South African Fashion Editorial: „Tidal“

Die South African Fashion-Szene überzeugt aktuell mit selbstbewussten neuen Impulsen und bricht mit überholten Wahrnehmungen von African Fashion.
Wir stellen zwei junge Modedesigner aus Südafrika vor, die gerade international durchstarten.

Fair Fashion Editorial

Wie die Wellen der Gezeiten, die kommen und gehen, folgen wir der Tänzerin Tatenda Wekwatenzi auf ihrer Reise des Übergangs. Wekwatenzis kraftvolle Performance führt uns durch verschiedene Zustände des Seins und erinnert an das Ansteigen und Abfallen des Meeres. Vor der Kulisse der magischen Sandy Bay bei Kapstadt verbindet sie sich mit ihrer Umgebung und der Energie der sie umgebenden Natur. Die kollaborative Arbeit „Tidal“ erforscht die persönliche Entfaltung mittels Kunst, Mode und Performance.

Tatenda Wekwatenzi wird von Lara Dahlmanns Papierobjekten begleitet: Performance und Papier stimulieren sich gegenseitig, sodass neue Silhouetten und Figuren entstehen. 

Die Mode der „Tidal Story“ fügt sich fließend ein und scheint eins zu werden mit Wekwatenzis Bewegung sowie Dahlmanns Papierarbeiten.

 

Performance: Tatenda Wekwatenzi @wekwatenzi

Paper Art: Lara Dahlmann @sechs.sieben

Fotografie: Lena Jürgensen @lenajuergensen

Hair & Make-Up: Valerie Ekegbo @officialqueenvee

Location: Sandy Bay, Cape Town

Wir stellen die beiden südafrikanischen Modelabels der South African Fashion Story vor.

Lesiba Mabitsela Studio

Lesiba Mabitsela Studio wird geleitet und betrieben von Lesiba Mabitsela. Mabitsela, der in Pretoria aufwuchs und in Kapstadt Modedesign und Performance studierte, bezeichnet sich selbst als Modepraktiker und wird auch als interdisziplinärer Künstler beschrieben. Seine Arbeit bewegt sich zwischen Modedesign, Kostüm, Video-Performance und politischem Aktivismus. Zudem ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter im Zeitz Museum of Contemporary Art Africa, Cape Town/MOCAA und Co-Gründer des African Fashion Research Institute.

Mabitsela hat bereits international ausgestellt, zuletzt (November 2022) im Victoria & Albert Museum in London, wo er neben Modegrößen wie Rick Owens, JW Anderson und Comme des Garçons an der Ausstellung „The Art of Menswear“ beteiligt war. Die Ausstellung zelebrierte die Vielfalt männlicher Erscheinungsformen und den persönlichen Ausdruck durch Kleidung. Lesiba Mabitsela ist eine zeitgenössische Stimme in der Ausstellung und seine Kollektion unterstreicht die Idee, altbekannte Konventionen der Herrenmode als auch die Darstellung von Männlichkeit aufzubrechen.

Wie produziert Lesiba Mabitsela Studio?

So wichtig Mabitsela der geisteswissenschaftliche Diskurs über Mode ist, so bedeutsam ist für ihn  auch die konkrete Nähe zum Material und zur Produktion. Aus diesem Grund näht er all seine Kollektionsteile selbst, das heißt, alle Teile werden ausschließlich lokal in seinem Atelier in Johannesburg produziert. 

Der Fokus der Nachhaltigkeit liegt dabei insbesondere auf den abfallarmen Schnittmustern seiner Entwürfe sowie auf der Wandelbarkeit seiner Kleidungsstücke. Letzteres wirkt konkret dem stetigen Neu-Konsum von Mode entgegen.

Die Stoffe bezieht Mabitsela von Stoffgroßmärkten in Südafrika sowie von lokalen Bio-Stoffproduzenten.

Details

Silberfarbener Mantel:
Imprint @imprint_za 

Schwarzes Kleid:
Lesiba Mabitsela Studio @lesibamabitselastudio  

Weißes Top, schwarzer Rock:
Lesiba Mabitsela Studio @lesibamabitselastudio  

Jumpsuit mit Print:
Imprint @imprint_za 

Imprint

Mzukisi Mbane, aufgewachsen im Township Khayelitsha, ist der charismatische Designer des Luxuslabels Imprint, welches er 2015 in Kapstadt gründete. Mbane, der eigentlich Buchhaltung studiert hat, kam über seine Liebe zur Mode als Quereinsteiger zum Modedesign. Eigentlich wollte er Investor in einem Modeunternehmen werden, „doch als ich dann mit dem Nähen anfing, war das auch für mich eine Überraschung“, sagt er lachend. Die Disziplin und Qualitätskontrolle, die er beim Nähen braucht, hat er von seiner Mutter gelernt.

Besonders charakteristisch sind Mbanes unverwechselbare Prints, die ein wenig an Logomanie erinnern. Kaleidoskopisch breiten sich die kontrastreichen Prints über Maxikleider und Herrenanzüge aus. Die gewagten und meist farbenfrohen Prints sind von Mbanes Bedürfnis angetrieben, sichtbar und kompromisslos afrikanisch zu sein. Mutig, selbstbewusst und doch bequem – so wird der Stil des Labels Imprint oft beschrieben. Mbane sagt: „Afrika ist bunt, vielfältig, ausdrucksstark und farbenfroh! Ich sehe meine Marke als ein Werkzeug zum Geschichtenerzählen. Ich zelebriere die Geschichten und den Glamour unserer afrikanischen Vorfahren mit einem sehr modernen und futuristischen Gefühl. Ich ziehe meine Inspiration daraus, zu verstehen, wer ich bin, wo ich bin und wohin ich gehen möchte.“

Imprint bleibt somit immer persönlich, auch wenn es sich mittlerweile um eine Luxusmarke handelt. Voller Hingabe trägt Mbane seine eigene Kollektion. Wenn man ihm begegnet, versteht man sofort, dass es ihm um den persönlichen Ausdruck geht und er zugleich andere inspirieren und teilhaben lassen möchte. In Erinnerung an seine Herkunft entwirft er zudem auch eine erschwingliche Linie, „um möglichst vielen Menschen zu ermöglichen, sich als Teil der Marke zu fühlen. Ich vergesse nie die Menschen, die an der Welt teilhaben wollen, sich aber keine Artikel zu Luxuspreisen leisten können. In Khayelitsha aufgewachsen zu sein, hat auch meine Fähigkeit geprägt, aus fast nichts etwas Schönes und Erstaunliches zu machen. Das treibt meine Kreativität zu einem großen Teil an.“

Inzwischen hat Mbane seine Kollektion bereits auf der Mailänder Fashion Week und in New York gezeigt, Birkenstock kooperierte mit ihm, indem ihn das Unternehmen als „Tastemaker“ Südafrikas für die Sommerkampagne auswählte und viele südafrikanische Prominente tragen seine Kollektionen. 

Imprint ist derzeit eines der bekanntesten South African Fashionlabels.

Wie produziert Imprint?

Produziert werden die Kollektionen von Imprint in Kapstadt und Johannesburg, wohin Mbane mittlerweile mit seinem Label umgezogen ist. Er schafft sichere Arbeitsplätze vor Ort, indem er ausschließlich fest angestellte Schneider beschäftigt. „Es ist wichtig, dass wir unserem Engagement für die Schaffung nachhaltiger Arbeitsplätze treu bleiben“, sagt er.

Deshalb kauft er seine Materialien auch vor Ort ein und lässt diese ausschließlich lokal bedrucken. Mbane stellt sich dem Massenkonsum entgegen: „Ich sage immer, dass wir Kleidungsstücke entwerfen, die unsere Kund*innen über Jahre hinweg tragen und behalten wollen. Wir produzieren keine Massenware und tragen nicht zur Fast Fashion bei.“

Über Lena Jürgensen & Lara Dahlmann:

Lara Dahlmann und Lena Jürgensen arbeiten seit 2017 regelmäßig zusammen. Gemeinsam haben sie in Deutschland und Kapstadt, Südafrika bereits diverse Kunstprojekte sowie Ausstellungen realisiert. In ihren Arbeiten verbinden sich Papierkunst, Fotografie, Mode und Performance.

Aus diesem Ansatz heraus entstand auch „Fresh Fashion“, ein Projekt für Jugendliche mit herausfordernden Lebenserfahrungen. Die Fotografien und Papierobjekte wurden im Museum für Kunst & Gewerbe (MK&G) in Hamburg ausgestellt sowie in der Ausstellung „Dressed“ erneut gezeigt.

Lara Dahlmann lebt und arbeitet als freischaffende Künstlerin in Hamburg. Sie stellt ihre Arbeiten regelmäßig aus und war als Artist in Residence in Buenos Aires, Trinidad, Curaçao und Kapstadt. Lara Dahlmann nahm an der Ghetto Biennale Haiti sowie an Thupelo South Africa teil. In ihren Werken setzt sie sich mit ihrer Umgebung auseinander; es interessieren sie insbesondere die Momente des Übergangs und der Transformation. Eigenschaften und Eigenheiten von Räumen werden erforscht und mittels Papierarbeiten wie auch Tape Art in ortsbezogene Installationen umgewandelt.

Die Fotografin Lena Jürgensen arbeitet in Hamburg sowie international. Regelmäßig fotografiert sie in Kapstadt. Dort realisiert sie neben kommerziellen und künstlerischen Produktionen insbesondere ganzheitliche Modeshootings, um Jugendlichen aus herausfordernden Verhältnissen eine eigene Bühne zu bieten und sie zu stärken.

Der Fokus ihrer Arbeit liegt auf dem spielerischen Erfahren des eigenen Körpers und dem Aufdecken der inneren Stärke. Ihre Bildsprache ist die Inszenierung, wobei die Farb- und Formgebung ihrer Fotografien klar und kontrastreich ist und die abgebildeten Persönlichkeiten im Mittelpunkt stehen.

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