Nachhaltiges Weihnachten: 7 Tipps für klimafreundliche Feiertage

Wie wäre es dieses Jahr mal mit einem Weihnachtsbaum im Blumentopf, den du später wieder zurückgeben kannst?

Eine Collage zeigt eine weihnachtliche Stimmung für klimafreundliche und gemütliche Weihnachtsfeiertage


Es mag wie die denkbar ungünstigste Zeit wirken, um über Klimaschutz und nachhaltiges Weihnachten zu reden. Der Kopf ist voll mit Abwägungen, ob und wie dieses Jahr mit Familie und Freund:innen gefeiert werden kann. Denn, wie der Klimawandel, macht auch die Coronakrise keinen Weihnachtsurlaub. Trotzdem können wir die Feiertage gemütlich und umweltfreundlich gestalten.

Disclaimer: Dies können sehr einsame Weihnachten werden. Wenn möglich, denk jetzt über dein Sicherheitsnetz nach. Also über Kontakte, an die du dich immer wenden kannst. Mit welchen Personen kannst du an deinem aktuellen Wohnort eine Gemeinschaft bilden? Wer ist für dich telefonisch oder über andere Wege erreichbar? Kannst du dich zu Spaziergängen draußen treffen und eine Thermoskanne mitnehmen? Oder selbstgekochtes Essen bei Verwandten vor die Tür stellen? Es gibt viele Möglichkeiten, Zuneigung auszudrücken, ohne sich körperlich nah zu sein. 

Nachhaltiges Weihnachten: Wie ressourcenintensiv sind die Feiertage?

Aktuell erhellen 18,8 Milliarden Lämpchen die Advents- und Weihnachtszeit in Deutschland. Mit dem dadurch verbrauchten Strom allein könnte eine mittlere Stadt mit 177.000 Haushalten ein Jahr lang mit Strom versorgt werden. Hinzu kommt der Mehrverbrauch durch den erhöhten Fernsehkonsum und die Nutzung des Ofens über die Feiertage – das sogenannte „Gänsebratenspitze“-Phänomen.

Wenn wir uns also wohl oder übel neue Rituale dieses Jahr schaffen müssen, warum nicht gleich welche für ein nachhaltiges Weihnachten noch dazu? Hier kommen also sieben Ideen, wie die Feiertage dieses Jahr etwas nachhaltiger und trotzdem gemütlich werden können.  

1. Weihnachtsbaum im Blumentopf, aus Kunststoff, ökologisch oder aus konventionellem Anbau?

Alle Jahre wieder stellt sich die Frage nach dem Weihnachtsbaum:
Wird es ein selbst geschlagener Weihnachtsbaum oder ein Baum aus ökologischem oder konventionellem Anbau? Wie wäre es mit einem Weihnachtsbaum im Blumentopf, der einfach wieder fürs nächste Jahr eingepflanzt wird? Oder ist es vielleicht doch der holzfreie Weihnachtsbaum aus Kunststoff, der über viele Jahre verwendet wird, die nachhaltigste Variante?

2019 wurden 29,8 Millionen Weihnachtsbäume verkauft, die nach Weihnachten wieder entsorgt werden müssen. Das sind 29,8 Millionen Möglichkeiten, eine nachhaltigere Entscheidung zu treffen. Eines vorweg: Sollte ein Weihnachtsbaum aus Plastik, Bambus oder anderen langlebigen Materialien bereits vorhanden sein, benutzt diesen einfach weiter. Das, was bereits im Haushalt vorhanden ist und nicht neu oder gebraucht gekauft werden muss, ist und bleibt die nachhaltigste Variante.

Grundsätzlich ist es so, dass der CO2-Fußabdruck des Weihnachtsbaumes von lokalen Verfügbarkeiten, Transportwegen sowie der Beschaffenheit der Böden abhängig ist. Und natürlich ist die Wahl des Tannenbaums auch eine persönliche Budgetfrage. Ein Baum inklusive Wurzelballen im Topf, der nach dem Weihnachtsfest wieder eingepflanzt wird und bis zum nächsten Jahr weiter wachsen kann, ist eine schöne und nachhaltige Idee. Wenn dies aber nicht im direkten Umkreis verfügbar ist und der Baum erst weit transportiert werden muss, ist ein ökologisch angebauter Baum ohne Wurzelballen die bessere Option für ein nachhaltiges Weihnachten.     

Einen „lebenden Weihnachtsbaum“ (also einen im Blumentopf) bekommst du beispielsweise bei Wundertree. Modelle aus Holz zum Behängen gibt es inzwischen in vielen Varianten online zu finden. Auf Instagram und Pinterest findest du hierfür immer wieder tolle Inspiration, um auch selbst kreativ zu werden und vielleicht sogar selbst einen zu bauen.

2. Kerzen: paraffinfreie Variante wählen

Wenn gemütliche Stimmung gewünscht ist, sind Kerzen in der dunklen Jahreszeit absolut unerlässlich. Viele herkömmliche Kerzen sind jedoch aus Paraffin hergestellt, das ein Nebenprodukt der Erdölgewinnung darstellt oder aus Braunkohle hergestellt wird und damit für ein nachhaltiges Weihnachten ungeeignet ist.  

Das Angebot an paraffinfreien Kerzen ist leider noch nicht so weit verbreitet. Auch die Alternativen sind oft aufgrund unklarer Herkunfts- und Produktionsbedingungen keine wirklich guten Optionen.

Kerzen können auch aus Palmöl oder Sojaöl hergestellt werden. Das sind zwar theoretisch nachwachsende Rohstoffe, aber für beide wird Regenwald gerodet, um diese anzubauen. Wenn kein nachhaltiger und gentechnikfreier Anbau gewährleistet werden kann, ist deshalb von Kerzen aus Palmöl oder Sojaöl, auch aufgrund der langen Transportwege, abzuraten. Kerzen aus Rapsöl werden hingegen meist in Europa angebaut.

Paraffinfreie Kerzen können ebenfalls aus Stearin tierischen Ursprungs, zum Beispiel tierischen Fetten oder Bienenwachs gewonnen werden. Auch wenn hier zum Beispiel Abfallprodukte der Fleischproduktion für tierisches Stearin weiterverwendet werden, ist dies für Veganer:innen vielleicht keine Option. Verschiedene Optionen können hier für verschiedene Menschen interessant sein. Deshalb mein Tipp für die Kerzensuche: Am besten die für euch interessanteste Variante in die Suchmaschine eingeben und bei Soja- und Rapsölkerzen noch „gentechnikfrei“ hinzufügen.  

3. Weihnachtsdekoration selber machen: Früher war da mehr Lametta

Herkömmliches Lametta ist heutzutage aus Plastik und daher nur eine klimafreundliche akzeptable Dekoration, wenn es bereits im Haushalt vorhanden ist und es im nächsten Jahr wiederverwendet wird.

Es gibt aber auch nachhaltigere Dekomöglichkeiten. So kann eine Orange in Scheiben geschnitten und aufgehängt eine schöne und gut duftende Deko abgeben. Ein lecker angerichteter Teller mit Nüssen und gesunden Snacks wie Mandarinen versprüht automatisch Besinnlichkeit für unser nachhaltiges Weihnachten. Eine Lichterkette kann das ganze Jahr über verwendet werden und der gekaufte Weihnachtsstern sollte nicht weggeworfen, sondern fürs nächste Jahr aufbewahrt werden.   

4. Gemeinsam Neues schaffen: Handarbeit für alle  

Was wolltest du schon immer einmal selbst machen, aber hast es bis jetzt immer vor dir hergeschoben?

Damit der Lagerkoller und ein Stimmungskollaps Zuhause vermieden wird, könnt ihr vielleicht einfach gemeinsam über die Feiertage etwas basteln oder bauen? Wie wäre es mit Sticken lernen, um Kleidungsstücke zu personalisieren, verschönern, oder um alten Kleidungsstücken neues Leben einzuhauchen? Wie wäre es mit der Pflege all der Kleidungsstücke, die ein Loch haben, zum Beispiel durch „Visible Mending“? Das ist das sichtbare Flicken von Löchern, wie etwa ein Jeansloch mit einer Blume zu stopfen.  

Der gewünschte Weihnachtspullover oder die Kuschelsocken können dieses Jahr auch selber gestrickt werden. Das interessierte Umfeld kann dann am Telefon oder via Skype nach Tipps gefragt werden oder hören so vom stolzen Fortschritt und Ergebnis.  

5. Vegan backen für ein nachhaltiges Weihnachten: Merkt wirklich niemand!

Niemand muss Veganer:in sein, um diesen Tipp zu beherzigen. Seit einigen Jahren backe ich Kuchen, Kekse und Plätzchen in der Adventszeit – fast ausschließlich vegan. Nach eigenem Empfinden sind diese Rezepte gelingsicher(-er) und schmecken genauso gut. Die veganen Zimtsterne werden jedes Jahr aufs Neue von meiner Mama angefragt und mit Genuss gegessen.

Neue, vegane Rezepte können natürlich im Internet gefunden werden. Wenn es aber vorhandene Familienrezepte gibt und diese weiterhin gebacken werden sollen, können diese mit einigen Tipps veganisiert werden. Dies geht zum Beispiel, indem:

  • Milch mit einer Milchalternative ersetzt wird
  • Butter mit einer (palmölfreien) Margarine ersetzt werden
  • 1 Ei(gelb) mit je 2 Esslöffeln Apfelmus oder ½ Banane ersetzt wird
  • Natürlich kann auch das Familienrezept mit veganen Varianten im Internet abgeglichen werden, um so den bestmöglichen Ersatz für Eiweiß zu finden. 

    Gute vegane Rezepte für ein nachhaltiges Weihnachten findest du zum Beispiel auf den Blogs von Zucker und Jagdwurst und Eat this!

    6. Gebrauchte Elektronik: Damit die Familie zum Weihnachtsessen digital zusammenkommen kann 

    Elektronik ist ein begehrtes Weihnachtsgeschenk. Besonders in diesem Jahr erscheinen elektronische Geräte wie Handy, Tablets und Laptops als ein angemessenes Geschenk, um über die Feiertage und darüber hinaus in Kontakt zu bleiben.

    Ganz schön viele CO2-Emissionen, die sich damit unterm Weihnachtsbaum verstecken! Bei der Herstellung von Smartphones entsteht der Löwenanteil an CO2-Emissionen, doch direkt danach folgt die Verbrauchsphase durch uns. Hier wird zum Beispiel berücksichtigt, ob das Gerät mit Ökostrom geladen wird. Je länger ein elektronisches Produkt verwendet wird, desto besser ist der CO2-Fußabdruck und desto weniger Produkte und damit Ressourcen werden langfristig nachgefragt.

    Falls es nicht immer das Neueste sein muss, dann ist gebrauchte Elektronik eine gute Idee. Generalüberholte oder gebrauchte Produkte sparen wertvolle seltene Metalle und senken den CO2-Fußabdruck des Produktes, da diese nun länger verwendet werden. Und günstiger ist gebrauchte Elektronik allemal. Neben Verkaufsplattformen für private Anbieter, gibt es inzwischen einige zertifizierte Händler, wie zum Beispiel die Plattform Back Market oder der deutsche Händler As Good As New, wo generalüberholte Elektronik mit Garantie gekauft werden kann.    

    7. Sinnvolles schenken: Spenden und Zeitgutscheine

    Last but not least: Geschenke. Eigentlich ist es klar: Am besten nur Sinnvolles und Gewünschtes schenken, Zeitungspapier statt Geschenkpapier verwenden, oder gleich so einpacken, dass das Verpackungsmaterial vielfach wiederverwendet werden kann. Weitere Tipps wie das Geschenkpapier oder der Müll an Weihnachten richtig entsorgt wird, findet ihr hier. Wenn die beschenkte Person materiell bereits rundum glücklich ist, sind Spenden im Namen der beschenkten Person oder Zeitgeschenke vielleicht eine gute Idee.

    Spenden können ein gepflanzter Baum, die CO2-Kompensation für ein Jahr oder Geldspenden an humanitäre Hilfseinrichtungen sein. Die Spendenbescheinigung kann ausgedruckt, in einen schönen Briefumschlag eingepackt und auch problemlos per Post verschickt werden. Die DHL verschickt Pakete seit einigen Jahren klimaneutral. Was das bedeutet, kannst du in diesem Artikel nachlesen. Ein sehr sinnvolles, aber sehr erwachsenes Geschenk für sich selbst oder den eigenen Hausstand, ist zum Beispiel der Wechsel zu einem Ökostromanbieter. Damit wird die Energiewende vorangetrieben und der oben angesprochene Mehrverbrauch an Strom über die Feiertage kann in Zukunft mit einem höheren Anteil an grüner Energie stattfinden.  

    Ideen für Organisationen, an die du spenden kannst:

    • Seawatch
    • Seebrücke
    • FEMNET e.V.
    • Clean Cothes Campaign
    • Initiative 19. Februar

    Zeitgutscheine beschreiben gemeinsame Zeit. Für Zeiten, in denen physische Nähe wieder möglich ist, könnte das ein gemeinsamer Ausflug oder ein gemeinsamer Kochabend sein. 

    Wenn ein Treffen in Person nicht möglich ist, ist ein kleines Care Paket vielleicht auch eine gute Idee. Sei es für einen kleinen Home-Spa-Day oder es enthält schöne Utensilien für einen Kochabend. Wahlweise kann dies alleine, mit anderen oder gemeinsam aus der Entfernung über Zoom zelebriert werden.      

    Auch wenn die Feiertage dieses Jahr anders werden, können wir sie dennoch möglichst angenehm und gleichzeitig nachhaltiger gestalten. Es erfordert wahrscheinlich etwas mehr Kreativität, aber wir und unsere Liebsten freuen sich dafür umso mehr. Diese Tipps für ein nachhaltiges Weihnachten inspirieren euch hoffentlich. Genießt die besinnlichen Tage und wir lesen uns im neuen Jahr.  

    Was sind eure Tipps für nachhaltige Weihnachten?

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