Fashion Changing News: neue Ellima-Kollektion, Greenpeace Detox-Bericht und Ausbau von Polyester-Recycling

Was die letzten Tage die (Fair-)Fashion-Branche bewegt hat, findet ihr hier.

Collage zu den Fashion Changing News im Dezember 2021 mit Habitus und the weeks

Die Sächsische Teppichmanufaktur sucht Unternehmensnachfolge 

Die Sächsische Teppichmanufaktur webt seit 112 Jahren Schurwollteppiche. Im Mittelpunkt stehen Einzel- und Kleinserienfertigung von Bouclé- und Tournay-Teppichen nach Kund*innenwunsch. Dazu gehören auch Repliken historisch wertvoller Teppiche sowie Einzelstücke für besondere repräsentative Zwecke.

Leider steht die Teppichmanufaktur nun kurz vor dem Aus. Deshalb sucht der Inhaber Eberhard Witzschel nach einer Nachfolge – Personen, die Tradition und Zukunft in der Manufaktur sichern können. Meldet euch unter hallo@lokaltextil.de, wenn ihr Ideen, Kontakte oder konkretes Interesse habt. Mehr Informationen zu der Weberei findet ihr hier.

Ellima Atelier x Saheli Women

Das Modelabel Ellima Atelier wurde von Katharina Hogenkamp gegründet, gefertigt wird auf Bestellung in Berlin. Für die Herbst-Winter-Saison 2021 präsentiert die Brand nun eine exklusive Kapselkollektion, die in Kooperation mit der Frauenkooperative Saheli Women entstanden ist. Das 2015 in Indien gegründete Frauenatelier bildet Frauen zu Textilarbeiterinnen aus. Dort wurde jetzt die neueste Ellima-Kollektion genäht – ein farbenfroher Traum aus indischer Ikat-Baumwolle und handgewebter Rohseide.

Unternehmen können keinen existenzsichernden Lohn innerhalb der Lieferkette nachweisen

Die US-amerikanische NGO Remake veröffentlichte neulich einen Bericht, in dem 60 Modeunternehmen in sechs verschiedenen Kategorien bewertet wurden: Rückverfolgbarkeit innerhalb der Lieferketten, Löhne und Wohlbefinden der Beschäftigten, allgemeine Handelspraktiken (wie etwa annullierte Verträge und Zahlungsverzögerungen während der Pandemie), Beschaffung von Rohstoffen, Klimaauswirkungen sowie Intersektionalität, Diversität und Inklusion.

Labels konnten bis zu 150 Punkte erreichen – da hat jedoch keine einzige Marke erreicht. Die niedrigste Punktzahl ging an Forever 21: Das Modeunternehmen schnitt mit -13 Punkten (ja, ihr habt richtig gelesen – da steht ein Minus davor) am schlechtesten ab. Die höchste Punktzahl war 83 und ging an Nisolo, ein US-amerikanisches Schuh- und Accessoire-Label. Der Durchschnitt lag bei 17 Punkten. Insgesamt ging hervor, dass Marken und Einzelhändler – ob Luxus oder Fast Fashion – sich nicht dem systemischen Wandel widmen, der dringend erforderlich ist, um den negativen Auswirkungen der Modeindustrie auf Mensch und Umwelt entgegenzuwirken. 

Besonders schockierend: Nur fünf Unternehmen können nachweisen, dass zumindest einige der Textilarbeiter*innen innerhalb ihrer Lieferkette einen existenzsichernden Lohn verdienen. Außerdem haben sich nur 14 Unternehmen ein zeitgebundenes Ziel gesetzt, die Herstellung von Neuware aus neuem Polyester zu reduzieren. Welche Ziele vor einigen Wochen auf der COP26 festgehalten wurden, könnt ihr hier lesen.

Female Empowerment mit the weeks

Keine Modenews, aber trotzdem spannend: Das Fem Health Start-up the weeks, das von Lea Borgmann und ihrem Partner Alexander Kamphorst gegründet wurde, stellt Wochenbetteinlagen aus 100 Prozent Bio-Baumwolle her, die in Berlin verpackt und klimaneutral verschickt werden. Zudem klärt the weeks in seinem Online-Magazin und auf Instagram alle wichtigen Informationen zum Thema Schwangerschaft, Geburt und Postpartum. On top können Wochenbettvorbereitungs-Workshops mit Gründerin gebucht werden. Zusätzlich hat the weeks eine neue Kampagne ins Leben gerufen – #allebäuchesindok. Diese schafft einen Ort, um den Bauch nach der Schwangerschaft zu feiern. Auch ihr könnt mitmachen und euer Bauch-Bild einreichen

© PR, the weeks

Greenpeace Detox-Bericht: Die Modebranche kann sich nicht selbst regulieren

Vor zehn Jahren hat Greenpeace die Detox my Fashion”-Kampagne gestartet: 29 führende Marken hatten sich verpflichtet, gefährliche Chemikalien aus ihren Lieferketten zu beseitigen. Einige haben sich sogar gegen die Überproduktion in der Modebranche ausgesprochen und zielten darauf ab, ihren Herstellungsprozess zu verlangsamen. Jahre später hat die NGO eine unangekündigte Überprüfung durchgeführt und veröffentlicht nun den passenden Bericht dazu: Die Fortschritte sind überwiegend positiv – immer mehr Brands verzichten auf krebsfördernde Chemikalien. Das zeigt, dass konzertierte Maßnahmen und Transparenz in den Lieferketten der Schlüssel zur Transformation der Branche sind. 

Trotzdem gibt es nur wenige Unternehmen, die ihre Produktion reduziert haben. Im Gegenteil – die Herstellung von sogenannter Wegwerf-Mode nimmt immer weiter zu. Das Fazit der NGO: Ohne verpflichtende Gesetze ist die Modebranche nicht in der Lage, sich selbst zu regulieren. Greenpeace fordert die Behörden deshalb dazu auf, das Detox-Modell auf die gesamte Modebranche gesetzlich auszuweiten. 

Fashion for Good widmet sich Polyester-Recycling

Die niederländische NGO Fashion for Good startete vor wenigen Tagen das Full Circle Textiles Project – Polyester” mit dem Ziel, vielversprechende Technologien im chemischen Polyester-Recycling auszubauen und damit auch Finanzierungen und Abnahmeverpflichtungen in der Modeindustrie zu fördern. Neues Polyester beansprucht aktuell etwa 52 Prozent des globalen Fasermarktes. Partnerunternehmen des Projektes sind unter anderem Adidas, C&A, und Zalando. Das Projekt wird voraussichtlich 18 Monate dauern. 

Online-Shopping: Nachhaltigkeit ja, aber…

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG hat 3.155 Konsument*innen innerhalb der DACH-Region interviewt. Die Studie hat ergeben, dass die Bereitschaft für Kompromisse zugunsten der Nachhaltigkeit relativ hoch ist: 87 Prozent der in Deutschland lebenden Befragten sind bereit, beim Online-Shopping Kompromisse einzugehen, wenn sie der Umwelt dienen. In der Schweiz sind es sogar 91 Prozent der Befragten, in Österreich knapp 89 Prozent. 

Die meisten Menschen sind bereit, längere Zustellungsfristen in Kauf zu nehmen oder funktionsfähige Ware mit kleinen Schönheitsfehlern zu erwerben und Mehrwegpackungen zurückzugeben. Weniger verständnisvoll sind Konsumierende jedoch in Sachen Geld. Nur etwa 20 Prozent der Befragten sind bereit, für umweltfreundlichere Verpackungen mehr Geld auszugeben. Ein noch geringerer Prozentsatz ist bereit, für den CO2-Ausgleich ihrer Online-Bestellung zu zahlen. 

Taschen aus Textilresten bei Habitus

Der Online-Marktplatz für Upcycling-Mode Habitus hat Anfang Dezember seine erste eigene Taschenkollektion veröffentlicht. Das verwendete Garn der Taschen besteht zu 85 Prozent aus recycelter Baumwolle. Gehäkelt wurden die Taschen von MyOma – ein soziales Projekt, das sich für ältere Generationen einsetzt und ihnen die Möglichkeit gibt, neben der Rente etwas Geld zu verdienen. 

Gelesen, gehört und gelernt

Spannender Bericht: „Nachhaltigkeit ist nicht umsonst. Preisgestaltung nachhaltiger Textilien in der Beschaffung durch Großverbraucher” von der GIZ, in Kooperation mit Femnet 

Fashion United erklärt, wie die Pandemie die Textilbeschaffung verändert hat

Kemi Fatoba, Chefredakteurin und Herausgeberin des Magazins Daddy, spricht im Vogue-Interview über Diversität, Sexismus und Rassismus

The Guardian stellt neun nachhaltige Modemarken aus dem Globalen Süden vor

Passend zu unserem Artikel über digitale Mode: Fashion United erklärt, warum digitaler Wandel an Modeschulen besonders wichtig ist 

In ihrem Podcast interviewt Sabinna Rachimova Modeschaffende zum Thema „Diversity in Fashion: Hair & Makeup

Was beschäftigt euch aktuell in der Modeindustrie? Wollt ihr mehr über Polyester-Recycling wissen?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert