Wie nachhaltig sind Luxusmarken?

Während Luxusmarken inmitten globaler Turbulenzen aufblühen, ringen zahlreiche andere Branchen mit Krisen und Insolvenzen. Was ist das Geheimnis der Luxusmarken? Inwiefern adressiert der Luxusmarkt Nachhaltigkeit und Transparenz? Und kann die Fair-Fashion-Branche hier noch etwas lernen?

Während Luxusmarken im Bereich der Mode inmitten globaler Turbulenzen aufblühen, ringen zahlreiche andere Branchen mit Krisen und Insolvenzen. Was ist das Geheimnis der Luxusmarken? Wie adressiert der Luxusmarkt Nachhaltigkeit und Transparenz? Und was kann die Fair-Fashion-Branche davon lernen?

Take-Aways
  • Fashion Revolution Transparency Index 2023: Der Durchschnittswert für Modemarken beträgt 26 Prozent, eine Steigerung von nur zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Luxusmarken wie Gucci, Armani, Jil Sander, Miu Miu und Prada haben sich am meisten verbessert. Vor allem die Offenlegung von Lieferantenlisten und Informationen zu Rohmaterialien hat die Bewertungen dieser Marken verbessert.
  • Marktstabilität: Trotz wirtschaftlicher Herausforderungen zeigen Luxusmarken eine beeindruckende Widerstandsfähigkeit. Luxusprodukte werden oft als Investitionen und nicht nur als Konsumgüter betrachtet. Einige Luxusmarken- und Konzerne verzeichnen dieses Jahr Rekordumsätze.
  • Wachstum des Luxusmarkts: Der Markt könnte bis 2030 ein Volumen von 570 Milliarden Euro erreichen. Asien und Europa sind die Haupttreiber dieses Wachstums.
  • Service und Kund*enerlebnis: Luxusmarken setzen Maßstäbe in puncto Kund*innenservice und -bindung. Individuelle Betreuung und exklusive Erlebnisse sind zentrale Elemente, die zum anhaltenden Erfolg und Wachstum der Branche beitragen. Diese personalisierten Erlebnisse werden durch ein tiefes Verständnis der Kund*innenbedürfnisse und -wünsche ermöglicht, um maßgeschneiderte Angebote und Services bereitzustellen. 
  • Degrowth im Luxusmarkt: Luxusmarken neigen zu Prinzipien, die dem Degrowth-Konzept ähneln, auch wenn sie nicht unbedingt aus Nachhaltigkeitsüberlegungen handeln (Stichwort: Accidental Degrowth). Der Fokus auf Langlebigkeit, Qualität und Customer Service. Diese Bemühungen können die Konsumhäufigkeit reduzieren und Ressourcen schonen.
  • Nachhaltigkeits-Dilemma: Die Luxusmodebranche steht vor einem Dilemma, bei dem rasantes Umsatzwachstum und die Erhöhung der CO2-Emissionen Hand in Hand gehen. Die Branche muss innovative Wege finden, um dieses Paradoxon zu überwinden und einen nachhaltigen Weg zum Wachstum zu beschreiten.
  • Emissionsintensität: Ein Schlüssel zum Verständnis der gemeldeten Emissionsreduktionen von Unternehmen wie LVMH und Kering liegt in der Unterscheidung zwischen absoluten Emissionen und Emissionsintensität. Während die absoluten Emissionen – die Gesamtmenge an CO2, die produziert wird – tatsächlich ansteigen können, kann die Emissionsintensität, die die Emissionen im Verhältnis zum Umsatz betrachtet, gleichzeitig sinken. Dies ist möglich, wenn der Umsatz des Unternehmens schneller wächst als seine Emissionen – oft aufgrund von Preiserhöhungen. Um eine wirklich nachhaltige Luxusindustrie zu fördern, ist es entscheidend, dass Unternehmen, Konsumierende und Regulierungsbehörden ein klares und unverfälschtes Bild der Umweltauswirkungen haben, und dass Maßnahmen zur Reduzierung der Emissionen auf absoluter Basis ergriffen werden, unabhängig vom finanziellen Wachstum.

Die Luxusmarken der Mode polarisieren: Während einige Prestige, Exklusivität und Qualität begeistert aufnehmen, lehnen ihn andere aufgrund von Aspekten wie überhöhten Preisen, Dekadenz oder ethischen Bedenken bezüglich der Produktion strikt ab. Unabhängig von der individuellen Einstellung setzt der Luxusmarkt Maßstäbe in Bereichen wie Exklusivität, hochwertiger Verarbeitung und maßgeschneiderten Kund*innenerfahrungen, die sowohl der Fast-Fashion- als auch der Fair-Fashion-Branche oft fehlen. Auch im neuesten Fashion Revolution Transparency Index holen Luxusbrands auf. Zeit, sich den Luxusmarkt genauer anzuschauen.

Marktentwicklung: Resilienz der Luxusmarken trotz Inflation

Luxusmarken haben sich als überraschend resistent gegenüber verschiedenen wirtschaftlichen Herausforderungen erwiesen, die normalerweise bei vielen anderen Unternehmen für Unsicherheit sorgen würden. Aber warum? In Zeiten der Pandemie, Inflation und sinkender Kaufkraft könnte man erwarten, dass die Nachfrage nach Luxusgütern abnimmt. Doch die Realität zeichnet ein anderes Bild: Die Schwankungen an den Aktienmärkten waren keine genauen Indikatoren für das Wachstum des globalen Luxusmarktes in den vergangenen Jahren. Ein Schlüsselfaktor ist, dass Luxusprodukte oft als Investitionen und nicht nur als Konsumgüter gesehen werden. Die Qualität und Exklusivität dieser Produkte bieten oftmals einen bleibenden Wert. Zusätzlich sind wohlhabende Konsument*innen oft weniger stark von wirtschaftlichen Abschwüngen und Inflation betroffen, da ihre Vermögenswerte und Einkommensquellen diversifizierter sind und sie daher ihre Kaufkraft weitgehend aufrechterhalten können.

Wie und warum wächst dieses Marktsegment stetig weiter?

The Business of Fashion zufolge kennt das Wachstum im Luxusbereich keine Grenzen. Die steigende Einkommens- und Vermögensungleichheit erhöht paradoxerweise die Kaufkraft derjenigen an der Spitze der sozioökonomischen Pyramide. Mit wachsendem Reichtum expandieren auch die Ambitionen und Begehrlichkeiten dieser sogenannten Elitegruppe. 

Auf seinem derzeitigen Weg könnte der Luxusmarkt bis 2030 ein Volumen von 570 Milliarden Euro erreichen – mehr als das Doppelte zum Jahr 2020, wie ein im Juni 2023 veröffentlichter Bericht der globalen Unternehmensberatung Bain zeigt. Asien und Europa bleiben wichtige Wachstumstreiber, während die USA aktuell stagnieren. Laut Federica Levato, Leiterin der Luxusgüter- und Modepraxis bei Bain, betritt der Luxusmarkt eine neue Ära. Diese Phase sei vom Wunsch getrieben, mehr als nur begehrenswerte Gegenstände zu präsentieren und stattdessen Einzigartigkeit über den reinen Status zu stellen. Trotzdem behalten zeitlose, ikonische Stücke wegen ihrer Seltenheit und stetigen Wertschätzung ihren hohen Stellenwert. 

Der Bericht stellt zudem die Prognose auf, dass sich Luxusmarken in den kommenden drei Jahren intensiv mit der Reduzierung von Emissionen in ihrer Wertschöpfungskette befassen werden. Dies ist eine Reaktion auf regulatorische ESG-Anforderungen (Environmental, Social, Governance). Die Luxusmarken werden demnach in den nächsten drei Jahren einen verstärkten Fokus auf die Dekarbonisierung ihrer Wertschöpfungskette legen, insbesondere im Bereich der sogenannten Scope-3-Emissionen.

Um das genauer zu erläutern: Emissionen werden typischerweise in drei verschiedene Kategorien oder „Scopes” unterteilt. Die Scope-1-Emissionen stammen direkt aus Quellen, die dem Unternehmen gehören oder von ihm kontrolliert werden. Die Scope-2-Emissionen beziehen sich auf den Verbrauch von gekauftem Strom und anderen Energieressourcen. Die Scope-3-Emissionen hingegen umfassen alle anderen indirekten Emissionen entlang der Wertschöpfungskette des Unternehmens, beispielsweise bei der Herstellung und dem Transport von gekauften Waren und Dienstleistungen. Insbesondere in Branchen mit umfangreichen Wertschöpfungsketten können diese Scope-3-Emissionen den größten Anteil an den gesamten Treibhausgasemissionen eines Unternehmens ausmachen. Dies erfordert von den Unternehmen, das erwartete Geschäftswachstum von dem absoluten Wachstum der Emissionen zu entkoppeln.

Rekordumsätze: Der Luxusmarkt in Zahlen

Im zweiten Quartal 2023 konnten sowohl Luxuskonzerne als auch deren Marken bemerkenswerte Umsatzzuwächse verbuchen. Die Kering Group verzeichnete einen Gesamtumsatzanstieg von drei Prozent auf fünf Milliarden Euro. Insbesondere die in-house Marken Saint Laurent und Bottega Veneta trugen mit Zuwächsen von sieben beziehungsweise drei Prozent dazu bei.

Der Luxusgüterriese LVMH, unter dessen Dach sich Marken wie Louis Vuitton, Dior und Fendi befinden, meldete für seine Mode- und Lederkonzernsparte einen beeindruckenden Umsatzanstieg von 21 Prozent. Richemont, zu dem unter anderem Cartier und Montblanc zählen, steigerte seinen Umsatz im gleichen Zeitraum um 19 Prozent.

Betrachtet man unabhängige Luxusmarken, so verzeichnete Moncler einen Umsatzzuwachs von 32 Prozent im zweiten Quartal, während Prada seinen Einzelhandelsumsatz um 14,7 Prozent steigerte. Dieser Überblick zeigt das kontinuierliche Wachstum im Luxussegment auf.

Anfang September 2023 veröffentlichte auch der Luxus-Onlinehändler Mytheresa seine Finanzergebnisse für das Geschäftsjahr 2022/23 (bis Juni 2023), die die eigenen Prognosen übertrafen. Laut diesen Zahlen konnte Mytheresa seinen Gesamtwarenumsatz um etwa 15 Prozent auf 856 Millionen Euro steigern. Der Nettoumsatz erhöhte sich um mehr als elf Prozent auf knapp 769 Millionen Euro.

Fashion Revolution Transparency Index: Luxusmarken holen auf

Im Juli 2023 erschien der neueste Fashion Transparency Index von Fashion Revolution. Dieser Index bewertet Modeunternehmen anhand ihrer Offenlegung von Informationen bezüglich ihrer Lieferketten, Umweltauswirkungen, Arbeitsbedingungen und Geschäftspraktiken, um ein besseres Verständnis für die Nachhaltigkeitsbemühungen in der Branche zu bieten. Dabei basiert die Bewertung der Marken auf öffentlich zugänglichen Daten zu Menschenrechten und ökologischen Auswirkungen entlang ihrer Produktionskette.

Dieses Jahr erzielten Modemarken durchschnittlich nur 26 Prozent, was lediglich einer Steigerung von zwei Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr gleichkommt. Auffallend ist, dass die fünf Marken, die dieses Jahr die meisten Verbesserungen zeigten, alle im Luxussegment angesiedelt sind: Gucci, Armani, Jil Sander, Miu Miu und Prada. Gucci verbesserte sich um 21 Prozentpunkte, Armani um 19, während Jil Sander, Miu Miu und Prada jeweils um 17 Prozentpunkte zulegten. Vor allem durch die Offenlegung ihrer Lieferantenlisten – in manchen Fällen sogar bis hin zu den Anbietern der Rohmaterialien – konnten diese Luxusmarken ihre Bewertungen verbessern. Es ist jedoch zu beachten, dass diese signifikanten Verbesserungen in manchen Fällen auf einen ohnehin niedrigeren Ausgangspunkt hinweisen. Jil Sander hatte beispielsweise im Jahr 2022 eine Punktzahl von 0. Es könnte also sein, dass viele Luxusmarken trotz ihrer jüngsten Bemühungen immer noch hinter den Fast-Fashion-Marken zurückbleiben oder sie schlichtweg einen größeren Nachholbedarf hatten. Dies unterstreicht die Notwendigkeit für Luxusmarken, weiterhin proaktiv in Transparenz und Nachhaltigkeit zu investieren.

Erstmals seit der Einführung des Fashion Transparency Index im Jahr 2016 schafften es zwei Marken, 80 Prozent oder mehr zu erzielen. Das italienische Mainstream-Label OVS steigerte sich um 5 Prozentpunkte und kommt auf 83 Prozent, während Gucci (ein renommiertes Luxuslabel und Tochterunternehmen der Kering Group) mit einem beeindruckenden Sprung von 21 Prozentpunkten auf 80 Prozent kletterte. Die Steigerungen wurden teilweise durch eine höhere Transparenz in der Lieferkette erreicht. Im Gegensatz dazu schnitten 18 Marken mit einer Punktzahl von 0 am schlechtesten ab. Von diesen Marken sind insbesondere Tom Ford und Max Mara als Luxuslabels zu erkennen. Rihannas Savage x Fenty positioniert sich eher im Premium-Segment, während der Fast-Fashion-Riese Fashion Nova für seine preisgünstige und trendorientierte Mode bekannt ist.

Obwohl künftige EU-Gesetzgebung die Marken in eine nachhaltigere Richtung lenken – und diese sich allmählich darauf vorbereiten (sollten) –, gibt es immer noch große Informationslücken. 

Fokus auf Langlebigkeit, Service und Qualität: (Accidental) Degrowth? 

Die Anwendung von Prinzipien im Luxusmarkt, die dem Degrowth-Konzept ähneln, könnte treffender als „Accidental Degrowth“ charakterisiert werden. Dies bezieht sich auf eine unbeabsichtigte Reduzierung des Konsums und der Produktion, die weniger aus einer bewussten öko-sozialen Entscheidung, wie sie für traditionelle Degrowth-Bewegungen typisch ist, als vielmehr aus einem Fokus auf die Qualität und Langlebigkeit der Produkte resultiert. In diesem Zusammenhang ist „Accidental Degrowth“ ein Nebenprodukt der Bemühungen, exklusive und hochwertige Artikel zu produzieren, und nicht das Ergebnis eines gezielten Ansatzes zur Verringerung des ökologischen Fußabdrucks.

Luxusmarken bieten häufig Reparaturservices und umfangreiche Garantien an, was implizit die Nutzungsdauer der Produkte verlängert und den Bedarf an Neukäufen reduziert. Dies spiegelt auch die gängige Praxis im Luxussegment wider, nicht auf Masse zu produzieren, um Exklusivität zu gewährleisten – man denke nur an die Wartelisten für Artikel wie der begehrten Birkin-Bag von Hermès. Obwohl diese Vorgehensweisen nicht immer aus einem bewussten Wunsch nach Nachhaltigkeit oder Ressourcenschonung resultieren, haben sie dennoch einen ähnlichen Effekt: Sie fördern ein Modell der Langlebigkeit und reduzieren den Ressourcenverbrauch und die Abfallproduktion.

Im Gespräch für diese Recherche erzählt uns Anna-Lisa Harfst, Gründerin des deutschen Labels Helena Harfst, dass auch sie sich bei Luxusmarken Inspiration holt. Das Label, das bis vor Kurzem ausschließlich B2C verkaufte, durchlebt aktuell eine Umstrukturierung. Mit dem Einstieg in den B2B-Bereich seit Mitte dieses Jahres war eine komplette Überarbeitung der Preisstrategie notwendig, die ursprünglich auf die direkten Endkund*innen ausgerichtet war. „Gerade die traditionsreichen Luxuslabels scheinen schon seit vielen Jahren einiges richtig zu machen und da lohnt es sich immer zu schauen, was die alten Meister besonders gut können und sich davon inspirieren zu lassen”, reflektiert Harfst. „Eine Wertigkeit zu vermitteln und das Bewusstsein zu stärken, dass ein Kleidungsstück auch viele Jahre lang stilvoll und modern sein kann, ist etwas sehr Erstrebenswertes. Es ist wünschenswert, Designs zu kreieren, die über viele Saisons hinweg das Markenzeichen eines Labels darstellen. So entfällt der Druck, sich ständig neu zu erfinden, um vergänglichen Trends zu folgen. Einige Luxushäuser haben diese Kunst nahezu perfektioniert. Sollte ein Kleidungsstück einmal beschädigt werden, setzen wir alles daran, es zu reparieren und zu verbessern. Langlebigkeit besteht aus Qualität und Herstellungsweise, aber eben auch aus einem Design, das lange begeistert. Nach diesem Leitbild designen wir unsere Teile.“

„Es ist wünschenswert, Designs zu kreieren, die über viele Saisons hinweg das Markenzeichen eines Labels darstellen. Einige Luxushäuser haben diese Kunst nahezu perfektioniert.“

Resale und Rental werden immer beliebter im Luxussegment

Immer mehr Luxusmarken bieten ihre Produkte im Resale an, sei es Balenciaga, Gucci oder Valentino. Kund*innen haben so die Möglichkeit, ihre Bekleidungsartikel und Accessoires entweder gegen Bargeld oder als Gutschrift für zukünftige Anschaffungen einzutauschen. Die Beteiligung am Secondhandmarkt zeigt eine bemerkenswerte Veränderung in einem Industriezweig, der den Gebrauchtwarenmarkt vor nicht allzu langer Zeit noch als Gefahr für den regulären Verkauf und als Einladung für Produktfälschungen betrachtete.

Dieser Wandel ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass Kund*innen verstärkt gebrauchte Artikel erwerben – unabhängig von der Haltung der Marken zum Thema Resale. Laut einer Studie von The Business of Fashion, „The Future of Fashion Resale“, gaben mehr als 70 Prozent der Verbraucher*innen in Märkten wie Frankreich, USA, Großbritannien, Deutschland und China an, dass Secondhand-Luxus einen positiven oder zumindest neutralen Effekt auf das Image von Luxuslabels oder Händlern hat.

Die offizielle Beteiligung an dem Secondhandsegment könnte für Marken und Händler auch als Zeichen ihrer Produktqualität sowie ihres Engagements für nachhaltige Praktiken gedeutet werden, indem sie den Konsum von Gebrauchtwaren über den Neukauf stellen. 

Im Luxussegment gewinnt ein besonderer Trend immer mehr an Bedeutung: Rental. Statt teure Stücke dauerhaft zu erwerben, entscheiden sich immer mehr Kund*innen dafür, exklusive Artikel nur für besondere Anlässe oder kurze Zeiträume auszuleihen. Die Gründe dafür sind vielfältig: Manche möchten sich nicht langfristig an einen Stil binden, andere sehen darin eine nachhaltigere Art des Konsums, wieder andere wollen schlichtweg immer die neuesten Trends ausprobieren, ohne die damit oft verbundenen hohen Kosten. International betrachtet haben selbst prominente Luxusmarken das Potenzial von Rental erkannt und entsprechende Dienstleistungen ins Leben gerufen. 2021 starteten sowohl Ralph Lauren als auch Burberry ihre eigenen Miet-Abonnementdienste. Dass das Vermieten von Luxustaschen gut läuft, bestätigte uns auch Marlena Dietz, Co-Gründerin bei Fobe, einer in Berlin ansässigen Mietplattform für Designerhandtaschen.

Regel statt Ausnahme: Service und Kund*innenbindung in der Luxusbranche

Inmitten des kontinuierlichen Wachstums und der Dynamik im Luxussegment spielt die Art und Qualität des Customer Service eine zentrale Rolle. Während wir die Umsatzzahlen und wirtschaftliche Performance betrachten, darf nicht übersehen werden, dass eine unvergleichliche Kund*innenbetreuung wesentlich dazu beiträgt, die Loyalität und Bindung der Konsumierenden zu fördern, was sich wiederum positiv auf die Umsätze auswirkt. Luxus geht über das physische Produkt hinaus; es ist ein Erlebnis, ein Gefühl von Exklusivität und Prestige. 

In der Luxusbranche hat der Service-Ansatz daher eine andere Dimension als in konventionellen Geschäftsmodellen. Hier sind individuelle Betreuung, exklusive Erlebnisse und tiefgehende Kund*innenbeziehungen nicht die Ausnahme, sondern eher die Regel. Qualifizierte Verkaufsberater*innen, persönliche Einkaufsberatungen, exklusive Events und bevorzugter Zugang zu neuen Kollektionen sind nur einige der Mittel, mit denen Luxusmarken ihre Klientel an sich binden.

Im Luxussegment sind die Unternehmen zudem oft agiler, wenn es darum geht, auf verändertes Konsumverhalten zu reagieren. Dies ist teilweise darauf zurückzuführen, dass Luxusmarken Zugang zu einer differenzierteren und oft detaillierteren Datenlandschaft haben. Sie nutzen fortschrittliche Analysetools und haben ein enges Verhältnis zu ihrer Klientel, was es ihnen ermöglicht, Trends und Vorlieben schneller zu erkennen und darauf zu reagieren.

Luxusmarken genießen einen intensiveren und detaillierteren Zugang zu Kund*innendaten, und dies aus einer Vielzahl von Gründen. Ihre exklusiven und oft limitierten Angebote erlauben es ihnen, wertvolle Informationen über die Einkaufsgewohnheiten ihrer Kund*innen zu sammeln. Hinzu kommt der direkte Vertrieb über eigene Boutiquen und Online-Shops, der Zwischenhändler überflüssig macht und somit einen ungefilterten Datenzugang ermöglicht. Das intensivere Erlebnis, das sie Kund*innen bieten – sei es durch persönliche Einkaufsberatungen, maßgeschneiderte Produkte oder exklusive Events – ermöglicht tiefe Einblicke in individuelle Vorlieben. Treueprogramme und VIP-Clubs verschärfen diesen Einblick weiter, indem sie detaillierte Daten über Einkaufshistorie und Präferenzen der treuesten Kund*innen liefern.

Luxusmarken haben zweifellos Zugang zu Ressourcen, die über das hinausgehen, was vielen anderen Marken zur Verfügung steht. Diese Ressourcen ermöglichen es ihnen, in fortschrittliche Tools und Fachleute zu investieren, um Kund*innendaten effektiver zu sammeln, zu analysieren und darauf zu reagieren. Einige zusätzliche Faktoren, die zur Fähigkeit von Luxusmarken beitragen, tiefe Daten zu sammeln, sind:

  • Investition in fortschrittliche Technologie: Luxusmarken haben oft das Budget, um in die neuesten technologischen Tools und Plattformen zu investieren. Dies kann kund*innenspezifische CRM-Systeme, fortschrittliche Datenanalysesoftware oder KI-gestützte Prognosetools umfassen, die detaillierte Einblicke in das Kundenverhalten bieten.
  • Spezialisiertes Personal: Mit den finanziellen Mitteln können Luxusmarken Expert*innen in den Bereichen Datenanalyse, Marktanalyse und Customer Experience einstellen. Diese Fachleute bringen oft Erfahrungen und Kenntnisse aus anderen Branchen oder von führenden Technologieunternehmen mit, was den Marken einen Wettbewerbsvorteil verschafft.
  • Zugang zu exklusiven Marktberichten: Marken im Luxussegment können es sich leisten, teure Marktberichte und Trendanalysen zu abonnieren. Institutionen wie Vogue Business, The Business of Fashion oder Trendagenturen wie WGSN oder TrendWatching bieten tiefe Brancheneinblicke, die nicht allgemein zugänglich sind.
  • Maßgeschneiderte Forschung: Luxusmarken haben nicht nur die Mittel, um vorhandene Berichte und Analysen zu kaufen, sondern können auch eigene, spezifische Marktforschungen durchführen, sei es durch Umfragen, Fokusgruppen oder tiefgründige Interviews.
  • Engere Zusammenarbeit mit Agenturen: Oftmals haben Luxusmarken exklusive Partnerschaften oder Verträge mit Werbe- und Marketingagenturen, die auf ihre speziellen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Diese Agenturen können dann maßgeschneiderte Datenanalysen und Strategien für die Marke entwickeln, die über Standarddienstleistungen hinausgehen.

Ikonische Designs und Logo-„Fetischismus”

Ihre stetigen Umsatzzuwächse verdanken Luxusmarken nicht nur der Qualität und Exklusivität ihrer Produkte, sondern auch spezifischen Marketing- und Branding-Strategien, die Kund*innen nicht nur anziehen, sondern auch langfristig binden. Hierbei spielen ikonische Designs und limitierte Kollektionen eine Schlüsselrolle.

Ikonische Designs spielen eine signifikante Rolle in der Bindung der Kund*innen an eine Marke. Sie werden oft als Statussymbole gesehen und tragen zur Markenidentität bei. Die Wiedererkennbarkeit dieser Designs — sei es eine bestimmte Taschenform von Hermès oder das ikonische Monogramm von Louis Vuitton — schafft ein Gefühl der Zugehörigkeit und Exklusivität. In der Luxusbranche hat der „Logo-Fetischismus” eine besondere Bedeutung. Markenlogos sind nicht einfach nur Symbole; sie sind ein Ausdruck der Identität der Träger*innen und ein Zeichen für den sozialen und wirtschaftlichen Status. Diese Logos werden bewusst eingesetzt, um die Bindung der Kund*innen zu verstärken und das Markenimage zu stärken.

Limitierte Kollektionen und Kollaborationen

Limitierte Kollektionen stellen im Luxussegment eine besonders effektive Methode dar, um ein Gefühl der Dringlichkeit, Exklusivität und Begehrlichkeit zu erzeugen. Durch die Limitierung können Kund*innen in den Genuss kommen, ein seltenes und begehrtes Objekt zu besitzen, was die Markenloyalität zusätzlich verstärkt. Dabei haben sich Markenkollaborationen als spezielle Form dieser limitierten Kollektionen hervorgetan. Hier kreieren zwei oder mehr Marken gemeinsam eine Kollektion oder ein spezifisches Produkt, was nicht nur zur Steigerung der Bekanntheit und des Interesses beiträgt, sondern auch Markenidentitäten fusioniert und ein neues, oft überraschendes Kund*innenerlebnis schafft. Die Zusammenarbeit von Luxusmarken mit Akteuren aus der Streetwear, Kunst oder anderen Branchen eröffnet neue stilistische Horizonte und spricht verschiedene Zielgruppen an. Ein Paradebeispiel hierfür ist die Kollaboration zwischen High-Fashion-Labels und Sportmarken, die eine Symbiose aus sportlichem und luxuriösem Flair kreieren – wie etwa zwischen Adidas und Balenciaga.

Die Umsätze steigen, so auch die CO2-Emissionen

Während der Sektor blüht und die Umsätze in schwindelerregende Höhen klettern, ist auch ein weniger erfreulicher Trend zu beobachten: der Anstieg der CO2-Emissionen. Dies wirft kritische Fragen über die wahren Kosten des Luxus und den Weg zu einer nachhaltigeren Zukunft auf, der nicht nur profitabel, sondern auch umweltverträglich ist.

Emissionsintensität: Zwischen Diskrepanz und Realität

Unternehmen wie LVMH stehen unter Druck, ihre Nachhaltigkeitsbemühungen zu intensivieren und transparent zu kommunizieren. Doch trotz Berichten über sinkende Emissionsraten scheint die Realität komplexer. Hier taucht eine kritische Frage auf: Wie können Unternehmen, deren Umsätze steigen, gleichzeitig eine Reduzierung ihrer CO2-Emissionen vermelden? Der Schlüssel zu diesem Paradoxon liegt in den Details der Berichterstattungsmethoden, die von diesen Unternehmen angewendet werden.

Im Jahr 2019 verursachte die Produktion von einer Reihe von Produkten des Luxuskonzerns LVMH – unter anderem Louis-Vuitton-Handtaschen – 5,3 Millionen Tonnen CO2-Emissionen. Im Jahr 2020 stiegen diese Emissionen um 16 Prozent auf 6,1 Millionen Tonnen an. Überraschenderweise berichtete LVMH jedoch von einer 15-prozentigen Reduzierung ihrer Emissionen im Vergleich zum Vorjahr. Wie ist das möglich?

Die Antwort liegt in der Art und Weise, wie LVMH seine Emissionen berechnet. Statt die Gesamtemissionen zu betrachten, bezieht sich das Unternehmen auf die „Emissionsintensität“ – das heißt, wie viel CO2 pro Dollar Umsatz emittiert wird. Da der Umsatz von LVMH in diesem Zeitraum dank kräftiger Preiserhöhungen um fast 50 Prozent gestiegen ist, konnte das Unternehmen eine niedrigere Emissionsintensität vermelden, obwohl die absoluten Emissionen zugenommen haben. Dies ist ein Beispiel dafür, wie finanzieller Erfolg und Umweltauswirkungen in den Berichten eines Unternehmens dargestellt werden können, und unterstreicht die Bedeutung von Transparenz und Klarheit in der Unternehmenskommunikation über Umweltthemen.

Dieses Phänomen ist nicht auf LVMH beschränkt; es ist ein Trend, der sich im gesamten Luxussektor abzeichnet. Die Verwendung intensitätsbasierter Berechnungen ermöglicht es Unternehmen, ihre Emissionsdaten in einem positiveren Licht darzustellen. Es erzeugt jedoch auch eine Diskrepanz zwischen der öffentlichen Wahrnehmung ihrer Umweltauswirkungen und der realen Situation.

Die Science Based Targets Initiative, eine globale Organisation, die sich für klare, wissenschaftsbasierte Klimaziele in der Unternehmenswelt einsetzt, hat intensitätsbasierte Metriken als weniger robust und verlässlich identifiziert, insbesondere wenn es um die Darstellung der tatsächlichen Umweltauswirkungen eines Unternehmens geht. Diese Metriken können durch verschiedene Faktoren, einschließlich Veränderungen in der Preisstruktur und dem Umsatz, beeinflusst werden und so ein verzerrtes Bild der Emissionen eines Unternehmens zeichnen.

Die Betrachtung von Unternehmen wie Kering bietet weitere Einsichten. Trotz einer Zunahme der absoluten Emissionen um 71 Prozent seit 2015 konnte das Unternehmen seine Emissionsintensität halbieren, was auf ein gleichzeitiges beträchtliches Umsatzwachstum zurückzuführen ist. Diese Diskrepanz zwischen absoluten und intensitätsbasierten Emissionsdaten wirft ernsthafte Fragen über die Validität und Verlässlichkeit solcher Berichte auf.

Um dieses Problem zu bewältigen und echte Fortschritte in der Nachhaltigkeit zu erzielen, setzen einige Unternehmen, einschließlich Kering, nun absolute Emissionsreduktionsziele. Dies stellt einen wichtigen Schritt zu größerer Transparenz und Verantwortung dar, da absolute Ziele eine unverfälschte Darstellung der Emissionen eines Unternehmens bieten, ungeachtet seines wirtschaftlichen Wachstums oder Rückgangs.

Dies markiert einen Paradigmenwechsel, der nicht nur die Berichterstattung, sondern auch die tatsächliche Reduzierung von Emissionen in den Fokus rückt. Es stellt sicher, dass Unternehmen sich direkt mit ihrer Umweltbelastung auseinandersetzen und konkrete Maßnahmen zu ihrer Minderung ergreifen, anstatt sich auf finanzielle Metriken und relative Berechnungen zu verlassen, die ein verzerrtes Bild erzeugen können.

Luxusmarkt: finanzielle Ressourcen und Einfluss

Ein signifikanter Vorteil, den Luxusmarken gegenüber konventionellen und öko-fairen Marken haben, sind ihre finanziellen Ressourcen. Dies liegt vor allem an den hohen Gewinnspannen, die sie durch den Verkauf von Luxusprodukten zu deutlich höheren Preisen als die Herstellungskosten erzielen. Zudem genießen Luxusmarken oft ein starkes Markenimage und eine treue Kund*innenschaft, die bereit ist, für Exklusivität, Qualität und das Prestige, das mit der Marke verbunden ist, zu zahlen. Dadurch können Luxusmarken in der Regel mehr Einnahmen generieren und haben mehr Kapital zur Verfügung.

Mit ihrem Markteinfluss in der Modeindustrie können Luxusbrands eine führende Rolle bei der Implementierung von nachhaltigen und transparenten Praktiken spielen. Das erlaubt ihnen, in kostspielige, aber nachhaltigere Produktionsmethoden zu investieren, die anderen Branchensegmenten oft verschlossen bleiben. Nehmen wir als Beispiel den Luxusgüterkonzern Kering, zu dem unter anderem die Marken Gucci, Saint Laurent, Bottega Veneta, Balenciaga und Alexander McQueen gehören: Mit einem jährlichen Umsatz von knapp 20 Milliarden hat der Konzern durchaus die Mittel, um nachhaltige Praktiken voranzutreiben und das Geschäftsmodell zu überdenken. 

So verkündete Kering im Februar 2023 die Einführung überarbeiteter Klimaziele. Der Luxuskonzern, zu dem Marken wie Gucci und Saint Laurent gehören, hat sich zu einer absoluten Reduzierung der Emissionen in seiner gesamten Lieferkette um 40 Prozent bis 2035 verpflichtet.

CEO François-Henri Pinault betonte die Notwendigkeit, über die bisherige Praxis hinauszugehen, Umweltauswirkungen relativ zum Umsatz zu messen. Die Herausforderung besteht jedoch darin, diese ambitionierten Klimaziele zu erreichen, während das Unternehmen weiter wächst. Dies erfordert innovative Ansätze in der Rohstoffbeschaffung, der Produktionsmethoden und dem Vertrieb. Kering setzt auf eine Kombination aus betrieblicher Effizienz, strategischer Positionierung seiner Marken und dem Erkunden neuer Geschäftsfelder wie dem Second-Hand-Markt, um die Umweltauswirkungen zu minimieren, ohne das Wachstum zu hemmen.

Die Zukunft von Luxus: eine Branche im Wandel? 

Inmitten eines immer sich weiter verändernden Luxusmarktes teilen Branchenkenner*innen ihre Ansichten über die zukünftigen Entwicklungen und Herausforderungen des Sektors. Im Interview mit der TextilWirtschaft erklärt Mytheresa-CEO Michael Kliger, dass sich die Dynamik im Luxusmarkt verändert. Laut Kliger wird der Wettbewerb schärfer; nicht alle Zielgruppen sind gleichermaßen erfolgreich. Kliger sieht bereits eine Konsolidierung im Markt. Als Beispiele nennt er Kerings Einstieg bei Valentino, die Übernahme von Gianvito Rossi durch Richemont und die engere Zusammenarbeit zwischen Net-a-Porter und Farfetch.

Ebenfalls in einem Interview mit der TextilWirtschaft erörtert Aigner-Vertriebschef Peter Schwarz die Verschiebungen in den Wachstumsfeldern des Marktes. Er äußert die Ansicht, dass die „fetten Jahre“ zumindest im deutschsprachigen Raum vorbei seien. Dies begründet er damit, dass insbesondere die Zuwächse im Online-Bereich zuletzt ungesund waren. „Diese Entwicklung war ein Stück weit abzusehen, aber man muss sie sich leisten können. Das tut auch uns natürlich weh, wenngleich wir nach wie vor gesund dastehen“, so Schwarz. Trotz der aktuellen Herausforderungen bleibt er optimistisch hinsichtlich der Zukunft und sieht Wachstumschancen in verschiedenen Gebieten. Er betont, dass in der Schweiz noch Potenzial vorhanden ist und bezeichnet Exportmärkte wie Asien und Indien als aussichtsreich. Zudem hebt er die USA als einen neuen, vielversprechenden Markt für das Unternehmen hervor.

Übertragbarkeit: Welche Ansätze und Werte können auf die Fair-Fashion-Branche übertragen werden?

Trotz häufiger (und berechtigter) Kritik bezüglich der Nachhaltigkeit ist die Luxusbranche dennoch kein Fremdling, wenn es um Innovation und Exzellenz geht. Tatsächlich gibt es eine Fülle von Best Practices und Geschäftsstrategien, die als Vorbild für die Fair-Fashion-Branche dienen können:

  • Kollaborationen: Partnerschaften können dazu beitragen, dass sich die Fair-Fashion-Branche mit einer vielfältigeren Kund*innenschaft vernetzt und neue Stilrichtungen erforscht. Durch die Verbindung von unterschiedlichen Markenidentitäten kann zudem ein stärkeres, gemeinsames Branding entstehen, das überzeugender wirkt.
  • Kund*innenservice und -bindung: Durch proaktive Kommunikation und individuelle Betreuung können Marken nicht nur die Zufriedenheit, sondern auch die langfristige Loyalität ihrer Kund*innen sichern. Ein aufrichtiger und zuverlässiger Kund*innenservice kann das Vertrauen stärken und positives Feedback fördern. Ein nach dem Kauf angebotener Service zeigt, dass die Marke sich um die Langlebigkeit ihrer Produkte und die Zufriedenheit ihrer Kund*innen kümmert. 
  • Community-Aufbau: Indem Marken regelmäßig mit ihrer Community interagieren und ihre Meinungen und Bedürfnisse wertschätzen, schaffen sie ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl. Dies kann durch Events, Online-Foren oder exklusive Angebote gefördert werden.
  • Balance zwischen zeitlosen Key-Pieces und neuen Elementen: Luxusmarken schaffen es oftmals, eine Balance zu finden zwischen der Bewahrung von zeitlosen Key-Pieces, die den Kern der Marke repräsentieren, und der Einführung neuer Elemente. Auf diese Weise können Luxusmarken einerseits durch ihre ikonischen Designs beständig bleiben und andererseits durch gezielte Neuerungen und Variationen ihre stetige Entwicklung und Modernität demonstrieren.
  • Storytelling: Eine gut erzählte Geschichte verleiht dem Produkt oder der Marke Persönlichkeit und Tiefe, sodass sich Kund*innen mit den dargestellten Werten und dem Lebensgefühl identifizieren können. Dieses narrative Element fügt dem Produkt eine emotionale Dimension hinzu und fördert eine starke Markenbindung, indem es den Kund*innen ermöglicht, Teil dieser „Geschichte“ zu werden und sich in der Markenwelt wiederzufinden.
  • Erlebniseinkauf: Das Einkaufserlebnis wird durch aufmerksam gestaltete Ladenkonzepte und interaktive Elemente zu mehr als nur einem Transaktionsmoment – es wird zu einem unvergesslichen Ereignis. Jeder Aspekt, von der Ladenatmosphäre bis hin zu personalisierten Customer Interactions, ist darauf ausgerichtet, die Bindung zwischen Kund*innen und Marke zu intensivieren und ein Gefühl der Exklusivität und Personalisierung zu vermitteln. Dies trägt dazu bei, dass Kund*innen nicht nur wegen der Produkte, sondern auch wegen des einzigartigen Erlebnisses zurückkehren.

Luxusbranche: eine Branche voller Potenzial?

Inmitten des lebhaften Wachstums des Luxusmarktes ist die Dynamik der Branche geprägt von rekordverdächtigen Umsätzen und einer komplexen Beziehung zur Nachhaltigkeit. Während der erzielte Reichtum und Einfluss den Weg für innovative Nachhaltigkeitsinitiativen ebnen könnte, werfen die steigenden CO2-Emissionen kritische Fragen über die realen ökologischen Kosten des Luxus auf.

Die Analyse der Emissionsintensität, die durch geschickte Berichterstattung gemildert wird, offenbart eine Diskrepanz zwischen dem, was an der Oberfläche sichtbar ist, und der tieferen Wirklichkeit der Umweltauswirkungen. Die Fallstudie von Unternehmen wie LVMH und Kering zeigt, dass die Betrachtung absoluter Emissionszahlen im Vergleich zur Emissionsintensität, die im Verhältnis zum Umsatz berechnet wird, eine genauere und ehrlichere Darstellung der Umweltauswirkungen liefert.

Trotz dieser Herausforderungen und Komplexitäten bleiben der Reichtum und die Innovationskraft der Luxusbranche eine ungenutzte Ressource, die, wenn sie richtig eingesetzt wird, das Potenzial hat, substantielle Veränderungen herbeizuführen. Die zunehmende Popularität des Resale- und Rental-Marktes im Luxussegment ist ein Beweis dafür, dass die Verbraucher*innen nach Alternativen suchen, die sowohl luxuriös als auch nachhaltig sind.

Die Dualität des Luxusmarktes ist nicht zu unterschätzen. Einerseits ist er ein Raum des Überschusses und der finanziellen Stärke, andererseits steht er vor der Herausforderung, diese Ressourcen verantwortungsbewusst und nachhaltig zu nutzen. In der Balance zwischen diesen Polen könnte die Zukunft einer Branche liegen, die sowohl ästhetisch als auch ethisch ansprechend ist.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert