In diesem Fair Fashion Guide stellen wir nachhaltige Taschen und Rucksäcke von sechs ausgewählten Modelabels vor. Mit im Gepäck: Bauchtaschen und Clutches, wenn es mal weniger sein darf, sowie echte Raumwunder wie Shopper, Rucksäcke und Reisetaschen. Bag up!
Bridge & Tunnel
Was sollte eine nachhaltige Tasche können? Viel aushalten, nicht einschneiden, gut aussehen, klar. Also im Grunde all das, was man auch von einer guten Jeans erwartet. Die Weekender, Beuteltaschen und Hipbags von Bridge & Tunnel werden aus ebendiesen produziert; die Gründerinnen Lotte und Conny setzen nämlich auf Upcycling bei all ihren Designs. Die gebrauchten Denimstoffe bekommen sie über Materialkooperationen mit der Kleiderkammer Wilhelmsburg, Jeanslieferungen von Hamburger Großunternehmen sowie Spenden von Privatpersonen, die ihre abgelegte Lieblingsjeans in guten Händen wissen sollen. Das Hamburger Social Fashion Label ist ein gemeinnütziges Unternehmen, das im Team mit gesellschaftlich benachteiligten Menschen und Geflüchteten arbeitet. Besondere Abschlüsse oder Zertifikate spielen keine Rolle.
Preise: ab 29,00 Euro
Nordlicht
Über nachhaltige Kleidung wird mittlerweile viel gesprochen, aber über nachhaltige Taschen? Wenn es nach den Nordlicht-Gründer*innen Maritta Genthner und Nico Heuchel geht, viel zu wenig! Das Label aus Hamburg versteht sich nicht als „Hyper-Growth“ Start-up. In erster Linie geht es darum, nachhaltige Taschen und Rucksäcke so zu entwerfen und herzustellen, dass sie verantwortungsvoll an die Schultern ihrer Kund*innen übergeben werden können. Daher setzen sie bei der Produktion auf recycelbare, natürliche und langlebige GOTS-zertifizierte Naturstoffe wie Bio-Baumwolle und wasserfestes Kraftpapier und Segeltuch. Ja, ganz richtig: Segeltuch. Das Material besteht aus natürlicher Baumwolle und ist dennoch wasserabweisend und easy zu reinigen, also perfekt für eine Tasche oder einen Rucksack, die durch alle Lebens- und Wetterlagen begleitet.
Preise: ab 39,00 Euro
Nuuwai
Taschen aus Mais und Äpfeln? Klingt ganz lecker, hier kommt das Rezept: Eines der Hauptmaterialien des female owned Labels um Gründerin Svenja Detto ist AppleSkin aus Italien. Die Veganerin war lange auf der Suche nach einer PVC-Alternative und beschloss schließlich, die Abfälle der Apfelsaftproduktion als Lederersatz zu nutzen. Dafür werden Apfelreste getrocknet und zu einem sehr feinen Pulver gemahlen. Dieses wird mit ca. 50 Prozent Polyurethan (PU) vermischt und auf eine reißfeste Rolle Baumwollgewebe aufgetragen. Die Rollen werden schließlich erhitzt, um ein witterungsbeständiges und langlebiges Gewebe herzustellen. Im letzten Schritt wird der Stoff geprägt, um verschiedene Oberflächenstrukturen zu ermöglichen. Das fertige Fruchtleder besteht dann im Durchschnitt aus 38 Prozent Polyurethan, 26 Prozent Apfelresten, 20 Prozent Polyester und 16 Prozent Baumwolle. Zum Essen sind die Designs dann aber doch zu schön!
„Fair“ bedeutet für Nuuwai übrigens nicht nur, dass die nachhaltigen Taschen vegan sind, sondern auch unter menschenwürdigen Bedingungen hergestellt wurden. Jeder Schritt von der Produktion bis zur fertigen Handtasche lässt sich nachvollziehen, wobei das Team versucht, so lokal wie möglich zu agieren: 2021 wurde die Taschenproduktion von Indien nach Europa verlegt; genauer gesagt ins spanische Petrer und ins deutsche Eisleben – hier wird unter weiblicher Führung unter fairen Arbeitsstandards gearbeitet.
Preise: ab 74,00 Euro (im Sale gibt es auch günstigere Modelle)
Mela
Mela bedeutet auf Hindi „Gemeinsam Handeln“. Kein Wunder also, dass das Label besonderen Wert auf die Zusammenarbeit mit seinen Partnern vor Ort in Indien und in Deutschland legt. Die Taschen werden in der Näherei Purecotz produziert – der indischen Textilfabrik Purecotz, die als erste Näherei nach dem Fairtrade-Textilstandard zertifiziert wurde. Neben Taschen und Rucksäcken designt und produziert Mela auch Laptoptaschen aus Fairtrade-Baumwolle, deren Gewebe sogar vor leichtem Regen schützt und schnell trocknet; falls mal von unterwegs gearbeitet wird. Da der größte Teil der weltweiten Bio-Baumwolle aus Indien kommt, ist es Melas Anliegen, die maximale Wertschöpfung im Land des Rohstoffursprungs zu lassen.
Gut zu wissen: Über die Zeit verändern sich die Taschen gemeinsam mit ihren Besitzer*innen und werden zu einzigartigen Begleitern. Bei Mela ist das gesamte Sortiment über nachhaltige Taschen und Rucksäcke hinaus ist mit dem Fairtrade Cotton Standard, dem Global Organic Textile Standard (GOTS) sowie dem staatlichen Siegel Grüner Knopf zertifiziert.
Preise: ab 29,90 Euro
Alicia Victoria
Dass nachhaltige Taschen nicht nur für Ausflüge in die Natur taugen, sondern sich auch bestens für einen Dinnerabend oder eine Partynacht eignen, beweist das Label Alicia Victoria aus Linz. Für die aktuelle Kollektion arbeitet das Label ausschließlich mit Rindsleder, das laut eigener Aussage als Nebenprodukt der internationalen Fleischindustrie entsteht. Außerdem arbeitet Alicia Victoria mit dem Ökologischen Jagdverein Brandenburg-Berlin (ÖJV) zusammen, um die Wertschöpfungskette in Deutschland auszubauen.
Jede Tasche ist ein Unikat, was bedeutet, dass es Narben, Löcher und Unebenheiten aufweisen kann – in der klassischen Modeindustrie undenkbar. Das österreichische Label möchte zudem schnelllebigen Trends entgegenwirken. Deshalb bietet es bewusst nur ausgewählte Modelle in den Farben Schwarz und Braun an, statt jede Saison eine neue Kollektion auf den Markt zu bringen.
Preise: ab 120,00 Euro
Deuter
Wer schon einmal einen Deuter-Rucksack aufhatte, möchte ihn danach möglicherweise gar nicht mehr absetzen oder merkt gar nicht, dass er*sie überhaupt einen trägt. Gut, das geht vermutlich zu weit, aber feststeht, dass der Rücken durch das sogenannte „Aircomfort-System“ beim Tragen so gut belüftet wird, dass das Schwitzen um bis zu 25 Prozent reduziert werden soll. Das schont den Kreislauf und die Nerven, wenn es den nächsten Gipfel zu besteigen gilt – egal ob bei einer Wanderung oder im Alltag.
In der „Together for 360° Responsibility“-Vision hat sich Deuter 17 Ziele gesetzt, die es bis zum Jahr 2025 erreichen möchte, um den Planeten und die Menschen, die mit und für sie arbeiten, zu schützen. Das bedeutet unter anderem: vorausschauende Produktentwicklung, ressourcenschonende Produktion und umweltfreundlicher Transport, lange Produktlebenszyklen, verantwortungsvoller Umgang mit Mitarbeitenden sowie ein gewissenhaftes eigenes Verhalten im Privaten. Schon seit 1991 arbeitet Deuter mit dem Rucksackproduzenten Duke in Vietnam zusammen. Was damals mit 35 Nähmaschinen und 50 Mitarbeitenden begann, sind heute zwei hochspezialisierte Rucksackmanufakturen, die unter sozial verträglichen und nachhaltigen Standards arbeiten. Das bluesign®-System prüft dabei nicht nur das Endprodukt auf Schadstoffe oder Rückstände bedenklicher Chemikalien, sondern unterzieht den kompletten Herstellungsprozess einem intensiven Nachhaltigkeits- und Verträglichkeits-Check. Gleiches gilt für die Belastungen, die bei den nötigen Herstellungsschritten für Mensch und Umwelt entstehen. Wir können also guten Gewissens unseren Rucksack schultern.
Preise:
bluesign®-Rucksäcke ab 55,00 Euro
bluesign®-Taschen ab 17,00 Euro
Credits
Idee & Konzept: (c) Fashion Changers
Fotos: (c) Vreni Jäckle
Text: (c) Marie Krutmann