prozent zu 36 Prozent führen deutlich mehr Frauen als Männer einen Lifestyle, der dezidiert auf Gesundheit und Nachhaltigkeit ausgelegt ist. Dazu gehört, dass deutlich mehr Frauen als Männer sich vegetarisch oder vegan ernähren und zu Secondhandkleidung greifen. Sie identifizieren sich darüber hinaus häufiger als Umweltschützerinnen. Bisweilen wird diesbezüglich von einer Eco Gender Gap gesprochen.
Die entsprechenden Studien und Erhebungen, die sich mit dem Thema beschäftigen, werden allerdings dafür kritisiert, sowohl die Mann-Frau-Binarität als auch einen vermeintlichen Unterschied zwischen der Frau im Globalen Norden (aufgeklärte, bewusste Konsumentin) und im Globalen Süden (passive Verbraucherin) zu rekonstruieren und damit zu bestätigen. In der Forschung sind intersektionale Perspektiven bisher selten – die Analysen bleiben oft bei der Feststellung von Unterschieden von Männern und Frauen bezüglich des nachhaltigen Verhaltens stehen.
Obwohl sie deutlich weniger verdienen als Männer, übernehmen Frauen nach einigen Schätzungen rund 70 Prozent der globalen Konsumentscheidungen. Sie kaufen nicht nur für sich, sondern auch für die Familie, eventuelle Partner*innen und Kinder ein – was damit zusammenhängt, dass die Verantwortung für die Haushaltsführung nach wie vor oft bei ihnen liegt.
Damit einher geht auch die Verpflichtung, möglichst gesunde Produkte für die Lieben auszuwählen: Es wird erwartet, dass insbesondere Mütter stets die besten Entscheidungen für die zu versorgenden Personen treffen. Weil mittlerweile deutlich geworden ist, wie schädlich Produkte aus Plastik, bestimmte Stoffe in Kosmetika, Kleidung und Lebensmitteln sein können, ist die logische Konsequenz der Griff zu nachhaltig produzierten, unbedenklicheren Gütern und Bioprodukten.
Und selbst, wenn sie sich nur um sich selbst kümmern, achten Frauen verstärkt auf Nachhaltigkeit und bewussten wie gesunden Konsum. Auch das speist sich aus der Sozialisation: Frauen müssen sich stärker um sich und ihren Körper kümmern, werden sie doch überwiegend als Hüllen betrachtet, deren Zeit abläuft und die so lange wie möglich „in Form“ gehalten werden müssen. Darüber hinaus sind Mitleidsfähigkeit, Einfühlungsvermögen, Rücksichtnahme und Verzicht zugunsten anderer Werte, die besonders bei Mädchen gefördert und gefordert werden und beim Griff zum tierleidfreien Produkt eine Rolle spielen.
Gleichzeitig richtet sich ein großer Teil der nachhaltigen Produktpalette explizit an eine weibliche Zielgruppe. Damit wird das Bild, dass gerade sie für eine ökologische Lebensführung zuständig ist, verstärkt. Implizit mitgeliefert, wird außerdem: Beim Ausbleiben von verantwortungsvoll nachhaltigen Entscheidungen können die Frauen verantwortlich gemacht werden.
Care – über den privaten Bereich hinaus
Frauen sind aber nicht per se die besseren Menschen. Weder aus biologischen noch aus Gründen der Sozialisation. Diese Annahme lenkt von der Tatsache ab, dass es genügend Frauen gibt, denen wenig an der Weltrettung gelegen ist und die sogar noch hocherfreut am Untergang mitverdienen – und dass es genügend Männer gibt, bei denen das andersherum ist.
Darüber hinaus können viele Frauen auch schlicht keine „besseren“ Entscheidungen treffen – weil die Möglichkeiten dazu fehlen. Andere wiederum leben gewissermaßen aus Versehen nachhaltiger und legen beispielsweise mehr Wege zu Fuß oder mit dem Rad zurück, weil der Familienvater als „Ernährer“ das einzig verfügbare Auto für die Fahrt zu Arbeit nutzt.
Welche Spielräume gerade Frauen und weiblich gelesenen Menschen offenbleiben, hängt wesentlich mit Machtfragen zusammen – und gibt auch einen Hinweis darauf, warum sich Nachhaltigkeit bei Frauen immer noch so oft im privat-häuslichen Bereich abspielt.
Und nicht beispielsweise auf der politischen oder unternehmerischen Bühne. Dort haben sie wenig Platz – an den Schaltstellen der Macht sitzen nach wie vor cis-hetero Männer, meist weiß und älteren Jahrgangs. Die Öffentlichkeit traut Frauen politische Ämter nicht so richtig zu und Investor*innen sehen ihr Geld lieber bei Thomas und Matthias aufgehoben.
Auch wenn es nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann, alles wie gehabt weiterlaufen zu lassen und nur ein paar mehr Frauen in diese Schlüsselpositionen zu setzen, braucht es doch diverse Figuren, die nachhaltigen Wandel auch aus der gendersensiblen Perspektive vorantreiben. Denn nicht selten treffen Frauen in Positionen mit Verantwortung die weitsichtigeren Entscheidungen, die der Gemeinschaft langfristig nutzen und physischen wie psychischen Schaden minimieren.
Sichtbar wird das unter anderem in politischer, aber auch in unternehmerischer Führung. Zum einen ist der Frauenanteil in grünen Start-ups signifikant höher als in nicht-grünen Neu-Unternehmen. Zum anderen ist auffällig, dass Unternehmen, die von Männern gegründet werden, auch im nachhaltigen Bereich vor allem ein Ziel zu kennen scheinen: Wachstum. Das geht einher mit umfangreichen Kollektionen, viel Investition in Marketing – und bisweilen nicht ganz so fairen Geschäftspraktiken sowie dem ein oder anderen Shitstorm aufgrund unbedachter Unternehmensentscheidungen.
Von Frauen gegründete Unternehmen wachsen oft langsamer, nutzen Werbung gezielter und setzen sich intensiver mit Aufgaben auseinander, die über das bloße Produkt und seine Vermarktung hinausgehen. Im Zentrum dieser zusätzlichen Aufgaben steht in der Regel das Wohlbefinden anderer Menschen – der Produzent*innen in anderen Ländern oder der Mitarbeitenden im eigenen Haus. Beispiele für diese Art der Unternehmensführung liefern unter anderem Folkdays, Lanius und Wildling Shoes. Auch hier steht das Sorgen (zusätzlich zum Wirtschaften) im Vordergrund.
Diese Unternehmerinnen „sehen ihr Unternehmen als Ort, wo Menschen ihr ganzes Selbst mit zur Arbeit bringen dürfen, wo sie glücklich sein können, und stellen diese Bedingung über alles andere“, erklärt Lisa Jaspers beispielsweise im Interview mit New Management. Erfolg definiert sich insbesondere für viele weibliche Sozialunternehmerinnen nicht darin, in einer kurzen Zeitspanne möglichst viel Geld zu verdienen – sondern langfristig in gute Beziehungen und gute Arbeit gemeinsam mit anderen zu investieren. Das bedeutet Kooperation, Vertrauen und ein gewisses Maß an gegenseitiger Sorgearbeit.
Die Klimakrise ist nicht genderneutral
In sorgenden Strukturen liegt die Kraft, dem Wachstumszwang des aktuellen Systems, der wesentlich für die aufziehende Klimakrise mitverantwortlich ist, etwas entgegenzusetzen. Sie können den Druck der permanenten Individualisierung herausnehmen und Raum für unbezahlbare (zwischen-)menschliche Bedürfnisse schaffen. Frauen und marginalisierte Personen haben das verstanden und pflegen jahrhundertealte Traditionen des Umeinander-Kümmerns. Denn: Ihnen bleibt keine andere Möglichkeit in einer Welt, die darauf baut, sie deutlich intensiver auszubeuten als den weißen cis-hetero Mann.
Care-Strukturen sichern das Überleben – mental wie physisch. Das gilt vor allem vor dem Hintergrund der Klimakrise, die nicht genderneutral ist, sondern als Erstes und am stärksten unter anderem Frauen und weiblich gelesene Personen trifft.
- Frauen sind häufiger von Armut betroffen – haben also weniger Ressourcen, sich auf die Folgen der Klimakrise vorzubereiten oder sich nach einer Katastrophe selbstständig zu erholen.
- Infolge häufigerer und schlimmerer Dürren werden mehr Menschen hungern müssen – davon werden überproportional viele Frauen sein, die oftmals als Letzte essen, wenn die anderen schon satt sind.
- 80 Prozent der durch die Klimakrise Vertriebenen sind Frauen.
- Frauen und Kinder haben eine 14-fach höhere Wahrscheinlichkeit als Männer, während und nach einer Naturkatastrophe ihr Leben zu verlieren.
- Werden die Arbeiten im Haushalt anstrengender und schwerer, werden zuerst die Mädchen von der Schulbildung ferngehalten, um zu helfen.
Care Work is Climate Work
Das Kümmern um die Erde wird als weibliche Aufgabe verstanden, meint auch Fridays-for-Future-Aktivistin Clara Mayer. Es drängt sich der Verdacht auf: Das Prinzip, das bereits im privaten Umfeld genauso gilt wie in der beruflichen Pflege- und Sorgearbeit, wird auf seinen maximal größten Umfang ausgedehnt: Jetzt geht es um Mutter Erde, die von den sorgenden Töchtern gerettet werden muss. Unter- oder unbezahlt selbstverständlich, während mehrheitlich Männer in den Chefsesseln die Hände in den Schoß legen. Oder sich aus Angst vor Machtverlust vehement gegen jede Form von Änderung des Status Quo wehren.
Wenn wir einen guten Planeten wollen, müssen wir uns also mit unserem Bild von Gender beschäftigen, insbesondere mit unserer Vorstellung von Männlichkeit. Warum sind Pflegen, Kümmern, Füreinander-Dasein – Tätigkeiten, die das grundlegende menschliche Bedürfnis nach Sinnhaftigkeit und Zusammengehörigkeit befriedigen können – in unserer Welt so wenig wert? Warum gilt ein Mann, der einen Jutebeutel trägt, als feminin – und wenn er den Beutel durch eine Plastiktüte ersetzt, als maskulin?
Sorge und Pflege sind essenziell, wenn wir morgen noch eine halbwegs funktionierende Welt vorfinden wollen. Nicht nur, weil alles zusammenbrechen würde, wenn Frauen die kostenlose Care-Arbeit im Wert von rund 11 Billionen US-Dollar niederlegten, die derzeit das klimaschädliche Wirtschaftssystem subventioniert. Sondern auch, weil Care eine Alternative zum Höherschnellerweiter anbietet, die sich auf das grundlegend Menschliche im Menschen konzentriert.
Care schaut direkt auf das Individuum und auf die Gemeinschaft: Was braucht dieser Mensch, was brauchen wir jetzt gerade? Wie können wir es besorgen – und wie können wir die Energie maximal effizient nutzen? Wie schaffen wir Raum für uns?
Überhaupt wird nicht davon ausgegangen, dass ein Mensch alles allein bewältigen kann und können muss. Alle Menschen brauchen verlässliche Netzwerke, um sich sicher und geborgen zu fühlen und sich zu regenerieren. Bleibt Care-Arbeit auf der Strecke, werden wir krank. Wird Care mitsamt ihren Eigenschaften von Effizienz, Ressourcenschonung und langfristigem Denken vernachlässigt, leidet die (globale) Gemeinschaft, leidet am Ende der Planet. Das Problem ist, dass wir uns so sehr an diese Zustände gewöhnt haben, dass es schwerfällt, sich etwas Besseres vorzustellen.
Mehr Care für alle!
Wie kann dieses Besser also aussehen?
„Wir brauchen eine Wirtschaft, die Heilung wertschätzt und ihr Priorität einräumt, und nicht das derzeitige System des Plantagenkapitalismus, das den Planeten und unsere Menschen zerstört, um obszöne Mengen an Reichtum in den Händen einiger weniger zu konzentrieren.“, sagt US-Kongressabgeordneter Jamaal Bowman im Rahmen des Feminist Green New Deal.
Care-Tätigkeiten setzen auf Reproduktion und auf Zyklen und sind notwendig, um die Gesellschaft und menschliches Leben zu erhalten. Sie zählen daher zu den grünen Jobs der Zukunft – was ihnen fehlt, sind finanzielle wie gesellschaftliche Anerkennung. Dass die ausbleibt, hängt vor allem mit der Abwertung von Frauen und „weiblichen“ Tätigkeiten zusammen.
Wenn wir die klimaneutrale Welt von morgen wollen, dürfen wir uns also nicht nur auf Tempolimit, energiesparendes Bauen und Recycling konzentrieren. Wir kommen auch nicht umhin, uns mit Gender-Stereotypen und ihrer Dekonstruktion zu beschäftigen. Kümmern und Pflegen sind grundlegende menschliche Tätigkeiten – und vor allem: genderneutrale.
Wir müssen hier auf zwei Ebenen ansetzen:
Zum einen dürfen wir nicht aufhören, die Gender-Stereotypen infrage zu stellen und neu zu besetzen. Der harte Kerl, dem alles egal ist und die weiche, ganz auf andere ausgerichtete Frau haben ausgedient. Das werden wir noch sehr oft wiederholen müssen. Jedenfalls so lange, bis Männer, die sich aus Gerechtigkeitsgründen für Nachhaltigkeit einsetzen, nicht mehr als „verweichlicht“ und Frauen, die vor allem mit wissenschaftlichen Fakten für ein Engagement gegen die Klimakrise argumentieren, nicht mehr als „zu männlich“ wahrgenommen werden.
Zum anderen – und das ist ein Prozess, der parallel abläuft – muss Pflege- und Sorgearbeit in unseren Köpfen aufgewertet und darf keinesfalls als billige, unsichtbare Arbeit, die nebenher schon irgendwie mitläuft, gedacht werden. Dabei sollten wir nicht den Fehler machen, Fortschritte als gottgegeben und unumkehrbar hinzunehmen. Das sind sie nicht – und gerade vor dem Hintergrund von Krisen wie der Corona-Pandemie und der Klimakrise fürchten Expert*innen eine Retraditionalisierung der Geschlechterrollen.
Care ist ehren- und würdevoll. Ohne Care kein Leben. Zu Ausübenden pflegender Berufe müsste genauso aufgeschaut werden wie zu Feuerwehrleuten oder Ärzt*innen. Mehr Prestige und mehr Geld würden wiederum dazu führen, dass diese Berufe attraktiv für alle Geschlechter würden. Der Kreis schließt sich.
An die Wurzel von Patriarchat, Kapitalismus und Rassismus
Um anschließend aber zu verhindern, dass cis-hetero-Männer sich einfach ein neues prestigeträchtiges Feld erschließen und die Frauen daraus vertreiben (wie beispielsweise im IT-Bereich geschehen), ist es nötig, bis zur Wurzel zu graben und die Idee, dass alles, was Frauen sind, minderwertig sei, auszureißen. Die Vorstellung von der Gender-Binarität steht daneben, die kann gleich mit weg. Es ist klar, dass das nicht über Nacht passieren kann und wird – aber darauf muss es am Ende hinauslaufen.
Diese Utopie verspricht viel – nicht nur einen bewussteren und nachhaltigeren Umgang mit den Ressourcen unseres Planeten und eine Gesellschaft, die genauer auf die menschlichen Bedürfnisse der Vielen zugeschnitten ist. Sondern darüber hinaus die Arbeit an der Abschaffung des Patriarchats. Spätestens hier sehen wir, dass Klima sehr eng mit anderen Themenfeldern zusammenhängt – und es nicht reicht, sich nur für weniger CO2-Emissionen zu interessieren. Der Weg führt nämlich in nur scheinbar andere Gefilde – die wir aber betreten müssen, wenn es uns wirklich ernst ist.
Gehen wir weiter, stellen wir fest, dass es hierbei nicht nur um Misogynie geht. Sondern auch um Rassismus: Ein Großteil der berufsbedingt care-arbeitenden sind BiPoC. Wenn sie bei wohlhabenden weißen Frauen (für zu wenig Gehalt) putzen oder die Kinder hüten, fehlt ihnen diese Zeit, sich um das eigene Heim und den eigenen Nachwuchs zu kümmern. Diese Care-Chains spiegeln alte koloniale Muster wider.
Es geht auch um Klassismus: Toilettenputzen gilt als unterste Stufe dessen, was ein Mensch in dieser Gesellschaft erreichen kann. Es wird schlecht bezahlt, es gibt wenig bis gar keine soziale Absicherung und dementsprechend eine mickrige Rente, die vorne und hinten nicht ausreicht und in Altersarmut mündet.
Care-Arbeitende werden – sofern sie nicht gerade in den männlich dominierten Chefsesseln sitzen und die Arbeit der anderen koordinieren – in prekäre Verhältnisse gedrängt. Und gelten darüber hinaus als nicht besonders intelligent (sonst hätte es ja für etwas „Besseres“ gereicht) oder als nicht ambitioniert genug, um die Karriereleiter hinaufzuklettern.
Klimakrise = mehr Care-Arbeit notwendig
Die Frage, warum Nachhaltigkeit in den Positionen mit wenig offizieller Macht nach wie vor Frauensache ist, lässt sich also zusammenfassend auf die Stellung von Frauen im kapitalistischen Patriarchat zurückführen. Es lagert jede Form des Kümmerns systematisch an sie aus und sorgt gleichzeitig dafür, dass oftmals (aber nicht immer) inoffizielle Sorgegeflechte für ein würdevolles Leben genauso notwendig sind wie für ein Leben, das im Angesicht der Klimakrise überhaupt eine Zukunft haben will.
Zukünftig werden wir noch häufiger über Care sprechen müssen – denn die Klimakrise wird noch mehr Pflege- und Sorgearbeit als bisher erforderlich machen. Naturkatastrophen, Pandemien und sich ausbreitende tropische Krankheiten, zunehmender weltweiter Hunger und Ernährungsunsicherheit sowie die generelle Erderwärmung werden zu Lasten der menschlichen Gesundheit gehen – allen voran der Gesundheit von BiPoC, armen und geflüchteten Menschen, Frauen und LGBTQIA+.
Prekäre Verhältnisse werden sich verschärfen, wenn nicht an der Wurzel angesetzt und Care endlich umfassend als das verstanden wird, das es ist: Voraussetzung für Leben, eine stabile Gesellschaft und dafür, dass überhaupt gewirtschaftet werden kann.
Wie steht ihr zu dem Thema? Habt ihr euch darüber schon mal Gedanken gemacht?
Titelbild: Elia Pellegrini via Unsplash
2 Antworten auf „Warum ist das Thema Nachhaltigkeit häufig so weiblich konnotiert?“
[…] hinterlässt. Somit haben Wirtschaftsmodelle, die nicht ausschließlich auf die Rendite, sondern auch auf das Gemeinwohl achten, durchaus eine Zukunft. Die Rendite einer Genossenschaft drückt sich nicht nur in Geld aus, […]
[…] wieder auf den Arbeitsmarkt einzusteigen. Zudem sind Frauen in einem überwiegendem Maße für Care-Arbeit, also Sorgearbeit, zuständig. Insgesamt kümmern sie sich auch um mehrere Familienmitglieder […]