5 Tipps, wie Unternehmen einen positiven Impact haben können – mit Anna Yona

Schon oft haben wir über darüber gesprochen, wie Unternehmen einen positiven Impact schaffen können. Das dazu mehr als ein gutes Produkt gehört, steht für uns außer Frage. Wie genau das gelingen kann, verrät uns Anna Yona, Gründerin und Geschäftsführerin von Wildling Shoes.

Über Anna Yonas Arbeit haben wir zum ersten Mal im Buch “Starting a Revolution” von Lisa Jaspers und Naomi Ryland gelesen. Ein etwas anderes Business-Buch, in dem Unternehmerinnen porträtiert werden, die in unserem Wirtschaftssystem ungewöhnliche Schritte gehen und die Arbeitswelt transformieren. So auch Wildling Shoes.
Das Minimalschuh-Label für Kinder und Erwachsene mit inzwischen mehr als 200 Mitarbeitenden hat es nicht nur geschafft, eine starke Community, sondern auch eine Unternehmenskultur aufzubauen, die auf Transparenz, Vertrauen und Selbstbestimmtheit fußt. Ohne Wachstumsziele und Investor*innen, wie es sonst oft in der Gründer*innenszene der Fall ist. Anna Yona teilt mit uns fünf Tipps, wie wir im Arbeitsleben – egal ob angestellt in einem Unternehmen oder selbstständig – einen positiven Impact leisten können.

Impact schaffen? Geht auch wunderbar im Team. © Wildling Shoes/Stefano Chiolo

1. Reflektion & Kooperation

„Unsere Wirtschaft braucht dringend eine Transformation, zurück zu einem sozialeren System, hin zu mehr Verantwortung, einer gerechteren Verteilung und der Einpreisung der tatsächlichen Auswirkungen des Unternehmens auf Mensch und Umwelt. Dazu gehört ein sehr kritischer Umgang mit dem eigenen Handeln und ein ständiges Hinterfragen dessen. Aber dazu gehört auch, neue Wege zu finden und solche Möglichkeiten für andere sichtbar zu machen, um sich gegenseitig zu inspirieren, sich Mut zu machen und zu kooperieren statt zu konkurrieren, weil echte Veränderung viele Impulse und viele Akteur*innen braucht, die gemeinsam etwas in Bewegung bringen. Ich bin davon überzeugt, dass niemand und auch kein Unternehmen die großen Herausforderungen allein lösen wird – dazu braucht es viele. Solange wir uns alle die Hand reichen, kann jede*r beitragen. Und dann ist jeder noch so kleine Schritt, ein Schritt in die richtige Richtung.”

2. Einflussmöglichkeiten nutzen und darüber sprechen

„Ich glaube der erste Schritt ist, sich bewusst zu machen, dass man in jeder Rolle und Funktion als Akteur*in in der Gesellschaft Verantwortung für das eigene Handeln trägt – insbesondere denjenigen gegenüber, denen weniger Entscheidungsraum zugesprochen wird. Unternehmen haben aus meiner Sicht eine noch größere Verantwortung, weil sie viel mehr Handlungsspielraum und Einflussmöglichkeiten haben und weil die Tragweite ihrer Entscheidungen um ein Vielfaches größer ist, als die von Einzelpersonen. Daher erscheint es mir eine Selbstverständlichkeit, dass Unternehmen nicht nur betriebswirtschaftlichen Anforderungen nachkommen, sondern sich auch ambitionierte sozio-ökologische Ziele setzen. Um andere zu animieren, sollte man miteinander teilen, was man Gutes tut. Es macht zusätzlich Mut und Hoffnung, wenn man merkt, dass andere sich auch engagieren. Wichtig ist aber, dass man ehrlich bleibt und Transparenz wahrt. Der Weg zu einem wirklich nachhaltigen, regenerativen Wirtschaften ist lang und komplex und viele Lösungen müssen noch gefunden werden. Die Dinge zu beschönigen oder das Engagement überdimensioniert darzustellen, wird der Herausforderung, der wir alle gegenüberstehen, nicht gerecht.”

3. Einen positiven Impact in der Wertschöpfungskette schaffen

„Aus meiner Sicht gibt es (noch) kein wirklich nachhaltiges Produkt. Aus einer wirklich konsequenten Perspektive betrachtet, ist daher das nachhaltigste Produkt das, was nicht produziert und vermarktet wird. Meiner Meinung nach kann man diesem ernsthaften Konflikt nur mit kompromissloser Konsequenz begegnen und sich jeden einzelnen Schritt der Wertschöpfungskette (produktbezogen und darüber hinaus) anschauen und nach regenerativen Prinzipien gestalten, um bestenfalls einen positiven Impact auf Mensch und Umwelt zu erzeugen. Praktisch kann das bedeuten:

  • Können die Rohstoffe in regenerativen Landwirtschaftsprojekten und unter fairen Bedingungen angebaut werden?
  • Wie können Zusammenarbeiten gestaltet werden, dass am Ende des Arbeitstages mehr Energie vorhanden ist als vorher?
  • Und können wir mit radikaler Kollaboration, geteiltem Wissen und geteilten Ressourcen gemeinsam die Branche verändern?“

„Bei Wildling erstellen wir für jeden Schritt Konzepte, die mindestens keinen Schaden anrichten und besser noch einen positiven Impact hinterlassen. Also vom Anbau unserer Rohstoffe in syntropischen Systemen, über die Umsetzung von Konzepten für ganzheitlichere Arbeitsmodelle, höhere Umweltstandards mit unseren Lieferant*innen und eine verlängerte Lebensdauer des Produkts durch Qualität und Reparatur, bis hin zu einem Schuh, der in Komponenten recycelt (neue Rohstoffe für neue Schuhe) beziehungsweise kompostiert wird (Humus für unsere Anbausysteme). Natürlich entstehen etwa durch Transport und Lagerung trotzdem negative Einflüsse, die es zu minimieren und den Rest zu kompensieren gilt. Entlang der regenerativen Wertschöpfungskette werden aber auch zusätzliche Vorteile entstehen, wie zum Beispiel Zukunftsperspektiven für ländliche Bereiche, mehr Bodenqualität und CO2-Bindung, sinnhaftere und gesündere Arbeitsplätze in der Produktion oder mehr alternative Energiequellen.” 

4. Unternehmenskultur durch Corporate Volunteering fördern

„Zu einem erfüllenden Arbeitsalltag gehört unbedingt, dass man Sinn in der eigenen Tätigkeit sieht und Selbstwirksamkeit erlebt, also das Gefühl hat, mitgestalten und bewegen zu können, was einem am Herzen liegt. Corporate Volunteering ist eine Gelegenheit, auch in anderen Bereichen wirksam zu werden und die Freude und Zufriedenheit zu genießen, die mit einem Engagement für andere und anderes einhergeht.
Unter Corporate Volunteering verstehen wir das Angebot, bezahlte Arbeitszeit in Herzensprojekte zu investieren, die nicht direkt auf den eigenen Arbeitsbereich einzahlen. Es ist ein Angebot und keine Verpflichtung – wer Lust hat, sich für ein bestimmtes Projekt einzusetzen, kann dies gern tun. Es ist voll bezahlte Arbeitszeit – kein klassisches Ehrenamt – und geht somit weder auf Kosten der Freizeit noch des Einkommens. Motivation ist in meinen Augen immer eine Grundvoraussetzung für gute Zusammenarbeit – diese wollen wir nicht mit einzelnen Maßnahmen, sondern mit unserer Unternehmenskultur insgesamt fördern.

Intrinsische Motivation ergibt sich vor allem aus drei Voraussetzungen – einer Arbeit innerhalb der persönlichen Stärken (das, was ich gut kann und was mir Spaß macht), dem Gefühl der Selbstbestimmtheit und der Sinnhaftigkeit der Tätigkeit. Corporate Volunteering bietet die Chance, diese drei Dinge miteinander zu verbinden und kann damit ein großer Motivationsbooster sein. Mit Sicherheit stärkt ein solches Angebot und die Erlebnisse, die damit zusammenhängen, auch die Identifikation mit dem Unternehmen, die Kultur und den Teamzusammenhalt. Es gibt wenig, was mehr verbindet, als gemeinsam für eine gute Sache anzupacken.“  

Corporate Volunteering findet innerhalb der Arbeitszeit statt und ist damit voll vergütet. © Wildling Shoes/Stefano Chiolo

5. Organisiert euch!

„In einer idealen Welt wäre es nicht notwendig, sich als nachhaltige Unternehmen zu organisieren. Leider sind soziale und ökologische Themen aber noch nicht ausreichend in der politischen Rahmengebung verankert. Es ist wichtig, unsere Stimmen zu bündeln und unseren Interessen als nachhaltig agierende Unternehmen Nachdruck zu verleihen – als Gegengewicht zu einer starken Lobby, die konventionelle Unternehmen vertritt, sowie als Wahrer*in eines fairen Wettbewerbs, Mutmacher*in und als Zeichen an die Politik, dass die Wirtschaft bereit ist für den Wandel.”

Weitere Infos zu Wildling und ihrer Mission erfährst du direkt auf der Webseite.

Anmerkung der Redaktion: Dieser Beitrag ist eine bearbeitete Kurzfassung von drei Interviews mit Anna Yona, die zuerst in der MODEPOST, unserem Newsletter für Professionals, erschienen sind.

Titelbild: Cherie Birkner

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