Umweltfreundlich renovieren und bauen – geht das?

In zwei Beiträgen, möchten wir uns mit euch über die Themen nachhaltig bauen und renovieren, aber auch nachhaltig einrichten und dekorieren austauschen. Heute in Teil 1 sprechen wir über Faktoren und Maßnahmen zum nachhaltigen Bauen und Renovieren.

Auf Fashionchangers.de sprechen wir über nachhaltige Mode und Kosmetik, Klimawandel, verantwortungsvolles Reisen und vieles mehr. Ebenso beleuchten wir in anderen Bereichen, was Wissenschaft, Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit miteinander zu tun haben, wie beispielsweise im Veganismus, aber auch im Bereich Klassismus und  Rassismus.

Manches können wir aber auch in unseren eigenen vier Wänden tun. Zum Beispiel unser Zuhause so nachhaltig wie möglich gestalten. Denn auch hier spielen Klima- und Umweltschutz sowie ein bewusster Umgang mit Ressourcen eine wichtige Rolle. Wir zeigen dir, worauf es beim nachhaltigen Renovieren und Einrichten ankommt. 

Der ökologische Fußabdruck beim Renovieren

Der ökologische Fußabdruck beim Bauen, Renovieren und Wohnen setzt sich aus folgenden Faktoren zusammen:

  • Fläche
  • Rohstoffe
  • Energie
  • CO2 Bilanzen
  • Langlebigkeit

In der Fachliteratur gibt es einige Tipps und Hinweise, wie wertvolle Ressourcen sowohl im Eigenheim als auch in der Mietwohnung kurz- und langfristig gespart werden können. Das Potential ist groß. Laut Umweltbundesamt könnten in den nächsten 25 Jahren ohne Komfortverluste eine zusätzliche Flächeninanspruchnahme um fast 85 Prozent reduziert, der jährliche Verbrauch mineralischer Rohstoffe – wie Sand, Ton, Kalk, Kies oder Schiefer – um etwa 30 Prozent reduziert und die jährlichen Kohlendioxidemissionen um über 50 Prozent gesenkt werden.

Bereits vorhandene Fläche nutzen

Laut Expert:innen ist  die nachhaltigste Variante, lieber in eine Wohnung oder in ein Haus zu ziehen, das bereits steht, anstatt eine neue, vorher unbebaute Fläche zu bebauen. Auch wenn der Altbau saniert, renoviert und modernisiert werden muss, ist er unter ökologischen Aspekten in den meisten Fällen dem Neubau vorzuziehen, um natürliche Ressourcen zu schonen. Laut Umweltbundesamt wuchs die Siedlungs- und Verkehrsfläche in Deutschland in den letzten Jahren Tag für Tag um durchschnittlich 113 Hektar Fläche. Dies entspricht mehr als 150 Fußballfeldern. Die Hälfte dieser Fläche davon verschwand unter Asphalt oder Beton. 

Doch nicht nur für die Bebauung, auch für die Rohstoffe geht Fläche drauf. Holz ist einer der nachhaltigsten Baustoffe, doch der Wald muss die Möglichkeit haben, sich wieder regenerieren zu können. Laut der Broschüre Nachhaltiges Bauen und Wohnen kommt es bei der nachhaltigen Forstwirtschaft “(…) nicht nur darauf an, die geschlagene Holzmenge zu beschränken, sondern auch darauf, das Holz auf eine umweltverträgliche Art und Weise einzuschlagen.” 

Ein weiterer Punkt um bereits vorhandene Fläche zu nutzen ist der Abfall, der durch das neue Bauen entsteht. Laut Umweltbundesamt fallen allein in Deutschland jährlich 200 Millionen Tonnen mineralische Bauabfälle an. Außerdem machen Bau- und Abbruchabfälle rund ein Viertel des deutschen Abfalls aus. Somit besteht nicht nur ein großes Recyclingpotential, sondern auch eine Verantwortung, diese Baustoffe nicht nur zu entsorgen, sondern auch wieder so weit es geht wieder zu verwenden. 

Achtsam mit Rohstoffen umgehen

Unser Lebensstil verbraucht Rohstoffe. Genau wie in der Fast Fashion spielt es auch im Bereich Bauen eine Rolle, wie mit diesen umgegangen wird. Wir sprechen hier von Holz, Stein, Sand, Beton, et cetera. Doch welche sind die problematischen Rohstoffe und wie erkennt man diese?

Unter Expert:innen scheint Holz am meisten zu überzeugen: Ingenieur Reinhard Wiederkehr erklärt in der Fachzeitschrift CURVIVA, dass Holz, das richtig konstruiert ist, in Sachen Langlebigkeit und Stabilität mit Beton und Stahl mithielte und sogar Vorteile aufweise. Es habe eine gute CO2-Bilanz, benötige wenig Energie und könne bei der richtigen Konstruktion Feuer genauso wie andere brandschutzsichere Baustoffe Feuer 90 Minuten stand halten. Kritisch seien aber natürlich Hölzer aus Regionen, wo ein nachhaltiger Holzanbau nicht transparent zurückverfolgbar sei. Auch bei Sanierungen sei laut Reinhard Wiederkehr Holzbau schneller und flexibler.  

Egal ob Holz, erdölbasierte Rohstoffe oder mineralische Rohstoffe eingesetzt werden, generell gilt die simple Formel: weniger Neubau = weniger Rohstoffverbrauch. Unter dem Nachhaltigkeitsaspekt bedeutet mehr neu bebaute Fläche auch eine Ausweitung der Infrastruktur. Neue Straßen werden geteert, neue Ampelsystem verlegt und neue Kanalisationswege gezogen. Dies führt nicht nur zu einem höheren Bedarf an mineralischen Rohstoffen, sondern auch zu mehr Pflege- und Sanierungsaufwand für die nächsten Generationen mit sich. 

In Deutschland fallen jährlich 200 Millionen Tonnen mineralische Bauabfälle an. © Mark de Jong/Unsplash.com

Low Energy = Low Impact

Nachhaltiges Wohnen heißt Ökoenergie. Denn eine Maßnahme, die jährlich tonnenweise CO2 spart, aber im Unterschied zu schicken Secondhand- oder Öko-Möbeln nicht sichtbar ist, ist der Wechsel zu Ökostrom. Laut aktuellem CO2-Fußabdruck-Rechner des Umweltbundesamtes senkt der Wechsel zu 100 Prozent Ökoenergie den eigenen CO2-Fußabdruck um rund ein Viertel. 

Verbessern kann man diese Bilanz noch mit energiesparenden Geräten, einem bewussten Umgang mit Licht und Energie in den eigenen vier Wänden, sowie mit einem sparsamen Einsatz von Warmwasser. Der größte Energiefresser in den eigenen vier Wänden ist nämlich die dezentrale Warmwasserbereitung mit Hilfe eines Durchlauferhitzers oder Warmwasserboilers. Dies sind im Schnitt zwölf Prozent des gesamten Energieverbrauchs in deutschen Haushalten – zwölfmal mehr als für Lampen & Co. gebraucht wird. Eine Modernisierung mit regenerativen Wärmequellen wie einer Wärmepumpe oder einer Solarthermieanlage ist oft sehr teuer und aufwändig, senkt die CO2-Emissionen aber massiv. Laut bauidee.de können außerdem mit einer Photovoltaik-Dachanlage jährlich 4,47 Tonnen CO2 eingespart werden. 

Der Verband der Elektrizitätswirtschaft beschreibt, dass Raumwärme in privaten Haushalten einen Anteil von circa 23 Prozent am gesamten Endenergieverbrauch in Deutschland hat (VDEW 2005). Laut Umweltbundesamt verursachen der Bau und das Heizen der Wohngebäude rund ein Viertel der klimaschädlichen Kohlendioxidemissionen in Deutschland. Bauen, Wohnen und Heizen tragen also in einem sehr hohen Maß zum Klimawandel bei.

Was bedeutet das für die Einzelperson?

Umweltbundesamt-Präsident Prof. Troge fasste die oben genannten Punkte in der Broschüre Nachhaltiges Bauen und Wohnen gut zusammen: 

Wer nachhaltig wohnen, bauen und renovieren will, kann sich somit zunächst mit Expert:innen, Ingenieur:innen, Bauherr:innen, Architekt:innen, Interior-Designer:innen, oder auf eigene Faust mit den folgenden Fragen auseinandersetzen:

  • Wie kann ich Bestehendes effizient nutzen und materialsparend bauen? 
  • Wie kann ich durch smarte Bauweisen, Nachverdichtung und Umnutzung Flächen sparen und unbebaute Flächen in Ruhe lassen?
  • Welche Maßnahmen der energetischen Sanierung und modernen Haustechnik lohnen sich am meisten? Welche sparen am meisten CO2 ein? Wie verbessere ich die Ökobilanz des Hauses?
  • Wie gehe ich mit Müll & Recycling um?
  • Wie kann ich Rohstoffe sparen und nachhaltige Materialien, nachwachsende Rohstoffe und recycelte Produkte einsetzen?
  • Welche Zertifikate, zum Beispiel FSC-zertifiziertes Holz, CO2-reduzierte Produkte, Siegel für minimal oder unbehandelte Naturmaterialien, helfen mir bei der Auswahl?

Die oben beschriebenen Faktoren für nachhaltiges Bauen und Wohnen lassen bereits anklingen, dass das Thema sehr umfassend ist. In vielen Bereichen ist Expert:innenwissen gefragt und einige weitere wichtige Punkte, wie das Thema Gesundheit, gerechte Vermögensverteilung, Einkommenssteuerrechte, Passivhaus, Positivhaus und die richtige Isolierung, konnten wir noch nicht unterbringen. Ein riesiges Thema also, das viele Bereiche und viel Fachwissen umfasst.

Die Recherchen haben aber auch gezeigt, dass wir viele Punkte, die Nachhaltigkeit ausmachen, bereits aus der Fair-Fashion-Branche kennen: Transparente Rohstoffketten, das Wiederverwenden von Rohstoffen, Langlebigkeit der Produkte, Probleme beim Recycling, Zertifikate, alt statt neu, und so weiter. Doch ein weitläufiges Thema bedeutet auch umfassendes Potential und viele Anknüpfungspunkte für Privatpersonen und die Politik.

Habt ihr weitere Tips zum Thema „Nachhaltig renovieren und einrichten”? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!

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