Kein Körper gleicht exakt dem anderen. Zwar wissen wir das in der Theorie, die Runway-Realität und der Blick auf die Labels im Geschäft konfrontieren uns trotzdem mit strengen Standardgrößen, die vor über 60 Jahren definiert wurden. Mode ist Freiheit und Vielfalt? Nicht, wenn sie nur bis Größe 42 reicht und sich an veralteten Schönheitsidealen orientiert!
In unserem Guide stellen wir euch zehn nachhaltige Modelabels und Shops vor, die Mode in großen Größen anbieten – von Basics über Wäsche bis hin zu ausgefallenen Kleidern und Vintage Fashion! Die Zukunft ist größen-inklusiv.
Hinweis: Wir vermeiden in diesem Beitrag weitestgehend den Begriff Plus Size, da er ausgrenzend sein kann. Wir setzen ihn nur ein, wenn die Marken und/oder Personen ihn selbst nutzen.
vārm – schlichte Designs & Basics
Am Anfang von vārm stand der Frust – über die Modeindustrie. Von dieser Motivation das Label zu gründen, spürt man zunächst allerdings nichts. Stattdessen gibt es schlichte Designs und Basics, die in acht Größen (bis XXXL) und genderübergreifend daher kommen. Und entsprechend des Markennamens gibt es ein warmes Gefühl, wenn man sich durch Kollektionsfotos scrollt.
Gründerin Pauline sagt: „Mein Modedesign-Studium und die darauf folgenden Jobs haben mir gezeigt, dass der Glitzer & Glamour, den die Modebranche nach außen hin präsentiert, nur die dünne Oberfläche einer unfairen, unehrlichen und verschwenderischen Industrie ist.“ Mit ihrem Label will sie zeigen, wie es stattdessen kann und hat jüngst ihren ersten Store in Hamburg eröffnet.
Produziert wird ausschließlich in Europa bei GOTS-zertifizierten Produzenten und alle Kleidungsstücke kommen ohne Polyester aus.
Zora Balzar – Bequeme Wäsche, coole Farben
Gründerin Magdalena wollte Unterwäsche, die passt und bequem ist. „Oma-Schlüppis, aber in schön und cool“, wie es auf der Webseite der Marke heißt. Gemeinsam mit ihrer Partnerin hat sie das Label Zora Balzar geschaffen, mit dem sie zeitlose Wäsche von XS bis XXXL anbieten.
Neben Größeninklusion verfolgt Zora Balzar auch nachhaltige Werte: Sowohl Baumwolle als auch die Färbeprozesse sind zertifiziert. Bewegt man sich auf dem Instagramkanal des Labels würde man nicht ahnen, dass im Fokus eigentlich nur zwei Key-Produkte stehen – ein Bustier und ein hochgeschlossener Slip. Beides bietet in unterschiedlichen Farben scheinbar endlose Möglichkeiten. Die Einfachheit wird daher nicht nur im Design, sondern auch im Kollektionskonzept eingelöst.
Valle ō Valle – Stylisch & nachhaltig
Mode soll laut, stylisch und nachhaltig sein, findet Norah Joskowitz. Das Kernstück ihres Labels Valle ō Valle ist daher der Kimonorah – ein wandlungsfähiges Kleidungsstück, das Ähnlichkeiten zu einem Superheld*innen-Umhang hat. „Dein luftiger und fröhlich wallender Begleiter im Alltag, der deine innere Stärke nach außen trägt“, so die Gründerin.
Valle ō Valle feiert Größeninklusivität, indem es sich von den gängigen Größenmodellen verabschiedet. Kund*innen suchen sich den Kimonorah so aus, wie er am besten passt, ohne sich dabei vom konventionellen Größenverständnis eingeschränkt zu fühlen. Die Kimonorahs werden in Europa produziert und bestehen aus Stoffen wie GOTS-zertifizierter Bio-Baumwolle, Lyocell oder Deadstock. Um Überproduktion zu vermeiden, gibt es zwei Kollektionen im Jahr mit limitierter Stückzahl.
Dawn Denim – nachhaltige Denim für große Größen
„Eine passende Jeans für dich und für unsere Zeit, entwickelt für jede Form und jedes Körpergefühl – das ist unser Anspruch“, schreibt die Berliner Marke Dawn Denim, die jüngst den Weg gegangen ist, ihre Größen bis Jeansgröße 40 (Inchgröße) zu erweitern.
Damit ist Dawn Denim eines der wenigen nachhaltigen Modelabels, das Jeans über die Größe 32 hinaus anbietet. Mitgründerin des Labels Ines sagt: „Die Entscheidung, das Größenangebot zu erweitern, ist ein echtes Investment. Für uns war diese Entscheidung dennoch enorm wichtig. Als faires Label möchten wir niemanden ausschließen.“
Die Denim Brand bietet verschiedene klassische Jeans-Fits an – von Flared über Skinny bis zu geraden Schnitten.
Call me Bina – Größenfluide Mode
Das größeninklusive Label Call me Bina bietet Kleidergrößen von Größe 32 bis Größe 68 an. Das Besondere: Alle Kleidungsstücke sind größenfluide geschnitten, wodurch sie auch über mehrere Größen hinweg passen. Sie lassen sich wickeln, schnüren und mit Schnallen verstellen, weil manche Körperpartien nun einmal unterschiedlich viel Platz benötigen. Keine weiß das besser als Gründerin Sabrina Hummel, die Mode liebt, aber nicht einsieht, dass Kleidung ihr in den zyklusbedingten Blähbauch einschneidet oder die Bewegungsfreiheit raubt.
Größtmögliche Freiheit unter nachhaltigen Bedingungen, lautet ihr Motto. Daher produziert das Label seine Kollektionen in langjährig geführten Schneidereien in Polen zu fairen Arbeitsbedingungen und unter Verzicht auf Plastik, Elastan oder Polyester.
Dariadéh – Wardrobe Classics & Basics
Dariadéh ist das Fair-Fashion-Label von Unternehmerin und Creatorin Madeleine Alizadeh. Auch, wenn sie als kleines Label geringere Stückzahlen umsetzt, war es ihr von Anfang an wichtig, in kleinen familiengeführten Nähereien in Portugal, Serbien und in der Türkei zu produzieren und dabei auch möglichst inklusive Größen zu führen. Die Sizerange reicht von XXS-XXXL und bietet auch Hosen in Tall-Längen an.
Mit jeder getätigten Bestellung spendet Dariadéh 50 Cent an karitative Zwecke. Zusätzlich ist in dem Onlineshop auch eine Preis-Transparenz zu finden, die den Kund*innen aufschlüsselt, wie sich der Verkaufspreis genau zusammensetzt.
Quatschköpfe – Größeninklusive Everyday-Pieces
„Warum soll eine S immer eine 36 sein? Die durchschnittliche Körperform der Menschen ist nicht der Durchschnitt, den die Industrie dafür vorgesehen hat! Das muss dringend geändert werden.“
Das Bonner Label Quatschköpfe macht wovon Andere nur reden und hat die eigene Größentabelle auf ein realistisches Level angepasst. Eine M entspricht dementsprechend einer 40-44 (nicht wie sonst häufig einer 38). Das Fair Fashion Label ist eigentlich auf mitwachsende Kindermode spezialisiert, setzt die Größeninklusion aber auch für Erwachsene um und produziert in Deutschland in einer kleinen Nähmanufaktur nur das, was auch wirklich bestellt wurde.
Die Größen bei Quatschköpfen reichen bis 52.
Plus Babes Vintage
Plus Size Mode war für Gründerin Alissa schon lange ein Thema. Nachdem sie sich mehr und mehr mit Nachhaltigkeit beschäftigte, wollte sie immer weniger bei Fast Fashion Brands kaufen und lieber auf Vintagemode setzen. Da sie kaum einen Shop fand, der eine gut kuratierte Auswahl an Vintagekleidung in größeren Größen bietet, gründete sie ihn kurzerhand selbst. „Ein paar ‚Oversize‘ Pullis und Shirts waren dabei, aber ich wollte schöne Blusen, flatternde Kleider und knallbunte Röcke. Da ich nichts dergleichen fand, habe ich mich dazu entschlossen, es selbst in die Hand zu nehmen.“
Von Vintage Strickjacken bis hin zu Vintage Kleidern findet sich bei Plus Babes Vintage eine große Auswahl für Fans gut erhaltener Secondhandkleidung bis Größe 52.
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Chlench – für Anlasse und Statement Pieces
Modefans, die es etwas schicker und ausgefallener mögen, könnten beim Label Chlench fündig werden. Gründerin Christine war zunächst Plus Size Fashion Bloggerin, bevor sie mit ihrer Marke auch zur Unternehmerin wurde. Mit Chlench möchte sie eine Lücke schließen und hochwertige Mode in großen Größen mit hohem Styleanspruch anbieten.
Christine sagt: „Mode soll Spaß machen und niemanden in ein starres Korsett zwängen. Erlaubt ist, was gefällt!“
Das setzt die Gründerin auch direkt in der eigenen Größentabelle um, die sich von gewohnten Größennamen abwendet und stattdessen ihre Größen mit 1 bis 6 benennt und die dazugehörigen Maße angibt. Das entspricht einen Größenspektrum von 44 bis 56.
Nachhaltigkeit ist der Stuttgarter Marke ein Anliegen. So wird in Deutschland und Europa produziert, Finanzen werden über eine ethische Bank abgewickelt. Die Transparenz zur Produktion ist allerdings ausbaubar.
Adieu Cliché – Statement Prints
Adieu Cliché ist ein Label von Frauen für Frauen aus München. Adieu Cliché möchte, dass sich alle Frauen großartig fühlen können – egal, ob als Mutter oder Nicht-Mutter. Mutterschaft führt in der Modeindustrie jedoch oft dazu, dass Frauen separiert werden. Es gibt dann “Maternity”-Linien und “reguläre” Frauenkollektionen. Dabei sind Mütter doch auch immer noch Frauen. Adieu Cliché kreiert deswegen inspirierende Prints auf T-Shirts und Sweatern, die empowern und/oder mit einem Augenzwinkern Mutterschaft und Frausein in das derzeitige Jahrhundert holen. Dabei bieten sie eine Größenauswahl von XS bis XXL an und drucken lokal auf Fairtrade-Bio-Baumwoll-Produkte. Alle Shirts haben einen lockeren, oversized Schnitt und sind unisex. Produziert, bedruckt und bestickt werden die Shirts und Sweater aus organic Cotton in Bayern.
Weitere Fair-Fashion-Labels und nachhaltige Mode für große Größen:
Inaska – Activewear und Bademode (Vieles bis Größe XXL, einige Teile bis XXXL)
Hessnatur – Nachhaltige Kollektionen (bis Größe 48)
Trigema – Sportbekleidung und Basics (bis Größe 5XL)
Maas Natur – Breites Sortiment für Alltag und Basics (bis Größe 48)
Loud Bodies – Ausgefallene Kleider (XXS bis Größe 7XL)
Son de Flor – Lockere Kleider (XXS bis Größe XXL)
Kids of the diaspora – Sportliche Statement Pieces (bis Größe XXXL)
Denim Blouson bei Bridge & Tunnel – Upcycling Jacke (bis Größe XXXL)
Titelbild:
Dieser Artikel wurde 2020 erstmalig von Jana Braumüller geschrieben. Aktualisierung durch unsere Autorin Marie Krutmann und Fashion Changers Co-Gründerin Vreni Jäckle: 2023
2 Antworten auf „Nachhaltige Mode in großen Größen – 10 Fair-Fashion-Labels“
NiCHT UNBEDINGT AUF DIESES pOSTING BEZOGEN, aber ich bin begeistert von eurem projekt! vielen Dank für eure tolle arbeit hier und die spannenden und inspirierenden artikel! es freut mich so sehr, dass fair fashion nicht mehr ganz so sehr eine nischenangelegenheit ist, sondern auf dem aufstrebenden ast – auch dank unermündlichem einsatz von tollen frauen wie euch.
Vielen lieben Dank, liebe Lisbeth. Das freut uns mega und pusht uns auch genau da weiterzumachen. Liebsten Dank also!