Die CO2-Emissionen in der Modeindustrie sinken nicht – Wie können Brands und Produzent*innen diese zügig senken?

In der Modeindustrie kursieren jede Menge Nachhaltigkeitsziele und Versprechungen darüber, welche Maßnahmen bis 2030 von namhaften Marken umgesetzt werden. Die CO2-Emissionen in der Modeindustrie sinken trotzdem nicht, wie neueste Zahlen zeigen. Es müssen zügige Erfolgserlebnisse her. Welche Schritte können Unternehmen nun gehen?

CO2-Emissionen in der Modeindustrie

In den letzten Jahren wurde der Zusammenhang zwischen hohen CO2-Emissionen in der Modeindustrie und der Klimakrise immer deutlicher. Immer häufiger wurde in wissenschaftlichen Publikationen der Zusammenhang zwischen dem immensen CO2-Ausstoß der Modeindustrie und der Klimakrise kommuniziert und es gibt auf europäischer Ebene eine Textilstrategie. Viele Fast-Fashion-Marken begegnen den immensen Herausforderungen zur Dekarbonisierung des Geschäftsmodells mit  Kollektionen, die nach eigenen Angaben als sustainable gelabelt werden. Also warum tut sich dann nichts?

Bereits in mehreren Artikeln haben wir von Fashion Changers deutlich gemacht, wie essenziell die Rolle der Textil- und Bekleidungsindustrie in der Einhaltung des 1,5-Grad-Zieles ist. Auch wenn seit 2019 wenig grundlegend neue Studien und Erhebungen hinzugekommen sind, zeigen diese deutlich: Die Modeindustrie muss sich radikal verändern, um ihren notwendigen Beitrag zur Eindämmung der Klimakrise zu leisten. 

Viele Nachhaltigkeitsstrategien und -ziele der Unternehmen zählen auf eine Umsetzung bis zum Jahr 2030. In diesem Artikel wollen wir erörtern, wie viele Treibhausgasemissionen  Unternehmen dafür  wirklich einsparen müssen. Welche Unternehmensbereiche können am schnellsten das meiste CO2 einsparen und welche Maßnahmen stehen bis 2030 bereits in den Nachhaltigkeitszielen von großen und kleinen Unternehmen?

Take Aways
  • Die Emissionen steigen – Die Nachhaltigkeitsversprechen der Unternehmen steigen. Die Emissionen ebenfalls. Auch wenn die Ziele vieler großer Modeunternehmen einen wichtigen Beitrag zur Eindämmung der Klimakatastrophe leisten, fehlen jedoch konkrete Nachweise, wodurch allein in diesem Jahr 31 Unternehmen aufgrund fehlender Berichte als Unterzeichner*innen der UN Fashion Industry Charter for Climate Action entfernt wurden.  
  • Schnelle Umsetzungsmöglichkeiten – Der Fokus muss sowohl auf dem Angehen mittelfristig wirksamer Emissionseinsparungen durch die Investitionen in ressourcenschonendere Produktionstechniken und Maschinen liegen. Um  die ambitionierten Ziele vieler Unternehmen bis zum Jahr 2030 einzuhalten, müssen aber schnelle Einsparmöglichkeiten Teil der Unternehmensstruktur und -kultur werden. Dies kann vom Wechsel auf erneuerbare Energien in den Büros, über das Integrieren von nicht verkaufter Kleidung in die nächste Kollektion oder den Wiederverkauf der eigenen Kleidung reichen. Es gibt viele Wege, um zügig CO2 einzusparen.
  • Der Umstieg auf erneuerbare Energien kann die Hälfte der Emissionen sparen – Während das Recycling von Textilfasern nur zwei Prozent der Dekarbonisierungsmöglichkeiten entlang der Lieferkette ausmacht, kann der konsequente Umstieg auf Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien mehr als 50 Prozent der Lieferkette dekarbonisieren. Ein gutes Beispiel dafür, dass  die wirksamsten Maßnahmen nicht immer nach außen hin die sichtbarsten Maßnahmen sein müssen.

Was sind die aktuellen Ziele der großen Fashion Brands?

2018 wurde die Fashion Industry Charter for Climate Action auf der COP, der weltweit wichtigsten Konferenz zum Klimaschutz, gelauncht. 2021 wurden die Ziele der Charta auf der COP in Glasgow nachgeschärft. Stand 2023 sind nur noch 99 Unterzeichnende dabei –  dabei handelt es sich um 68 Marken und Händler sowie 31 Produzent*innen. Insgesamt 31 Unterzeichnende haben aufgrund fehlender eingereichter Reports ihren Status als Unterzeichner*innen der Charta verloren. 

Der letzte Bericht wurde im März diesen Jahres veröffentlicht und ist ein guter Zwischenstand, da nicht nur Fair-Fashion-Unternehmen, sondern auch viele große Luxusmarken und auch Fast-Fashion-Unternehmen und Sporthersteller Teil der Vereinbarung sind.  Alle aktuellen Unterzeichner*innen und ihre groben Ziele können auf der Website der Vereinten Nationen eingesehen werden. Diese namhaften Marken und Produzent*innen haben sich zur Einhaltung des Pariser Klimaschutzabkommens verpflichtet, und somit zu einer Reduzierung der Emissionen bis 2030 um 55 Prozent und bis spätestens 2050 Net-Zero. Zusätzlich haben sie sich verpflichtet, regelmäßig über die Zielerreichung öffentlich zu berichten.

Der letzte Bericht stammt aus dem März diesen Jahres und fokussiert sich darauf, dass die gesamte Industrie den Weg zu Net-Zero anstreben muss, immerhin kann nicht nur ein Unternehmen allein den Wandel für die gesamte Industrie vollziehen. Nicht zu vergessen ist hier die Vorreiterrolle, die insbesondere kleinere Fashion Brands einnehmen, welche besonders klimaschonende und sozialgerechte Unternehmensweisen erproben. Sie dienen als Best Practices für den neuen Branchenstandard. Zu nennen sind hier etwa  der Einsatz von neuen umweltschonenderen Materialien wie die Mischfaser Lyocell-Leinen, Zero-Waste-Schnitte oder gar ganze Kollektionen ohne Verschnitt oder das Austesten von zirkulären Produkten. 

Welche Erfolge und Rückschritte konnten die Unterzeichner*innen verzeichnen? 

Nur 45 der 99 aktiven Charter-Mitglieder haben sich Ziele gesetzt, welche nach aktuellem Stand tatsächlich ausreichend sind, um ihren Beitrag zum Erreichen des 1,5-Grad-Zieles zu ermöglichen. Nur 17 Prozent haben ihre Ziele wissenschaftlich durch die Science-Based Targets Initiative überprüfen und bestätigen lassen, eine inzwischen gängige Vorgehensweise. Die zehn Marken, die den höchsten Score im Report erreicht haben, also jene Marken mit den ehrgeizigsten Nachhaltigkeitszielen, sind überwiegend Luxus-, aber auch klassische Fast-Fashion-Marken: 

  • Burberry Group
  • Inditex (u.a. Zara als eines der weltweit größten Fast Fashion Unternehmen)
  • LVMH (u.a. Louis Vuitton)
  • Fast Retailing Co., Ltd. (u.a. UNIQLO)
  • Kering (u.a. Gucci)
  • PUMA SE
  • Tendam Global Fashion Retail
  • Lenzing AG (Produzent, Produzent von u.a. Tencel und Ecovero)
  • Superdry
  • VF Corporation (u.a. VANS, The North Face, Supreme)

Ziele sind gut, aber warum steigen die Emissionen trotzdem?

Stand.earth hat recherchiert und einen Deep Dive bei den Emissionen von zehn Unternehmen vorgenommen, welche die UN Climate Charter unterschrieben haben. Die betrachteten Unternehmen waren Teil der GAP-Gruppe, H&M, Inditex, Kering, Levis und Lululemon. Neun von zehn Unternehmen haben ihre CO2-Emissionen nach einem Einbruch in der Coronapandemie in 2021 wieder gesteigert. Das Gleiche lässt sich anhand der Wachstums- und Umsatzzahlen der Unternehmen im letzten Jahr auch für die Emissionen für das Jahr 2022 erwarten. 

Obwohl sich Unternehmen den Zielen und einer Reduktion von 55 Prozent der Treibhausgasemissionen verpflichtet haben, sind die Emissionen gestiegen, wenn auch zum Großteil nicht auf das Niveau, das diese Unternehmen vor Corona gemeldet haben. So müsste zum Beispiel die Inditex-Marke Zara mit ihren ehrgeizigen Zielen ihre Emissionen jedes Jahr um  6,5 Prozent senken, hat diese aber von 2020 bis 2021 allein um über 5 Prozent gesteigert. Die Emissionen von den zu Kering gehörenden Marken Gucci und Balenciaga umfassen gemeinsam nur etwas mehr als ein Zehntel der Emissionen von Zara. Dennoch sind auch die Emissionen der beiden Marken um 13,66 Prozent gestiegen, anstatt um 6,43 Prozent zu sinken.

Wenn doch der Anspruch vieler Unternehmen ein nachhaltiges und umweltfreundliches Geschäftsmodell ist und sich ambitionierte Umwelt- und Klimaschutzziele gesetzt wurden, warum sind die Emissionen gestiegen? 

Anstatt in der wirtschaftlichen Entwicklung nach dem Ende der Pandemie  eine zielgerichtete Entwicklung zu mehr Nachhaltigkeit anzustreben, verfolgt der Großteil der Unternehmen scheinbar einen “Business as usual”-Approach, welcher sich an den wieder gestiegenen Emissionen ablesen lässt. 

In Anbetracht der verbleibenden sieben Jahre für die Reduzierung von mehr als der Hälfte der Treibhausgasemissionen muss sich aber dringend etwas tun. Schauen wir uns die Möglichkeiten der Einsparungen an.  

In welchen Bereichen können die meisten CO2-Emissionen in der Modeindustrie eingespart werden?

Das CO2-Problem ergibt sich in der Modeindustrie durch die langen, energie- und ressourcenintensiven und zudem von viel Handarbeit geprägten Lieferketten. Um das Net-Zero-Ziel verfolgen zu können, muss die Frage geklärt werden, wie viel CO2-Emissionen und andere Treibhausgase eingespart werden müssen, um die umfangreichen Lieferketten zu dekarbonisieren und somit einen effektiven Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. 

Eine Untersuchung von BCG und dem World Economic Forum über die Dekarbonisierungspotenziale der verschiedenen Industrien ergibt, dass fast die Hälfte der Emissionen (45 Prozent) durch die Umstellung des gesamten Produktionsprozesses auf erneuerbare Energien wie Windkraft und Solarenergie möglich ist. Die Umstellung der benötigten Wärmequellen auf Wärme aus nachhaltigen Quellen (zum Beispiel Wärmepumpen, Abwärme etc.) kann weitere 20 Prozent einsparen und damit bereits das Einsparungsziel der Fashion Charter von 55 Prozent bis 2030 weit übertreffen. (Das große Potenzial zur Verringerung der Emissionen und die daraus entstehende Notwendigkeit der Modeindustrie, sich auf die Nutzung von erneuerbaren Energien zu konzentrieren, haben wir hier im Magazin bereits thematisiert.) 

Während die Umstellung der Büroräume oder Headquarters von Marken hin zu einem grünen Stromanbieter ein zügiger und vergleichsweise einfacher Schritt ist, vor allem bei einem Sitz in einem westlichen Land, wird an diesen Standorten nicht der Großteil der Energie, verglichen mit der gesamten Lieferkette, verbraucht. Ein häufiges Problem für die Umstellung der bezogenen Energie auf erneuerbare Energien ist der Standort der Produktionsstätten, an dem  ebenfalls der Großteil des Stroms und der Wärme verbraucht wird.

Der Energiemix vieler Produktionsländer, vor allem im asiatischen Raum, ist zum überwältigenden Teil noch von fossilen Brennstoffen geprägt. Ein weltweiter Umstieg auf erneuerbare Energien ist hier die einzige Lösung und auch im Rahmen des Paris-Abkommens angestrebt, aber eine große Herausforderung angesichts der schwindenden Zeit. Eine schnellere Option ist das Verlagern ganzer Arbeitsschritte an einen Ort, an dem bereits mit erneuerbaren Energien gearbeitet wird. Eine Lösung, die aus Kapazitäts- und sozialen Aspekten, z.B. durch die Verlagerung der Arbeitsplätze, allerdings nicht immer angebracht ist. 

Zusätzlich sind laut BCG und World Economic Forum weitere 15 Prozent an Effizienzgewinnen durch den Einsatz von weniger strom- und energieintensiven Maschinen für das Nähen, Spinnen, Weben und Produzieren von Kleidung notwendig – so einfach wie die Lösung klingt, so hohe Investitionen erfordert insbesondere der Kauf von neuen Maschinen und ist ein weiteres Risiko, welches aktuell vor allem die Produzent*innen auf sich nehmen müssten. Zur Nutzung des Einsparungspotenzials aus Effizienzgewinnen als auch aus der Nutzung durch erneuerbare Energien wie zum Beispiel die Installation von PV-Anlagen auf dem Fabrikdach, müssen deshalb Brands und Produzent*innen zusammenarbeiten und sich die Investitionsrisiken teilen. 

Die prominentesten, da nach außen hin besonders sichtbaren Maßnahmen, sparen hingegen vergleichbar wenige CO2-Emissionen in der Modeindustrie:

Zwar können immerhin zehn Prozent der aktuellen Treibhausgasemissionen durch den nachhaltigen Anbau von natürlichen Fasern wie zum Beispiel Bio-Baumwolle gespart werden. Das häufig beworbene Recycling von Kleidung spart jedoch schätzungsweise nur zwei Prozent der CO2-Emissionen in der Modeindustrie ein. Das liegt unter anderem an einem energieintensiven Wiederverwertungsprozess, sofern die Fasern überhaupt wiederverwendet werden können. Dennoch ist auch dieses Vorgehen  essenziell, um den Bedarf an neuen Materialien zu senken und damit weitere, indirekte Emissionen einzusparen. 

Hier handelt es sich um erwartete Einsparungen, welche sich je nach Fokussierung der Maßnahmen unterschiedlich entwickeln könnten, zum Beispiel wenn der Fokus mehr auf der Nutzung von natürlichen Rohstoffen und Recycling liegt und dadurch weniger künstliche Fasern benötigt werden, muss dieser Prozess auch nicht mit erneuerbaren Energien umgesetzt werden. Dennoch geben diese Einschätzungen eine wichtige Größenordnung, um zu beurteilen, auf  welchen Bereichen der größte Fokus liegen sollte – und sie zeigen einmal mehr, wie wichtig die Zusammenarbeit entlang der gesamten Lieferkette ist.

Wie können die CO2-Emissionen in der Modeindustrie bis 2030 sinken?

Wenn wir den Fokus darauf setzen, dass alle Unternehmen bis 2030 ihre Emissionen halbieren und bis spätestens 2050 Net-Zero erreichen, dann nehmen wir dies in diesem Artikel auch für die gesamte Industrie an. Das Ziel ist also, bis 2030 mindestens 55 Prozent der Treibhausgasemissionen der gesamten Wertschöpfungskette zu dekarbonisieren. 

Was sind nun die „low-hanging fruits“, die Unternehmen noch in diesem Jahr umsetzen können? Eine Frage, die nicht so leicht zu beantworten ist, da viele der notwendigen Maßnahmen aufgrund der langen Entwicklungs- und Produktionszyklen von ein bis zwei  Jahren im Modebereich nicht sofort wirksam werden. Hier aber ein paar Vorschläge:

Vorausschauendes Wirtschaften jetzt – um zukünftig viele CO2-Emissionen in der Modeindustrie zu vermeiden

Während große Änderungen, wie zum Beispiel die Anschaffung von neuen Maschinen, das Ordern von nachhaltigeren Materialien oder größere Investitionen in erneuerbare Energie oder Wärmequellen einiges an Vorlaufzeit benötigen, müssen sie jetzt getätigt werden, um in ein paar Jahren wirken zu können. Demgegenüber stehen unkomplizierte  Maßnahmen wie das Installieren einer PV-Anlage auf dem Dach der Produktionsanlage innerhalb weniger Monate. Ebenfalls ist der Umstieg auf einen Grünstromanbieter in Deutschland innerhalb weniger Minuten erledigt und in der aktuellen Situation teilweise sogar günstiger als bei einem konventionellen Stromanbieter zu bleiben.

Reduzierung von Überproduktion und kreativer Umgang mit Lagerbestand

Weitere Möglichkeiten, CO2-Emissionen in der Modeindustrie zu senken, die nicht auf den Energiebereich fokussiert sind, bestehen  im  kontinuierlichen Reduzieren von Überproduktion. Dies kann durch bessere Marktforschung und eine fokussierte Produktion ermöglicht werden. Ein Phänomen, welches im Zuge der Coronapandemie beobachtet werden konnte, ist, dass nicht verkaufte Kleidungsstücke in die nächste Kollektion übernommen wurden. Wenn es die Lagermöglichkeiten ergeben, ist dies definitiv eine Möglichkeit, da manchmal wirklich einfach noch nicht die Zeit für das ein oder andere Kleidungsstück gekommen ist und es erst  einen Trendzyklus  später Anklang findet. Dies verkleinert den Bedarf an neuen Designs und neu produzierter Kleidung.

Erweiterung der Geschäftsmodelle

Der Fokus auf Recycling und Recommerce ist sinnvoll, nicht nur, um immerhin ein bisschen Emissionen einzusparen, sondern vor allem, weil es eine hohe Außenwirksamkeit birgt. Neben der Tatsache, dass es super als Marketing genutzt werden kann, wie viele Fast Fashion Brands sehr wahrscheinlich bestätigen können, bietet  es auch die Erschließung eines weiteren Geschäftszweiges – dem Handel mit gebrauchter Kleidung. Dennoch ist Recommerce auch kritisch zu sehen, da es ohne weitere Maßnahmen zur Einsparung von Emissionen einfach nur Greenwashing und Gewinnmaximierung ist. 

Eine spannende Entwicklung, die  seit Jahren in den USA populär ist und auch von immer mehr deutschen, insbesondere Fair Fashion Shops angenommen wird, ist die Etablierung von Recommerce insbesondere für die eigene Markenkleidung. Bei diesem Geschäftsmodell nehmen Marken gebrauchte Kleidung zurück, um sie erneut zu verkaufen oder zu neuer Ware zu recyceln. Dies ist ein interessantes Modell, um mittelfristig weniger neue Teile produzieren und verkaufen zu müssen und trotzdem als Unternehmen wirtschaftlich zu agieren. Dies bedeutet aber ebenfalls, dass die Kleidung einen gewissen Qualitätsgrad aufweisen muss, um überhaupt von mehreren Besitzer*innen getragen werden zu können.

Etablierung von langfristigen Lieferantenbeziehungen

Die Etablierung von Lieferantenbeziehungen und ein gemeinsames Erarbeiten von Konzepten im Zuge der bestehenden und voraussichtlich kommenden Lieferkettengesetze ist dringend erforderlich. Genau diese Beziehungen können auch direkt genutzt werden, um gemeinsam Konzepte zur Dekarbonisierung der Produktion auszuarbeiten. Gewinne für die Marken sind neben dem Umwelt- und Klimaschutz auch ein hinzu gewonnener Bestandteil in der Kommunikation nach außen und die Möglichkeit, zusätzlich einen Bildungsauftrag gegenüber den Konsument*innen zu erfüllen. 

Die Anschaffung von effizienteren Geräten und eine regelmäßige Überprüfung der Geschäftsprozesse auf Verbesserungsmöglichkeiten sollte ohnehin  ein wichtiger Bestandteil im Rahmen der Unternehmensführung sein. Vor allem im Textilbereich lohnt es sich, dies mindestens einmal im Jahr durchzuführen, da es hier in den letzten Jahren immer schneller zu Produktinnovationen kommt. Damit können neue Materialien, natürlichere Färbemethoden und immer bessere Ideen für Zero-Waste-Schnitte entdeckt und eingearbeitet werden. 

Mind the Gap – zwischen Plan und Umsetzung

Auch wenn viele große Brands und Produzent*innen sich ambitionierte Nachhaltigkeitsziele gesetzt haben und über diese in ihren Nachhaltigkeitsreports berichten, so ist nach einem Einbruch während der Coronapandemie die CO2-Emissionen in der Modeindustrie dennoch wieder gestiegen. Greenwashing von Textilien, Kollektionen und ganzen Brands finden sich auf einem Allzeithoch. So hoch, dass die EU jetzt Kommunikationsvorschriften dafür plant. 

Auch wenn kleinere Fair-Fashion-Unternehmen die Pioniere sind und mit wegweisenden Design- und Materialideen vorangehen, so benötigt es die großen Platzhirsche, da diese mit ihren Emissionen und auch Verkaufszahlen den Großteil der Emissionen produzieren.

Ziele sind gut, aber es lassen sich vor allem bei den großen Brands fast gar keine Verbesserungen erkennen. Anhand zahlreicher Reports und Überprüfungen wurde in den letzten Jahren festgestellt, dass es hier nur mit gesetzlichen Regelungen, strengen Überprüfungen und dem kontinuierlichen Druck von Verbraucher*innen vorwärts gehen kann. Die Zeit der freiwilligen Verpflichtungen und ambitionierten Ziele ohne Nachweis von Umsetzungsergebnissen ist schon lange vorbei.

Titelbild: Cottonbro Studio via Pexels

Über die Autorin

Phoebe ist Unternehmensberaterin und ausgebildete Nachhaltigkeitswissenschaftlerin. Bei Fashion Changers schreibt sie über die Verbindung von Mode und Klima, erneuerbare Energien und andere Umweltfragen. Dabei ist sie sich nicht zu schade dafür, auch die unbequemen Fragen zu stellen. Sie treibt die Suche nach dem “Warum” und vor allem dem “Warum geht das nicht anders?” um. Außerdem ist Phoebe immer wieder als freiberufliche Content Creatorin unterwegs und schreibt seit 2015 über Fair Fashion und Nachhaltigkeit.

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